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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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er je Zweifel gehegt haben, hatte Clemons’ Performance bei »Blinded by the Light« und »Spirit in the Night« sie auf der Stelle zerstreut.
    Als Bruce und Appel meinten, es sei an der Zeit, ein paar Konzerte zu geben, rief der Musiker seine Freunde und Kollegen an, um die fünfköpfige Bruce Springsteen Band als Begleitband zu reaktivieren. Lopez und Tallent musste er nicht zweimal fragen, doch Sancious entschuldigte sich, weil er sein eigenes Album fertigstellen wollte (und schmollte, weil Bruce ihm seinen Bassisten abspenstig gemacht hatte). Daher fragte Bruce Danny Federici, ob er wieder als Keyboarder mit ihm arbeiten wolle. Und auch Clemons bat er mitzumachen. Beide zögerten nicht lange, obschon Clemons dafür Norman Seldin hängen lassen musste, worüber der sich bitter beklagte. »Ich war total sauer«, sagt er. »Ich sagte: ›Clarence, das ist doch nur eine kurzfristige Geschichte.‹ Und in meinen Augen passte er da auch gar nicht rein. Ich sah in ihm einen typischen Herbie-Mann-Jazz-Quartett-Musiker. Aber ob es mir gefiel oder nicht, das war der Weg, für den er sich entschieden hatte.«
    Clemons fügte sich auf Anhieb so hervorragend in Bruce’ perfekt aufeinander eingespielte Gruppe ein, dass man hätte meinen können, er wäre schon immer dabei gewesen, was womöglich auch daran lag, dass er am Rande zu derselben Szene gehört hatte wie die anderen. Tallent kannte er schon aus dessen Zeit als Bassist – und überdies einziger Weißer – in der Rhythm-and-Blues-Formation Little Melvin and the Invaders. »Melvin hatte mal zu mir gesagt: ›Du musst diesen weißen Typen unbedingt kennenlernen! Diesen Funky white boy!‹«, erzählte Clemons, während er sich an die Abende erinnerte, in denen er für den Saxofonisten der Band eingesprungen war.
    »Er kannte die ganzen Jungs, die bei Danelectro arbeiteten«, so Tallent. »Und er war einfach Clarence, deshalb verstanden wir uns auch von Anfang an.« Federici, der es genoss, wieder mit seinen Kumpels aus Steel-Mill-Tagen auf der Bühne zu stehen, fand in Clemons schnell einen verlässlichen Komplizen für all den Schabernack, den er trieb, wenn er nicht gerade Musik machte. Dass Lopez zunächst etwas missmutig auf das neue Bandmitglied reagierte, lag wohl vor allem daran, dass mit ihm ein weiteres Alphamännchen zum Rudel gestoßen war. Doch so loyal wie er Bruce gegenüber jederzeit war, gelang es ihm recht bald, seine Bedenken über Bord zu werfen und Clemons als neues Mitglied jener Gruppe zu akzeptieren, die er selbst gegründet hatte.
    Bruce empfing die Band so freudig wie herzlich und versprach jedem ein wöchentliches Gehalt von fünfunddreißig Dollar, das sich erhöhen sollte, sobald sie mehr und größere Konzerte gaben. Nun seien sie ja alle wieder vereint, erklärte er. Doch diese Band war anders als Steel Mill oder die Bruce Springsteen Band. »Ich war nicht daran interessiert, in einer Band zu sein«, sagt Bruce. »Es reizte mich natürlich, eine Band zu haben. Ich spielte gerne mit ihnen … aber nach den Erfahrungen mit Steel Mill wusste ich, dass basisdemokratische Entscheidungsprozesse in einer Band zu nichts führten.«
    Ähnliches bekamen die Musiker auch von Appel zu hören, der nicht den geringsten Zweifel daran ließ, dass sein Interesse und sein Engagement ausschließlich Bruce Springsteen galten. »Das war nicht mehr Steel Mill, nicht mehr die brüderliche Band von einst«, erinnert sich Lopez. »Wir waren Angestellte, und im Hinterkopf war einem stets bewusst, dass man austauschbar war.« Ganz so drastisch sah Bruce es nicht. »Das waren die Jungs, die ich kannte«, sagt er. »Ich suchte ja keine erstklassigen Musiker. Ich suchte Leute, die wussten, wie man als Gruppe zusammenspielt. Leute, die individuell waren und Charakter hatten.« All das traf auf die Jungs zu; hinzu kam, dass sie sich bereits seit vielen Jahren kannten. »Ich hatte mit diesen Musikern schon reichlich Erfahrungen auf der Bühne gesammelt, bevor wir ins Studio gingen; es waren Leute, die mir halfen, den Sound hinzubekommen, der mir vorschwebte.«
    Die vorerst noch namenlose Band traf sich zu ersten Proben für drei Tage in einer Lounge eines Hotels in Point Pleasant. Von dort aus fuhren sie nach West Chester, Pennsylvania, wo sie am 28. Oktober am State College einen kurzen Auftritt im Vorprogramm des Komikerduos Cheech & Chong hatten. Anschließend ging es zurück Richtung Norden; Springsteen war bei einem von Tinker West organisierten Halloween-Konzert

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