Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
brachte er immer seine eigenen Diener und Köche mit.
Aber das letzte Mal war er vor gut vier Jahren hier.«
Das war eine glatte Lüge, wie die sternförmigen blauen Blumen bewiesen, die in der ganzen Grafschaft nur hier zu finden waren. Aber warum leugnete er so hartnäckig, daß Domville hier gewesen war? Gewiß, jeder vernünftige Mensch würde versuchen, sich aus allem herauszuhalten, wenn es um einen Mord ging, aber dieser junge Mann schien nicht zu jenen zu gehören, die leicht Angst bekamen. Dennoch war er offenbar entschlossen, zu verhindern, daß eine Verbindung zwischen diesem Haus oder irgend jemandem, der dort wohnte, hergestellt wurde.
»Und der Mörder ist noch nicht gefaßt?« Kein Zweifel - er wäre froh, wenn man den Täter ergriffen und ins Gefängnis gebracht hätte, denn dann wären sowohl die Suche nach ihm als auch alle weiteren Nachforschungen eingestellt worden.
»Noch nicht. Der Sheriff hat alle verfügbaren Männer aufgeboten, um ihn zu stellen. - Nun ja«, sagte Cadfael, »dann werde ich mich also wieder auf den Heimweg machen, obwohl ich sagen muß, daß ich es gar nicht eilig habe. Es ist ein schöner Tag, und dieser Spaziergang hat mir gut getan. Habt Ihr vielleicht einen Becher Dünnbier und einen Platz, wo ich mich etwas ausruhen kann, bevor ich wieder aufbreche?«
Er hatte halb damit gerechnet, daß seine Bitte, das Haus betreten zu dürfen, zwar nicht auf Ablehnung, aber doch auf Widerwillen stoßen würde; aber der junge Mann besann sich offensichtlich und kam zu den Entschluß, daß es das beste sei, den Mönch einzuladen. Warum? Damit er sich mit eigenen Augen davon überzeugen konnte, daß sich niemand hier versteckte und daß man auch sonst nichts zu verbergen hatte?
Was auch immer der Grund war - Cadfael nahm bereitwillig an und folgte seinem Gastgeber ins Haus.
In der dämmrigen Eingangshalle war es still, und ein starker Holzgeruch lag in der Luft. Eine kleine, rüstige alte Frau, die sehr ordentlich und sauber gekleidet war, trat aus einem Zimmer und blieb beim Anblick des Fremden überrascht, ja fast erschreckt stehen, bis ihr Sohn, mit beinah verdächtiger Eile und Eindringlichkeit, ihr erklärte, wer ihr Gast war, und warum er gekommen war.
»Tretet ein, Bruder - drinnen ist ein gemütliches Plätzchen.
Wir haben nur selten hohe Herrschaften zu Gast in unserer Stube. Bring uns bitte einen Krug Dünnbier, Mutter. Der Bruder hat noch einen langen Rückweg vor sich.«
Die Stube war hell und recht gemütlich. Sie setzten sich, tranken Dünnbier und aßen Haferkekse, die die alte Frau gebracht hatte, und sprachen über das Wetter, den kommenden Winter und die traurige Verfassung, in der das Land, das vom Krieg zwischen König Stephen und der Kaiserin zerrissen war, sich befand. In Shropshire herrschte bislang noch Frieden, aber damit konnte es jederzeit vorbei sein. In Bristol hatte die Kaiserin ihre Kräfte mit denen ihres Halbbruders Robert von Gloucester vereint, und andere Fürsten hatten sich auf ihre Seite gestellt, so zum Beispiel Brian Fitzcount, der Burgvogt von Wallingford, und Miles, der Festungskommandant von Gloucester. Es ging das Gerücht um, daß man in Gloucester einen Angriff auf die Stadt Worcester plane. Die beiden Männer waren sich einig in der Hoffnung, dieser Krieg möge nicht näher rücken und Worcester möge verschont bleiben.
Aber trotz dieser harmlosen Plauderei nahm Cadfael jede Kleinigkeit wahr. Vielleicht hatte der Verwalter doch einen Fehler gemacht, als er ihn einlud, damit er sich selbst davon überzeugen konnte, daß das Haus leer und ordentlich aufgeräumt war. Denn gewiß war es nicht die alte Frau gewesen, die den schwachen Parfümduft mitgebracht hatte.
Und diejenige, die dieses Parfüm getragen hatte, war vor noch nicht allzulanger Zeit hier gewesen, denn in diesem Fall hätte sich der Duft bereits verflüchtigt. Cadfael, der mit Pflanzen vertraut war, erkannte den Geruch von Jasmin.
Hier drinnen gab es für ihn nichts mehr zu entdecken. Er erhob sich und bedankte sich für die Gastfreundschaft, und der Verwalter begleitete ihn bis zum Gartentor, zweifellos um sich davon zu überzeugen, daß Cadfael den Weg einschlug, der zum Kloster führte. Es war ein reiner Zufall, daß die alte Frau genau in diesem Augenblick aus dem Stall kam und die Tür weit offenstehen ließ. Ihr Sohn sprang schnell hinzu, schloß die Tür und verriegelte sie. Aber er war nicht schnell genug gewesen.
Cadfael ließ sich nicht anmerken, daß er mehr
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