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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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fest. »Ferner will ich Klarheit über die Frau mit dem Vornamen Nancy und weiter über den Mann mit dem Namen Silverman. Das kann Goldhändchen in die Hand nehmen.«
    »Geht klar«, sagte Esser. »Per Internet und mit Quellen aus dem gesellschaftlichen Bereich in Washington und Langley, Virginia. Wir haben jetzt nämlich Fotos, und ich nehme an, Nancy und Silverman gehören zur Creme de la Creme und werden bestaunte und oft fotografierte Stars sein.«
    »Eine widerliche Art, Spionage zu treiben«, murmelte Krause. »Sie können ganz einfach nicht angemessen mit Menschen umgehen, und schon gar nicht freundlich.«
    Niemand widersprach.
    »Wir haben da noch einen bizarren Verdachtsmoment«, erinnerte Esser. »Kein Mensch kann das wirklich ernst nehmen. Außer mir.« Er hob den Kopf und hatte wieder den neugierigen Krähenblick. »Da wurde angedeutet, dass möglicherweise der US-Milliardär Glen Marshall, ein Rechtsaußen, Gelder in einem Hedgefonds von Ben Wadi schwimmen hat. Der Hinweis klang zunächst idiotisch, hat für mich aber plötzlich Substanz. Falls es den Nordkoreanern nämlich nur darauf ankommt, die Bombe an einen solventen Mann zu verkaufen, der das Geld sofort über den Tisch schiebt, dann wäre Marshall eine gute Wahl gewesen.«
    »Und was soll dieser Marshall mit einer Atombombe anfangen?«, fragte Krause. »Ich liebe ja schräge Theorien, aber die hier ist schon verdammt schräg, oder?«
    »Da fehlt mir, ehrlich gesagt, jeder Denkansatz zu einer Motivation«, sagte Sowinski.
    »Trotzdem, lasst uns doch mal rausfinden, wer dieser Mann eigentlich ist. Von wegen Alligatorenjagd und solche Sachen.« Krause lächelte, weil ihm solche gedanklichen Abseitigkeiten viel Spaß machten – sie lockerten das Klima, wie er immer betonte.
    Es war einfach und sehr schnell gegangen. Um vierzehn Uhr Ortszeit Seoul hatte ein Botschaftswagen sie über das Feld direkt an die Maschine gefahren. Sie waren in die erste Klasse gegangen und hatten sich zu beiden Seiten des Gangs in die erste Reihe gesetzt. Außer einem Mann zwei Reihen hinter ihnen war sonst niemand mehr in diesem Bereich.
    »Du musst dich anschnallen«, sagte Müller. »Das macht man so.« Er zeigte Kim, wie man den Gurt anlegte, dann rollte die Maschine schon.
    »Was ist dein Bruder eigentlich für ein Mensch?«, fragte Müller.
    »Er ist ein schlimmer Mensch«, antwortete Kim.
    »Wieso das?«
    »Weil er … Ich weiß es nicht genau. Er gehört zu unseren Führern, er hat für einfache Leute gar keine Zeit. Ich kenne ihn auch nicht mehr. Wie viele PS hat denn diese Maschine?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Müller.
    »Und wie schnell ist sie, wenn sie abhebt?«
    »Weiß ich auch nicht. Meinst du, dass er die Bombe verkauft haben kann?«
    »Nein!« Kim wirkte erschreckt, seine Augen waren dunkel. »Das glaube ich nicht. So etwas würde er nicht tun.«
    »Aber er sollte von dieser Insel abgeholt werden, auf der du warst. Obwohl du sagst, er würde Nordkorea niemals verlassen.«
    »Ich kann nicht über ihn reden«, sagte Kim leise und wirkte gequält.
    Die Maschine drehte in den Wind.
    »Jetzt geht’s los«, sagte Müller. »Du brauchst dich nicht festzuhalten.«
    »Das sagst du so.« Kim starrte zum Fenster hinaus.
    Ich werde ihn nicht weiter ausquetschen, dachte Müller. Es ist nicht gut, ihn zu treiben. Er hat in dieser Röhre hier nicht die geringste Möglichkeit auszuweichen, ich sollte ihn freundlich behandeln. Die harten Tage kommen noch früh genug.
    Der Pilot ließ die Triebwerke hochfahren, die Maschine dröhnte. Dann schoss sie vorwärts und gewann rasch an Fahrt.
    »Da ist eine Beschreibung dieses Flugzeugs, da bei den Zeitschriften«, sagte Müller. »Da kannst du nachlesen.«
    »Später«, sagte Kim. »Du fliegst oft, nicht wahr?«
    »Ich fliege dauernd«, nickte Müller. »Ich benutze die Dinger wie andere Leute Busse oder Bahnen. Jetzt sind wir in der Luft.«
    »Wie hoch werden wir sein, wenn wir … wenn wir oben sind?« Kim wirkte verkrampft.
    »Zehntausend bis dreizehntausend Meter. Ich weiß das nicht so genau. Aber der Kapitän wird es durchsagen.«
    »Und wir sitzen die ganze Zeit hier?«
    »Nein, das muss nicht sein. Wir können ein bisschen hin und her gehen, damit es nicht so öde wird. Gleich gibt es was zu trinken und zu essen. Ich finde es gut, dass du mit mir fliegst.«
    »Und du bringst mich zurück, wenn ich das will.« Das war keine Frage, das war eine Feststellung. Es klang beinahe zufrieden.
    »Ja, das tue ich. Es kann

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