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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Blutuntersuchungen zu der Überzeugung gelangt, dass bei Herrn Vasquez, bedingt durch übermäßigen Konsum von Alkohol, eine schwere Leberschädigung vorliegt. Die hat wohl, vermutlich im Zusammenhang mit anderen Faktoren, dafür gesorgt, dass seine Blutgerinnung in erheblichem Maß gestört ist.«
    Wieder machte er eine Pause.
    »Der Neurochirurg hat mir erklärt, dass er so etwas noch nie erlebt habe. Es war genau so, als ob man einen Wasserhahn geöffnet hätte , beschrieb der Kollege die Blutung.«
    »Das heißt, wenn ich Sie richtig verstehe, dass wir Herrn Vasquez in der nächsten Zeit nicht vernehmen können?«
    Dr. Berger schüttelte betrübt den Kopf.
    »Nein, daraus wird sicher nichts. Ich bin zwar kein Neurochirurg, aber selbst ich würde so weit gehen zu sagen, dass Sie Ihre Hoffnungen auf eine Vernehmung des Herrn dauerhaft begraben müssen.«
    Hain riss die Augen auf.
    »Sie wollen damit sagen, dass er …?«
    Berger nickte.
    »Das wird nichts mehr mit dem Mann, dafür ist ein viel zu großes Areal in seinem Gehirn massiv geschädigt. Zumindest ist das die Aussage meines Kollegen, und der sollten wir in diesem Fall vertrauen.«
    Der Oberkommissar steckte seinen Notizblock zurück in die Daunenjacke.
    »Das war’s dann wohl.«
    Wieder ein zustimmendes Nicken des Arztes.
    »Ich wünschte, ich hätte Ihnen etwas Angenehmeres sagen können, meine Herren.«
    »Lassen Sie mal, Sie können ja nichts dafür. Trotzdem natürlich vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns zu sprechen.«

    *

    »Was für eine Scheiße«, brachte Hain die Gedanken der beiden auf einen kurzen Nenner. »Jetzt stehen wir nämlich mit komplett heruntergelassenen Hosen da.«
    Der junge Oberkommissar trat tänzelnd von einem Bein aufs andere.
    »Mit nacktem Arsch, sozusagen.«
    Lenz, der mit dem Telefon in der Hand neben seinem Kollegen am Ausgang des Klinikums stand, drückte auf die rote Taste und schob das Gerät zurück in die Jackentasche.
    »RW ist nicht zu erreichen. Ich probiere es bei Frau Ritter, vielleicht haben wir ja bei ihr Glück.«
    Er wies mit dem Daumen hinter sich in Richtung des langen Flurs, den sie gerade verlassen hatten.
    »Ansonsten müssen wir es halt noch einmal bei der Rezeptionistin versuchen.«
    Keine Minute später hatte die Polizistin, von der die beiden am Tag zuvor um Hilfe gebeten worden waren, ihm die Meldeadresse von Adolfo Vasquez durchgegeben.
    »Rothfelsstraße. Schon mal gehört?«
    Hain schüttelte den Kopf.
    »Nein. Aber wenn du meinem Navi eine Chance gibst, können wir gern von hier und aus dieser Eiseskälte verduften.«
    »Du bist doch dick angezogen, was stellst du dich denn so an?«
    »Leider verfüge ich, im Gegensatz zu dir, nicht über diesen walähnlichen, körpereigenen Schutzpanzer aus Speck.«
    »He, he, nun bleib mal auf dem Teppich, Cowboy«, knurrte Lenz. »Nur weil ich ein klein wenig mehr Unterhautfettgewebe habe als du, ist das noch lang kein Grund, mich hier als Pummel abzustempeln.«
    Sein Mitarbeiter warf ihm einen gekünstelt verächtlichen Blick zu.
    »Nun hör aber mal auf. Dein Body-Mass-Index nähert sich doch bedrohlich meinem Intelligenzquotienten.«
    »Ui«, griff der Hauptkommissar diese unfreiwillige Steilvorlage auf, »da will ich dir jetzt aber mal gar nicht widersprechen. Vorgestern, als ich meinen verfetteten Kadaver zuletzt auf die Körperfettwaage gewuchtet habe, war das Ergebnis knapp unter 23. Das sollte, wenn ich mir deine Hirnleistung so anschaue, der Sache ziemlich nah kommen.«
    »Vergiss es«, nölte Hain, dem erst in diesem Augenblick die ganze Tragweite seines daneben gegangenen Vergleichs bewusst wurde. »Das, was du als Körperfettwaage ansiehst, ist wahrscheinlich ein Promilletester von den Kollegen der Verkehrspolizei, und du hast dich wohl eher im Promillefeld bewegt als in der Prozentabteilung.«
    »Keine schlechte Replik, wirklich nicht«, grinste Lenz über das ganze Gesicht, »aber diese verkackte Nummer rettest du mit keinem Argument der Welt mehr.«
    »Ach was, das brauche ich doch gar nicht. Objektiv betrachtet bist du wirklich ein bisschen runder geworden in den letzten Jahren.«
    »Das will ich ja auch gar nicht bestreiten, aber eine Walverwandtschaft lass ich mir deshalb noch lange nicht andichten.«
    »Damit«, wollte Hain das Thema nach ein paar Sekunden des Überlegens sanft beendigen, »hätten wir uns auch über dieses Sujet mal wieder bis zum Schlussakkord ausgetauscht.«
    »Nicht so schnell, junger

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