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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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mit Bruce in einer Band gespielt, als nach einem Zwischenfall während einer Aufnahmesession in Blauvelt Anfang Februar ihre Zusammenarbeit ein Ende fand. Stephen Appel war am Abend vorbeigekommen, um der Band ihren Wochenlohn auszuzahlen. Als Lopez den Betrag nachzählte, stelle er fest, dass es mehrere Hundert Dollar weniger waren als sonst. Sofort brannte bei ihm – wie so oft – eine Sicherung durch. Er stürmte aus dem Studio und fand Stephen in der Lounge, wo er sich gerade mit Louis Lahav unterhielt. Während er brüllend schwere Vorwürfe wegen des vermeintlich zu geringen Honorars erhob, stürmte Lopez auf den jungen Mann zu und drückte ihm entweder das Geld mit so viel Schwung gegen die Brust, dass er Stephen versehentlich umschubste (Lopez’ Version), oder er schlug ihm so heftig ins Gesicht, dass Stephen durch eine offene Tür in einen Nebenraum geschleudert wurde (Stephens Version). Was auch immer passierte, Bruce bekam es mit.
    »Bruce sprang wie von der Tarantel gestochen auf«, erzählt Stephen Appel. »Er schrie: ›Verdammt, was machst du da?‹, und Vini rannte raus in den Wald.«
    Stephen rappelte sich wieder auf und schleppte sich über den Parkplatz zu seinem Wagen. Noch bevor er einsteigen konnte, hatte Bruce ihn eingeholt. »Er fragte: ›Was zum Teufel ist da passiert?‹, und ich antwortete: ›Du hast es ja selbst gesehen.‹« Kurz darauf fuhr der Teenager mit quietschenden Reifen davon und ließ Bruce mit der Frage zurück, ob er seinem davongelaufenen Drummer hinterherrennen oder wieder ins Studio zurückgehen sollte, wo die anderen auf ihn warteten.
    Zwei Tage später stand Bruce in Bradley Beach bei Lopez vor der Tür, wo auch er sein Equipment untergestellt hatte. Er klopfte an, ging herein und sagte in eisigem Ton: »Hey, Mann, du bist gefeuert.«
    Lopez schüttelte ungläubig den Kopf. Was wollte ihm Bruce sagen?
    »Ganz einfach, du bist nicht mehr in der Band.«
    Der Drummer versuchte noch einmal zu verhandeln: Er hatte Mist gebaut, das war ihm klar. Wenn es die Art war, wie er spielte, dann würde er eben mehr üben. Was es auch war, er verdiene eine zweite Chance. Jeder bekommt eine zweite Chance, nicht wahr?
    »Nein«, sagte Bruce. »Es gibt keine zweiten Chancen. Wir leben in einer Ellenbogengesellschaft.«
    »Ich merkte, dass er sich dabei unwohl fühlte«, sagt Lopez heute. »Aber er war eben Bruce. Er stand einfach ein kleines bisschen über den Dingen.«
    Lopez wollte sich mit dieser Entscheidung nicht abfinden. Er redete auf Bruce ein. Er wurde wütend. Er stand kurz davor, ihn anzufehen. Und dann, erinnert er sich, wurde es richtig fies. Bruce sagte ihm, dass er ein beschissener Drummer sei und dass Kritiker und Freunde ihn schon lange bekniet hätten, ihn zu ersetzen, und dass er jetzt keine andere Wahl mehr habe. Zu guter Letzt warf ihn Lopez raus. »Normalerweise half ich ihm, sein Equipment ins Auto zu laden«, sagt er, »aber dieses Mal konnte er es alleine machen.«
    Der erste neue Drummer, der sich vorstellte, war Johnny Arnzt, ein knallharter und ungemein präziser Schlagzeuger aus Asbury Park, der schon als Teenager mit Tallent und Federici zusammengespielt hatte. Doch dann schleppte Sancious Ernest »Boom« Carter an, den enorm vielseitigen Drummer aus Richmond, der bereits zusammen mit ihm und Tallent in Sancious’ erster Fusion-Jazz-Formation gespielt hatte. Er passte perfekt zu ihnen. »Dieser Kerl spielt tatsächlich auf seinem verdammten Schlagzeug«, erklärte Bruce einem Reporter im Verlauf der ersten Tour, bei der Carter dabei war. »Er spielt sehr subtil. Er schlägt nicht wild drauflos und drischt nicht auf die Drums ein. Er ist zurückhaltend. Ein sehr feiner Kerl.«
    Carter arbeitete sich rasch in die Songs ein. Schon nach einer Woche proben war er soweit, dass er mit der Band auftreten konnte. Mike Appel hatte trotzdem einige Shows abgesagt, um ihm genügend Zeit zu lassen. Der Besitzer der Satellite Lounge in Cookstown, New Jersey, wollte die Absage jedoch nicht akzeptieren. Es war alles vorbereitet, alle Tickets waren verkauft, und der Konzertabend versprach ein einträgliches Geschäft zu werden. Er sah nicht ein, dass die Sache an einem Drummer scheitern sollte. Appel führte etliche andere Gründe an, warum die Show nicht stattfinden könne: die Aufnahmesessions, allgemeine Erschöpfung und natürlich die Ölkrise. Die nationalen Treibstoffvorräte waren nahezu aufgebraucht; Autofahrer mussten stundenlang an den Tankstellen für ein paar

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