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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zusammengerolltes, dunkles Gewand trug, mit dem anderen seinen Oberschenkel umarmte und ihm bittere Vorwürfe machte: »Du hast mich nicht geweckt! Warum bist du weggegangen, ohne mich mitzunehmen?«
    Überrascht und gerührt kniete Joscelin nieder und nahm das Kind in seine Arme. »Ich habe wachgelegen, und du hast so tief geschlafen, daß ich dich nicht wecken wollte. Ich habe die Botschaft überbracht und bin wieder zurück, und ich bitte dich um Entschuldigung. Ich weiß natürlich, daß du es mindestens ebenso gut gemacht hättest - glaub also bitte nicht, ich hätte kein Vertrauen zu dir...«
    Streng hielt Bran ihm den zusammengerollten Mantel hin:
    »Zieh ihn an und setz die Kapuze auf! Und hier ist dein Gesichtstuch... Wie wärst du wohl wieder in das Hospital gekommen, so wie du aussiehst?« Er hatte außerdem ein großes Stück Brot mitgebracht, als Ersatz für das versäumte Frühstück. Joscelin brach es in zwei Teile und reichte dem Kind das größere Stück. Die überwältigende Zärtlichkeit, die er für das Kind empfand, ließ ihn fast laut auflachen und vertrieb all seine Sorgen.
    »Was sollte ich nur ohne dich anfangen, mein kleiner Knappe? Wie du siehst, kann man mich kaum ohne Aufsicht aus dem Haus lassen. Aber jetzt verspreche ich dir, daß ich für den Rest des Tages nicht von deiner Seite weichen werde - ausgenommen natürlich die Zeit, in der Bruder Mark dir Unterricht gibt! Und du darfst bestimmen, was wir machen.«
    Gehorsam zog er den Mantel an und setzte die Kapuze auf, und dann aßen sie das Brot in einträchtigem Schweigen, bevor er sein Gesicht wieder mit dem blauen Leintuch verhüllte. Hand in Hand traten sie aus dem Gebüsch und gingen zum Hospital.
    Simon hatte schon fast das Torhaus des Klosters erreicht, als er den Knoten in Briars Stirnmähne bemerkte. Erbost über die Nachlässigkeit des Stallknechtes beugte er sich vor, um die Mähne glattzustreichen und entdeckte das Pergamentbällchen, das sich zwischen den Haaren verbarg. Er zügelte Briar, was diesem gar nicht gefiel, und entfaltete das Papier. Joscelins ungelenke Schrift, die infolge des schlechten Lichts und der widerspenstigen Feder, die für die Hand eines anderen Mannes zurechtgeschnitten worden war, noch unleserlicher war als sonst, ließ sich dennoch entziffern. Simon verbarg die Botschaft rasch in seiner Hand, als fürchte er, ein anderer könne sie bemerkt haben, und sah sich nach allen Seiten um, in der Hoffnung, er könne den Absender dieser Zeilen irgendwo entdecken oder herausfinden, wie dieses Stückchen Pergament in Briars Mähne gekommen war. Zu spät! Joscelin war wieder untergetaucht. Simon wußte nicht, wo er ihn suchen oder wie er ihm eine Nachricht zukommen lassen sollte, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zu tun, worum sein Freund ihn gebeten hatte, und so ein Treffen vorzubereiten, zu dem Joscelin gewiß erscheinen würde.
    Simon steckte das Pergament sorgfältig in den Geldbeutel an seinem Gürtel und ritt, tief in Gedanken versunken, weiter.
    Hinter dem Torhaus, an der Brücke über den Severn, versammelten sich die Männer des Sheriffs. Im großen Innenhof des Klosters herrschte, wie jeden Tag, geschäftiges Treiben. Die Laienbrüder waren auf dem Weg zu den Klostergärten an der Gaye oder arbeiteten im Wirtschaftshof und in den Stallungen. Bruder Edmund eilte zwischen dem Kräutergarten und der Krankenstation hin und her, und Bruder Oswald, der Almosenverwalter, teilte unter den Bettlern am Torhaus milde Gaben aus. Simon ritt durch das Tor und übergab Briars Zügel einem Knecht. Im Gästehaus bat er um eine Unterredung mit Godfrid Picard und wurde sogleich vorgelassen.
    Iveta saß mit Madien in ihrem Zimmer und stickte lustlos an einem Kissenbezug. Sie konnte nun zwar das Haus, nicht aber das Kloster verlassen. Einmal hatte sie es mit bangem Herzen versucht, aber am Tor war sie von einem der Männer ihres Onkels zurückgewiesen worden - höflich zwar, aber mit einem leichten, hämischen Lächeln, das ihr die Röte ins Gesicht trieb.
    Und was nützte es ihr schon, im Kloster umherzugehen, wie angenehm ein solcher kleiner Spaziergang unter anderen Umständen auch gewesen wäre, wenn Joscelin sich verstecken mußte und sie keine Möglichkeit hatte, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen? Nein, es war besser, hier zu sitzen und auf ein Lebenszeichen von ihm zu warten - ein Lebenszeichen, das ihr neue Hoffnung auf Freiheit bringen würde. Der Bruder, der einmal ein schlimmes Gewitter abgewendet

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