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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zurückzukehren.
    Der Kanonikus Eudo verbrachte offenbar die Nacht im Haus des Abtes, um mit diesem noch alle Einzelheiten der morgigen Hochzeitszeremonie zu besprechen.
    Der joviale Klang ihrer Stimmen verriet, daß sie Wein getrunken hatten, wenn auch gewiß nicht übermäßig viel, denn Radulfus schätzte Mäßigkeit und ließ nur so viel servieren, wie er für angemessen erachtete. Im gelben Licht der Laterne waren die drei Gestalten in allen Einzelheiten zu erkennen. Das Gesicht des Barons verriet seine ausschweifende Zügellosigkeit, aber dennoch zeugte seine Erscheinung von körperlicher und geistiger Kraft und von einem erheblichen Reichtum. Er war keineswegs ein kleiner, unbedeutender Mann. Picard dagegen war in jeder Hinsicht zierlicher - ein dunkler, listiger, fähiger Mann, dessen Verschlagenheit eine gute Ergänzung zu Domvilles brutaler Kraft bildete. Gemeinsam konnten diese beiden jedem Gegner die Stirn bieten. Der junge Mann besaß ein ausgeglichenes Temperament. Er wartete geduldig und beflissen und war anscheinend in eigene Gedanken versunken. Gewiß freute er sich schon auf sein Bett.
    Cadfael sah ihn den Steigbügel seines Herrn halten und glaubte fast, sein unterdrücktes Gähnen zu hören, bevor Domville sein Pferd in Bewegung setzte. Dann bestieg auch Simon Aguilon behende sein Pferd und lenkte es, die Zügel in einer Hand haltend, neben das Domvilles. Der Knappe war gewiß stocknüchtern und war sich wahrscheinlich bewußt, daß es seine Aufgabe war, seinen Herrn sicher nach Hause und ins Bett zu bringen. Picard hob eine Hand und winkte ihnen nach.
    Die beiden Pferde trabten gemächlich zum Tor hinaus, und dann verklang das Trappeln der Hufe auf der Straße, die durch die Klostersiedlung führte, langsam in der Ferne.
    In der Klostersiedlung herrschte Dunkelheit. Nach mehreren nebligen Nächten hatte der mondlose Himmel, an dem die Sterne funkelten, aufgeklart. Die Luft war klar und kalt. In ein oder zwei Fenstern leuchtete Kerzenschein. Am Tor zum Haus des Bischofs warfen die Bäume zu beiden Seiten der Straße tiefe, dunkle Schatten.
    Die beiden Reiter hielten auf der Straße vor dem Tor an.
    Obwohl sie leise sprachen, trugen ihre Stimmen weit in der Stille der Nacht. »Geh schon hinein, Simon«, sagte Domville.
    »Mir steht der Sinn nach etwas frischer Luft. Die Knechte sollen sich schlafen legen.«
    »Und Eure Kammerdiener, Sir?«
    »Sie sollen sich auch schlafen legen. Sag ihnen, ich brauche sie erst wieder morgen früh, eine Stunde nach der Prim, es sei denn, ich rufe nach ihnen. Das sind meine Anweisungen, und ich erwarte, daß sie befolgt werden.«
    Der junge Mann antwortete nichts und neigte den Kopf. In der Dunkelheit war die Bewegung kaum wahrzunehmen. Der Mann, der sich hier, so gefährlich nahe der Stadt, im Schatten verborgen hielt, hörte das leise Rascheln eines Umhangs und das Klirren des Geschirrs, als ein Pferd sich bewegte.
    Gehorsam lenkte Simon sein Pferd auf den Hof, und Domville schüttelte die Zügel und ritt, zunächst im Schritt, dann aber in einem leichten, zielstrebigen Trab, in Richtung Saint Giles.
    Auf der grasbewachsenen Böschung folgte ihm der Schatten mit langen, geräuschlosen, unregelmäßigen Schritten. Für einen Lahmen, dessen Fuß die Krankheit zerfressen hatte, war er überraschend schnell, doch er konnte nicht lange Schritt halten. Aber solange er das stete Hufgetrappel hören konnte, folgte er dem Reiter durch die Klostersiedlung, an dem Hospital und der Kirche vorbei, und dann weiter auf der Landstraße, die nach Worcester führte. Plötzlich erstarb das Geräusch, das sich stetig entfernt hatte, und der Mann hielt kurz inne, um zu bestimmen, nach welcher Seite der Reiter von der Straße auf einen grasbewachsenen Nebenweg abgebogen war. Bis zu dieser Stelle setzte er seinen Weg, langsamer als zuvor, fort.
    Rechts der Straße fiel das Gelände zu jenem Tal ab, das vom Meole-Bach und dem Mühlkanal, der von diesem abzweigte, durchflossen wurde. Auf der Böschung standen in größeren Abständen Bäume und Büsche, während der Baumbestand unten im Tal dichter war. Ein grasbewachsener Weg führte hinunter. Er war so breit und eben, daß man auch nachts bequem auf ihm reiten konnte, besonders jetzt, da die Sterne funkelten und gut die Hälfte der Blätter bereits gefallen waren. Diesen Weg war Huon de Domville geritten - aber die Nacht war still, und es war nichts zu hören oder zu sehen.
    Langsam ging der alte Mann nach Saint Giles zurück, wo seine

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