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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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beantwortet hatte.
    Man hatte sie abgeschirmt und ihr nichts von Joscelins Flucht erzählt, obwohl ihr dies eine Freude und ein Trost gewesen wäre. Und jetzt, da sie aus der vermeintlichen Gewißheit, daß Joscelin im Gefängnis saß, Trost schöpfte, würden sie ihr die Wahrheit ins Gesicht schleudern. Und sie waren schon dabei, Agnes wie immer schriller und bösartiger als ihr Mann.
    »Dumme Gans, er ist nicht gefangen. Er ist geflohen, noch bevor sie ihn über die Brücke gebracht hatten, und er hat nur auf eine Gelegenheit gewartet, Rache zu üben...«
    »Ein Dieb war er, und jetzt wird man ihn hetzen wie einen Wolf, denn er hat deinen Bräutigam ermordet! Dafür wird er hängen!«
    Alle Lebenskraft, alle Zuversicht verschwand aus ihrem Gesicht. Einen Augenblick lang stand sie ganz still, und nur ein einziges Mal formten ihre Lippen ein lautloses »Nein!« Dann färbten sich ihre Wangen weißer als Schnee. Sie legte eine Hand auf ihr Herz und fiel zu Boden wie ein von einem Pfeil durchbohrter Vogel - ein kleines Häufchen zerknitterter Brokatstoff.
    Die Zofe Madien kam eilig herbei, und alle Frauen beugten sich über den kleinen, zerbrechlich wirkenden Körper. Picard stieß einen Schrei aus, der eher wütend als besorgt klang, beugte sich hinab, packte sie am Handgelenk und wollte sie hochzerren. Der Vorfall war ihm peinlich - er wollte das Mädchen aus seinen Augen und aus seinem Sinn haben.
    Cadfael fühlte sich verpflichtet, einzugreifen, bevor sie Iveta zwischen all diesen Röcken erstickten oder ihr einen Arm ausrenkten. Er drängte sich durch die Umstehenden hindurch und schob sie mit ausgebreiteten Armen zurück.
    »Gebt ihr doch Luft! Sie ist in Ohnmacht gefallen, man darf sie jetzt nicht aufrichten!«
    Bruder Edmund, der mit solchen Anfällen Erfahrung hatte, assistierte ihm, und da Abt Radulfus anwesend war, konnten die Gäste die tatkräftige Hilfe derer, die sich in diesem Kloster um die Kranken kümmerten, kaum zurückweisen. Selbst Agnes hielt sich, wenn auch mit kühlem, reserviertem Gesicht, zurück, als Cadfael sich neben Iveta kniete, ihren Kopf mit den Armen stützte und sie möglichst bequem bettete. »Gebt mir einen Mantel, damit ich etwas unter ihren Kopf legen kann. Und wo ist Bruder Oswin?«
    Sogleich zog Simon seinen Mantel aus und rollte ihn zu einem Kissen zusammen, und Oswin löste sich aus der Gruppe von Novizen, die das Schauspiel mit großen Augen betrachteten, und eilte herbei.
    »Geh und hol mir das Fläschchen mit Minz-und Klee-Essig, von dem Bord neben der Tür, und eine Flasche Bitterkräuterwasser! Und beeil dich!«
    Vorsichtig bettete er ihren Kopf auf Simons zusammengerollten Mantel und begann, ihre Handgelenke zu reiben. Ihr kleines, spitzes Gesicht war so durchscheinend und weiß wie Eis. Oswin kam in einem beflissenen Trab herbeigeeilt und hatte darüber hinaus die richtigen Arzneimittel geholt. Es bestand also doch noch Hoffnung für ihn. Bruder Cadfael hielt das Fläschchen mit Essig, der beißend nach Minze und Sauerklee roch, unter Ivetas Nase und sah, wie die Nasenflügel bebten und sich weiteten. Iveta stieß ein flaches Husten aus, und die scharfen Linien ihrer Backenknochen und ihres Kinns wurden langsam weicher. Ihr Onkel, der sie der Pflege der beiden Ärzte überlassen hatte, setzte seine Tirade fort.
    »Kann es denn irgendeinen Zweifel geben? Er ist ohne Waffen entkommen, und hat keine Möglichkeiten, sich welche zu beschaffen. Nur ein Mann, dem keine anderen Mittel zur Verfügung stehen, tötet mit seinen bloßen Händen. Er ist ein großer, starker Kerl und könnte eine solche Tat wohl ausführen.
    Niemand sonst hatte einen Grund, Huon de Domville zu hassen, aber er hegte einen bitteren Groll gegen ihn, und dies ist seine Rache gewesen. Jetzt geht es um seinen Kopf! Jetzt muß er wie ein tollwütiger Hund gejagt und, wenn es sein muß, niedergeschossen werden, denn er stellt für jeden, der sich ihm nähert, eine Gefahr dar. Mit dieser Tat hat er sein Leben verwirkt.«
    »Meine Männer sind dabei, Feld und Wald nach ihm zu durchsuchen«, sagte Prestcote kurz, »und zwar seitdem eine Patrouille gemeldet hat, daß heute früh ein Mann bei der Klostersiedlung aufgestöbert wurde. Es war zwar noch nicht hell, und sie haben ihn nur ganz kurz gesehen, aber ich für mein Teil bezweifle, daß es Lucy war. Wahrscheinlich handelte es sich eher um einen kleinen Hühnerdieb, der nachts die Höfe unsicher macht. Aber die Suche geht weiter und wird erst eingestellt

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