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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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allerdings nicht davon abhielt, seiner quälenden Neugier an Ort und Stelle nachzugeben.
    »Er kam direkt auf mich zu und fragte: ›Wo ist Diane?‹«, erzählt Schwartz (die heute Debbie Colligan heißt). »Mensch, du gibst hier gerade ein Konzert!«, schrie sie zurück. Doch das ließ Bruce kalt. Er musste unbedingt wissen, wo sie war, sofort. Colligan gab zu, dass Lozito eine Zeit lang bei ihr in Nantucket gewohnt hatte, vor Kurzem jedoch nach Boston gezogen war. »Ich konnte es nur zwei Wochen mit ihr aushalten!«, schrie Colligan. »Sie ist verrückt!« Und während er wieder zur Mitte der Bühne zurückging, nickte Bruce und brüllte in ihre Richtung: »Ich weiß!«
    »Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass sie gerade ›Spirit in the Night‹ spielten, den Song, den er über sie geschrieben hatte«, so Colligan.
    Die Liebeslieder, die Bruce inzwischen schrieb, waren weniger von gutmütigen Waldgeistern als von quälenden Dämonen bevölkert. Es waren Geschichten eines nicht mehr ganz so jungen Liebenden über Romantik, Besessenheit und Versprechen, die im Laufe Zeit gebrochen werden. Die frühe, längere Version von »She’s the One« – deren Text später teilweise für »Backstreets« wiederverwendet wurde – beginnt in einem Zustand erotischer Obsession (wegen der Frau mit den »killer graces« und dem Wissen um »secret places«), gefolgt von Erinnerungen an enttäuschte Erwartungen, vertane Chancen, Verlassenwerden und eine Liebe, die »just like the sun« ist. Der Text ist ein wildes Durcheinander, überfrachtet mit einer mehrdeutigen Metaphorik und einander zuwiderlaufenden Situationen und Handlungsfäden. Aber »She’s the One« war auch noch nicht fertig, der Song brauchte Zeit, sich zu entwickeln. Ebenso wie das gerade erst begonnene Album, auf dem die Nummer erscheinen sollte, war er erst fertig, wenn er fertig war, wie Bruce es ausdrückte.
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    1   Albee Tellone und Big Danny Gallagher waren Ende 73 ausgestiegen.
    2   Auslöser war entweder Clemons’ Weigerung, nach einem ausgedehnten Kiffergelage die Küche aufzuräumen, oder dass, wie Clemons es ausdrückt, »Vini mich schließlich total auf die Palme brachte.«
    3   Angeblich hatte irgendein hohes Tier bei Columbia/CBS die Vertriebsmitarbeiter angewiesen, den Einzelhändlern den Tausch von Greetings und Wild gegen Billy Joels erstes Columbia-Album Piano Man anzubieten.
    4   Dafür bot sich nun allerdings anderen gewieften Unternehmern die Chance, in dieses lukrative Geschäft einzusteigen und ihre eigenen Springsteen-/E-Street-Band-T-Shirts, -Aufkleber und so weiter an die Fans zu verkaufen.
    5   Umgetextet zu »Then She Kissed Me«.

Kapitel 13
WENN WÜNSCHE IN ERFÜLLUNG GEHEN
    Die meisten Kritiker überboten sich geradezu dabei, Born to Run in den Himmel zu loben. »Der leidenschaftlichste und kraftvollste Rock’n’Roll seit knapp einem Jahrzehnt«, jubelte Robert Hilburn in der Los Angeles Times. Das war schon mal ganz gut, doch im Vergleich zu dem Artikel von John Rockwell, dem Chefkritiker der New York Times, wirkt dieses Fazit allerdings fast schon ein bisschen dürftig. »Mr. Springsteen hat so herausragende und vielfältige Talente, dass allein der Versuch, sie in so wenigen Zeilen zu würdigen, größte Schwierigkeiten bereitet«, schrieb Rockwell. Und: »Diese Platte muss man einfach haben.« Im Rolling Stone erklärte Greil Marcus, ein Landau intellektuell mindestens ebenbürtiger Kritiker, Born to Run zu einem »großartigen Album, das jede Wette rechtfertigt, die je auf [Springsteen] abgeschlossen wurde«. Die Kritik in der Creem stammte aus der nikotionvergilbten Feder des Exzentrikers Lester Bangs, der mit seiner ätzenden Tinte schon so manch schwülstigen Hit und prätentiösen Musiker in Grund und Boden geschrieben hatte. Während Bangs an Columbias PR-Kampagne, mit der er sich zuerst befasste, kein gutes Haar ließ, konnte er sich in seiner Begeisterung für Bruce’ Musik kaum zügeln. »Bruce Springsteen ist ein amerikanisches Original und Born to Run höchstwahrscheinlich die beste Platte des Jahres«, schrieb er. Und: »In einer Zeit, die so erbärmlich ist wie unsere und in der unsere Ansprüche immer geringer werden, ist Springsteens Musik erhaben und leidenschaftlich, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, … wir können uns mit ihm erheben und uns an diesem talentierten Straßenjungen berauschen, der auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft ist und dem als Musiker und Texter gerade

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