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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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seine Gitarre und spielte einen Song.«
    Er begann mit »No Need«, einer Ballade über ein hübsches, reiches Mädchen, das sich an der Unbeholfenheit des lyrischen Ichs nicht stört, weil es die Schönheit in seiner Musik zu erkennen vermag. »And she knows I stumble when I talk«, sang Bruce, »so she says: ›Don’t talk at all babe, just sing.‹« Irgendetwas an diesem Song – vielleicht war es die Kombination aus der Melodie, Bruce’ bewegendem Text und seinem unerschütterlichen Glauben an seine ganz eigene Stimme – elektrisierte die drei Männer. »Mike, Jimmy und ich starrten uns mit offenen Mündern an«, erinnert sich Spitz. Anschließend spielte Bruce »Cowboys of the Sea«, »If I Was the Priest« und »It’s Hard to Be a Saint in the City«. Bei der letztgenannten Nummer beschleunigte sich Appels Puls spürbar. Es folgten noch ein paar andere Songs, darunter frühe Versionen von »For You« und »Angel«, doch Appel und Cretecos hatten ihre Entscheidung längst gefällt. Als Bruce aufgehört hatte zu spielen, sagte ihm Appel, dass diese Songs wesentlich besser seien als die, die er ihm vor ein paar Monaten präsentiert hatte. Sie hätten ihn mit ihren anschaulichen Texten, überraschenden Akkordwechseln und eindrucksvollen Melodien überzeugt. Es seien anspruchsvolle Songs, die die Musikindustrie gewiss aufhorchen lassen würden, fuhr Appel fort. Er und Jimmy würden daher sehr gerne mit ihm zusammenarbeiten. Und falls Bruce einen noch leidenschaftlicheren Manager finden könne – einen, der sich noch mehr den Arsch für ihn aufreißen würde, der noch mehr an ihn glauben würde –, dann könne er ihm nur empfehlen, bei dem zu unterschreiben.
    Appels Worte waren ähnlich leidenschaftlich wie die Songs, die Bruce zuvor gesungen hatte. Nachdem der diese völlig unerwartete Reaktion verdaut hatte, versprach er, am nächsten Tag wiederzukommen, um Vertragsfragen und alles Weitere zu besprechen. Er verabschiedete sich und ließ Appel und Cretecos mit Spitz zurück, der mit glänzenden Augen da saß. »Ich war völlig hin und weg«, sagt er. »Ich hätte meine eigene Mutter verkauft, um mit diesen Jungs zusammenzuarbeiten. Und das wussten sie.«
    Die drei Männer machten Feierabend und gingen in eine nahegelegene Burger-Heaven-Filiale, wo sie etwas aßen und stundenlang über ihre Pläne für die nächsten Wochen und Monate sprachen. Jetzt hatten sie ihre große Chance bekommen, davon war Appel überzeugt. Farrell, der in erster Linie für den von ihm geschriebenen Superhit »Hang on Sloopy« bekannt geworden war, versorgte damals fast ausschließlich den Sender ABC mit Songs für die Band aus der TV-Serie Die Partridge Familie. Appel und Cretecos hatten schon lange nach einer Möglichkeit gesucht, sich von dem Partridge -Zirkus zu verabschieden, und Appel hegte keinen Zweifel daran, dass Springsteen ihnen neue Türen öffnen würde. Wenn dieser Junge erst einmal einen Managementvertrag mit ihnen geschlossen hatte, mussten sie alles andere aufgeben. Er hatte Bruce versprochen, sich mit Haut und Haaren für ihn einzusetzen. So wie er, der sich voll und ganz der Musik verschrieben hatte, mussten auch sie alles geben. »Um Mitternacht waren wir uns einig, bei Farrell zu kündigen«, sagt Spitz.
    Selbstverständlich nicht sofort. Da sie vertraglich dazu verpflichtet waren, Farrell alle potenziellen Neuentdeckungen vorzustellen, wurde Appel bei seinem Boss vorstellig. Ob er tatsächlich glaubte, dass sich der Mann, der hinter Keith Partridge (alias David Cassidy) stand, für einen so ungeschliffenen Musiker wie Bruce interessieren würde, sei dahingestellt. Auf jeden Fall führte Appel den wie immer ziemlich zerzaust aussehenden jungen Musiker in Farrells Büro. Zwei Songs und zehn Minuten später waren sie wieder draußen. »Er war nicht sein Fall, daher verzichtete er auf Bruce«, sagt Appel und wirkt dabei, als könne er das heute noch nicht fassen.
    Nachdem sie ihrer vertraglichen Verpflichtung Genüge getan hatten, waren Appel und Cretecos die nächsten Monate mit dem Aufsetzen von Verträgen und Vereinbarungen für ihre neue Entertainmentfirma beschäftigt, und damit, für ihren neuen Schützling die Werbe-trommel zu rühren. Den Großteil dieser Arbeit erledigten sie vom Büro von Wes Farrells Sekretariatsleiterin Vel Thornton aus, die häufig in anderen Büros zu tun hatte. Spitz, der an einem Tisch direkt vor Thorntons Büro arbeitete, stieß mit dem Ellbogen gegen die Wand, wenn er sah, dass

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