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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sich hier zu zeigen - vor dem Vater, den er beleidigt, und vor der Gebieterin, die er verraten hatte. Nun sah es ganz so aus, als gebe es nur sehr wenig, was dieser Mann nicht wagen würde, und nicht viel, was er mit seiner stählernen Entschlossenheit nicht zuwege brachte, die zu gebieterisch war, als daß man sie leichtfertig hätte Unverschämtheit nennen dürfen.
    Selbst den Bischof von Winchester hatte er wohl mit seinem Auftritt ein wenig aus der Fassung gebracht. Doch schon bald erhob dieser machtvoll die beeindruckende Stimme und rief die Versammelten entschlossen zum Gebet und zur Behandlung der schwerwiegenden Angelegenheiten, um deretwillen sie zusammengekommen waren.
    Bisher hatten die Hauptvertreter beider Seiten lediglich zurückhaltend vorgetragen, worauf sie jeweils ihren Anspruch auf die Vorherrschaft stützten. Es war höchste Zeit festzustellen, wie weit sie bereit waren, die Ansprüche der Gegenseite anzuerkennen. Bischof Henry machte sich äußerst umsichtig daran, die Kaiserin zu befragen; er hatte große Erfahrung mit Versuchen, sie zu beeinflussen wie auch damit, an der Mauer ihres Starrsinns zu scheitern.
    Auf keinen Fall durfte man sie als Gräfin von Anjou anreden, obwohl genau das der ihr gebührende Rang war, den sie allerdings als Tochter eines Königs und Witwe eines Kaisers als herabsetzend empfand.
    »Hoheit«, begann der Bischof eindringlich, »Ihr wißt um die Notwendigkeit und die Dringlichkeit der hier zu verhandelnden Sache. Schon zu lange hat unser Land unter der Zwietracht gelitten, und ohne Versöhnung kann es keine Besserung geben. Königliche Verwandte müßten imstande sein, in Eintracht miteinander zu leben. Ich bitte Euch von ganzem Herzen, sucht eine Lösung und sprecht. Gebt Eurem Volk ein Zeichen, auf welche Weise wir ab heute und von hier aus der Vernichtung von Leben und der Zerstörung des Landes Einhalt gebieten können.«
    »Schon seit Jahren denke ich darüber nach«, beschied ihn die Kaiserin steif, »und ich meine, daß die Wahrheit am Tage liegt und sich durch noch so viel Neubetrachtung nicht ändern und durch das Vortragen noch so vieler Argumente nicht in ihr Gegenteil verkehren läßt. Die Dinge liegen wie zu der Zeit, da mein Vater starb, der unbestrittene und unangefochtene Herrscher. Nach dem Verlust meines Bruders war ich das einzige lebende Kind meines Vaters von der ihm rechtmäßig angetrauten Gemahlin Mathilda, seiner Königin, selbst Tochter des Königs von Schottland. Niemand ist hier, der das nicht weiß. Niemand lebt in England, der das zu bestreiten wagt. Wie konnte es da nach dem Tode meines Vaters einen anderen Erben für sein Reich geben als mich?«
    Natürlich sagt sie kein Wort über das runde Dutzend Kinder von anderen Müttern, die der alte König im ganzen Reich zurückgelassen hat, ging es Cadfael durch den Kopf, der vor der Tür die Ohren spitzte. Sie zählten nicht, nicht einmal der beste von ihnen, der unverdrossen und unerschütterlich der Kaiserin die Treue hielt, obwohl er von königlicherem Geblüt war als die beiden Rivalen um die Krone, sofern man seine Abstammung nach normannischem Recht und Brauch würdigte. In Wales würde diesem ältesten Sohn seines Vaters und königlichsten von allen niemand sein Recht streitig machen.
    »Um sicher zu gehen«, fuhr die herrscherliche Stimme stolz fort, »hat mein Vater, der König, in eigener Person neun Jahre vor seinem Tod die Frage der Nachfolge um die Weihnachtszeit an seinem Hofe zur Sprache gebracht und alle Edlen seines Reiches zusammengerufen, um ihnen einen feierlichen Eid abzunehmen, mit dem sie versicherten, daß sie nach seinem Dahinscheiden mich, die Nachfahrin von vierzehn Königen, als seine Erbin und ihre Königin anerkennen würden. Jeder von ihnen hat den Eid geleistet, meine Herren Bischöfe - allen voran William von Corbeil, seinerzeit Erzbischof von Canterbury. Der zweite war mein Onkel, der König der Schotten, und der dritte«, sagte sie, wobei ihre Stimme scharf wie ein Dolch wurde, »mein Vetter Stephen, der jetzt mit dem Anspruch wider mich auftritt, selbst König zu sein.«
    Inzwischen war das Murmeln von einem Dutzend Stimmen zu vernehmen - beschwichtigend und besorgt auf der einen Seite, in unverhülltem Groll auf der anderen. Laut und fest sagte der Bischof: »Hier ist nicht der Ort, um erneut die Taten und Ereignisse der Vergangenheit vorzutragen, von denen es auf beiden Seiten genug gegeben hat. Wir stehen jetzt dort, wohin uns allerlei menschliche

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