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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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sehr zu Herzen, dass es oft den Anschein hatte, als hätte sich der Journalist schon längst in Appels Managementbüro breitgemacht. War Bruce zunächst ganz Feuer und Flamme für die Idee, als Born to Run -Nachfolger ein Livealbum herauszubringen, das Appel CBS bereits in Aussicht gestellt hatte, änderte der Rockstar komplett seine Meinung, nachdem Landau ihm zu bedenken gegeben hatte, dass es für ihn viel zu früh sei, eine solche Platte auf den Markt zu bringen. Auch Appels ehrgeiziger Plan, im Sommer mit einem mobilen sechstausend Zuschauer fassenden Zirkuszelt auf Tour zu gehen, wurde schnell ad acta gelegt, nachdem Landau auf mögliche logistische Probleme hingewiesen hatte. »Er [Bruce] wurde ganz schön giftig und sagte, das [sei] das Dümmste, was er je gehört habe«, erklärte Landau damals. »Er sagte: ›Ich kann nicht fassen, dass ich überhaupt zehn Minuten darüber nachgedacht habe!‹« Landau war offenbar überrascht darüber, wie schnell und radikal Bruce seine Meinung ändern konnte.
    Bruce erhielt mittlerweile etliche Angebote. Einige waren so lukrativ, dass er seine Geldsorgen schon nach nur einer Show hätte vergessen können. Zum Beispiel bot ihm NBC fünfhunderttausend Dollar für einen einstündigen Auftritt zur Primetime, den er nach Belieben hätte gestalten können. Keine Chance, sagte Bruce. Ein Veranstalter aus Philadelphia wollte am 4. Juli 1976 eine Riesenshow im JFK Stadium organisieren, für deren Vorprogramm Bruce höchstpersönlich zwölf junge Bands aus New Jersey auswählen dürfe, die noch keinen Plattenvertrag hatten. Je nachdem wie sich der Kartenvorverkauf entwickelte, würde ihm dieser Gig zwischen fünfhunderttausend und eine Million Dollar einbringen. Doch auch dieses Angebot lehnte Bruce ab. Ein Stadionkonzert sei das Letzte, was er je machen würde, erklärte er damals.
    Bruce’ Anwälte erwirkten einen vorläufigen Waffenstillstand, als sie Appel erlaubten, eine zweimonatige Tour zu organisieren, bei der für alle Beteiligten etwas Geld zu verdienen war. Auf dem Tourplan standen kleinere Orte, in denen sie noch nie zuvor gespielt hatten, zum Beispiel Boone, North Carolina, und Johnson City, Tennessee. Das Projekt trug den nicht allzu vorteilhaften Namen Chicken-Scratch-Tour (was soviel heißt wie Hühnerkrätze-Tour). Die Städte, in denen sie gastierten, hätten das durchaus als Beleidigung empfinden können, hätten sich Bruce und die Band nicht so ins Zeug gelegt.
    Bruce hoffte immer noch, einen Weg zu finden, um sowohl mit Appel als auch mit Landau weiterzuarbeiten. Er unterbreitete seinem Manager ein Angebot, das ihre gemeinsame Zukunft klären und auch ihre vertraglichen Probleme lösen sollte. Appel, erklärte Bruce, müsse nur die bestehenden Verträge zerreißen und die weitaus angemesseneren Bedingungen akzeptieren, über die sie sich ja bereits früher verständigt hatten. Außerdem wollte Bruce die alleinigen Nutzungsrechte an seinen Songs. Wenn sich Appel darauf einließe, könnten sie so weitermachen wie bisher. Es gab eine einzige weitere Bedingung: Von nun an sollte alles Geschäftliche mit Handschlag besiegelt werden. »Ich stand kurz davor, aus dem Vertrag auszusteigen«, sagt Bruce, »hatte keine Ahnung, wie meine nächsten Schritte aussehen sollten. Aber dann schafften es Mike und ich doch noch, alles zu regeln – zumindest glaubte ich das. Das war eine Sache zwischen uns beiden, und wir einigten uns.« Bruce war erleichtert, als er sich von Appel verabschiedete. Doch dann besprach Appel die Angelegenheit mit seinem Vater und der erklärte seinem Sohn, dass er ein Narr sei, wenn er die für ihn so vorteilhaften Verträge zerriss. Daraufhin änderte Appel seine Meinung. »Am nächsten Tag war alles vergessen«, sagt Bruce. »Mir war klar, dass sein Vater irgendwie die Hand im Spiel hatte. Und damit war die Sache erledigt.«
    Heute kann Bruce gelassen auf diese Zeit zurückblicken. Aber 1976 empfand er Appels abrupte Kehrtwende als Affront. »Er vertraut mir nicht!«, sagte Bruce wutschnaubend zu Landau. »Mike weiß, dass ich tausendprozentig zu meinem Wort stehe und dass ich mich an unsere Abmachung halte. Trotzdem lässt er sich nicht darauf ein!«
    Damit spitzte sich der Konflikt so weit zu, dass er schließlich vor Gericht landete. Bruce betraute Mayer mit der Geltendmachung seiner Ansprüche, Appel ließ sich von Leonard Marks vertreten. Beide Anwälte verfügten jeweils über eine kleine Armee aus Partnern, Teilhabern, Ermittlern und

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