Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
Vom Netzwerk:
weitere Gigs, anschließend ging es wieder für ein bis zwei Tage ins Studio, dann nach Boston, Ohio, Virginia und so weiter – immer dorthin, wo gerade eine Fangemeinde auf einen weiteren E Street Shuffle wartete. Dieses hektische Hin und Her kam Bruce zu jener Zeit durchaus gelegen. Die neuen Songs waren noch nicht komplett fertig, und er wusste auch noch nicht, wie er diesen glatten und zugleich bitterernsten Sound, der ihm für das Album vorschwebte, hinbekommen sollte. Er war nicht in Eile, zumal er mit seinen Liveauftritten gerade ziemlich erfolgreich war. Jedes Mal, wenn er in einen Club oder eine Stadt kam, wo er schon einmal gespielt hatte, kamen mehr Menschen zu seinen Shows als zuvor. Mit dem stetig wachsenden Publikum nahm auch die Gage zu: Statt der mageren siebenhundertfünfzig Dollar, die sein Konzertagent Sam McKeith noch im letzten Jahr für einen Auftritt verlangt hatte, war inzwischen das Dreifache fällig. Immer häufiger planten die Veranstalter dort, wo die Band eine beträchtliche, treue Fangemeinde besaß, größere Konzerte, mit denen sie richtig gut verdienen konnten. So brachte ihnen ein Gig in Richmond Ende Januar stolze viertausendzweihundert Dollar ein.
    Nachdem er sich etwa ein Jahr lang im Dunstkreis etablierter Musiker bewegt hatte, legte Bruce allmählich etwas mehr Wert auf seine Garderobe. Statt zerknautschter, verwaschener Shirts und Kapuzensweater zeigte er sich in strahlend weißen T-Shirts, die er wahlweise mit einer Weste oder einem Pullover kombinierte. Selbst sein Bart machte nun einen etwas gepflegteren Eindruck und sah nicht mehr so zerzaust aus, dafür dunkler und fülliger. Auch die Roadcrew hatte sich verändert. 1 Der Band stand inzwischen eine ganz neue Generation von Roadies zur Seite, die über genügend Erfahrung verfügten, um Probleme vorauszuahnen, sodass es gar nicht erst zu größeren Schwierigkeiten oder gar Absagen kam. Und wenn sie einmal jemanden benötigten, der ein offenes, zielführendes Gespräch mit einem sich nicht ganz korrekt verhaltenden oder gar ausfällig werdenden Zeitgenossen führen sollte, konnten sie immer auf Lopez zurückgreifen. Problematisch war nur, dass sein Temperament leicht mit ihm durchging und er dann nicht mehr in der Lage war, die Folgen seines Tuns zu bedenken – was dummerweise manchmal auch seine Freunde und Kameraden am eigenen Leib zu spüren bekamen.
    Jeder wusste, dass Lopez die Band einst gegründet hatte. Er hatte zunächst Federici ins Boot geholt und mit ihm zusammen Bruce unter die Lupe genommen, den sie Anfang 69 baten, sich mit ihnen zusammenzutun. Seitdem hatten Lopez und Bruce ununterbrochen zusammen gespielt, und obschon dem Drummer bewusst war, wer von ihnen die Songs schrieb, sang und Leadgitarre spielte, bildete er sich durchaus etwas darauf ein, das dienstälteste Mitglied der Formation zu sein. Man sehe sich nur einmal die Aufnahme auf der Rückseite des Covers von The Wild, the Innocent & the E Street Shuffle an: Bruce und Clemons lehnen sich gegen den Fensterrahmen, alle anderen sitzen oder hängen locker in den Seilen, nur Lopez steht in seinem offenen Hemd aufrecht hinter allen anderen und lässt die Muskeln spielen wie ein siegreicher Held. »Wegen dieses Bildes nannten mich [einige Fans] lange Zeit Bruce«, so Lopez.
    Vonseiten der Kritiker musste sich der Drummer Vorwürfe wegen seines nicht ganz sauberen Spiels gefallen lassen, doch sein Boss beschwerte sich nie darüber. »Er hatte diesen wilden exzentrischen Sound«, erinnerte sich Bruce dreißig Jahre später. »Ein famoser Stil, der hervorragend zu diesen [ersten] beiden Alben passte.« Doch Bruce wusste, dass sein drittes Album gradliniger und disziplinierter klingen musste. Und dementsprechend würde sich die Band umstellen müssen. Doch dabei standen Lopez in erster Linie seine Fäuste im Weg. Der zunehmend offen ausgetragene Zwist zwischen ihm und Clemons drohte allmählich außer Kontrolle zu geraten. Beispielsweise endete ein Streit aus einem läppischem Anlass 2 damit, dass sie in dem Haus, in dem sie zusammen mit Federici wohnten, Mobiliar zerlegten, Wände einschlugen und Clemons schließlich eine schwere Lautsprecherbox wie eine tödliche Waffe umherschwenkte. »Ich war der Meinung, ich müsste ihn mal ein bisschen erschrecken«, erklärte Clemons. Die Botschaft kam auf jeden Fall an. »Er packte mich am Kragen und ließ mich zappeln«, so Lopez. »Er war nun mal ziemlich groß. Danach bin ich ausgezogen.«
    Fünf Jahre hatte Lopez

Weitere Kostenlose Bücher