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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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sie an. »Warum seid ihr Arschlöcher nicht da draußen und macht Musik?«
    Also gingen sie wieder raus, und die Menge johlte. Die Jungs gingen an ihre Instrumente und legten los mit ihrem lauten, harten Rock’n’Roll. Die Songs waren größtenteils unbekannt, viele waren Eigenkompositionen von Bruce und einige davon noch nicht einmal eine Woche alt. Auch wenn nicht jedes Wort deutlich zu verstehen war, konnte ein ganzer Campus voller christlich erzogener Kleinstadtteenies unmöglich die Blasphemie überhören, die allein schon in dem Wechselspiel zwischen getragener Kirchenorgel und Vollgasrockpassagen in dem Song »Resurrection« steckte. »Special low price on three Hail Marys!«, bellte Bruce am Ende einer Strophe, bevor er zu einem weiteren Solo ansetzte. »My soul is clean again. Hey!«
    Die Menge tanzte ausgelassen und holte die Band nach dem Ende ihres regulären Sets mit lautstarken Zugabeforderungen noch dreimal auf die Bühne zurück – laut einem Artikel in der Collegezeitung das i-Tüpfelchen auf einer »furiosen, bewusstseinserweiternden Show«. Das Fazit lautete: »Sie rockten alles weit und breit in Grund und Boden.« Tatsächlich waren wegen der Lautstärke Beschwerden von Personen eingegangen, die bis zu einer Viertelmeile entfernt auf der Norwood Avenue wohnten. Nach der Show, als die Band gerade ihre Verstärker abbaute und Stromkabel aufrollte, ging Barry Rebo zu Bruce, um sich ihm vorzustellen. Der, so erinnert sich Rebo, war noch völlig benommen. »Er war offenbar total überwältigt von der Reaktion des Publikums. Mir fiel sofort auf, dass er mich gar nicht ansah, während wir uns unterhielten, was wirklich erstaunlich war, wenn man bedenkt, wie selbstbewusst und energisch er kurz zuvor auf der Bühne gewesen war. Ich hatte noch nie jemanden getroffen, dessen Verhalten abseits der Bühne sich so sehr von dem auf der Bühne unterschied.«
    Ähnlich erfolgreich war die Band bei einem kostenlosen Open-Air-Konzert, das im dreihundertfünfzig Meilen südlich von Asbury Park gelegenen Richmond, Virginia, stattfand. Organisiert hatte den Gig Billy Alexander, Wests ehemalige und zukünftige rechte Hand, der inzwischen dort aufs College ging. Er hatte sich mit den Geflogenheiten in den Clubs und Bars der Stadt sowie auf den Collegepartys schnell vertraut gemacht und West überredet, ihn dort ein kostenloses Parkkonzert veranstalten zu lassen. Vorgeblich wollte Alexander damit einen Beitrag zu den Festivitäten am Ende des Collegejahres leisten, insgeheim plante er jedoch, den Markt in Richmond für eine Reihe von kostenpflichtigen Gigs zu erschließen, die er zu Beginn des neuen Schuljahres organisieren wollte. Die eintrittsfreie Show am Nachmittag zog vier- bis fünfhundert Zuschauer in ihren Bann, die so begeistert waren, das sie für Bruce und die Band die Basis einer Fangemeinde wurden, die ihnen noch jahrelang treu bleiben sollte.
    Mitte Juni kündigten Bruce’ Eltern ihre Jobs, packten ihre Sachen, luden sie und ihre jüngste Tochter Pamela in ihr Auto und kehrten Freehold den Rücken – in Dougs Augen für immer. Die Zeit bis zu ihrer Abreise war nicht einfach gewesen. Dougs Zustand war im Verlauf des Frühjahrs immer wieder kritisch gewesen. Eine Zeit lang hatte Adele sogar befürchtet, dass auf der langen Fahrt bis zur Westküste irgendetwas Schreckliches geschehen könnte. »Er bildete sich Dinge ein, die einfach nicht wahr waren«, sagt sie. »Gut, er war halt manisch-depressiv, aber …« Ihre Gedanken schweifen ab. »Man könnte eine Menge erzählen, doch belassen wir es dabei«, sagt Ginny.
    Bruce, der allein in dem Haus in der South Street zurückblieb, schaute seiner Familie gleichermaßen erleichtert wie wehmütig hinterher. »Es war hart, weil ich meiner kleinen Schwester so nahe gestanden hatte«, sagt er. Doch Bruce konnte die Entschiedenheit nachvollziehen, mit der sein Vater Freehold und den Geistern seiner Vergangenheit entkommen wollte. Zugleich sehnte er sich danach, sich den Eltern und ihren Erwartungen – insbesondere bezüglich seiner Collegeausbildung – zu entziehen und zu sehen, wohin ihn seine wahren Ambitionen und das, was ihn innerlich antrieb, bringen würden.
    Nur wenige Wochen später lernte Bruce an der Bar des Student Prince Clubs in Asbury Park Pam Bracken kennen. Bracken, die gerade ihr erstes Jahr an der Kent State University absolviert hatte, war hingerissen von dem sympathischen jungen Musiker, der gerade eine Limonade schlürfte. Insbesondere

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