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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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stand da drauf, nur nicht die zwanzigtausend Dollar.«
    »Das hat Sie sicher ziemlich beunruhigt, oder?«, fragte Dehner weiter.
    »Ja, weiß Gott, Mister Cross. Ich hab mir gedacht, wenn irgendeiner von dem Geld wusste, brauchte er doch bloß Mister Smith aufs Dach zu treiben und runterzuschmeißen. Danach in sein Zimmer gehen, das Geld suchen und einstecken. Das war’s.«
    »Klingt einleuchtend.«
    »Ja.« Sie nickte knapp. »Denn niemand hat bei dem toten Mister Smith die Türkarte gefunden. Im Zimmer war sie auch nicht. Und in der Rezeption war sie auch nicht. Und oben auf dem Dach lag sie auch nicht. Jemand hat sie aber gehabt, und zwar derjenige, der das Geld genommen hat. Das mit dem Schlüssel zur Eisentür ist ja auch nie geklärt worden. Also denke ich, dass jemand den Schlüssel zur Eisentür nachmachen ließ, seinen Plan durchzog, und als er das Geld hatte, die Plastikkarte zum Zimmer einfach wegwarf. So einfach war das.«
    »Haben Sie das mit dem Geld jemandem erzählt?«
    »Nein«, antwortete sie schnell, viel zu schnell.
    Dehner überlegte und fasste sich unbewusst an den Verband über seinem rechten, verletzten Ohr. Er zuckte bei der Berührung heftig zusammen und sah Goldberg grinsen. Schön langsam, Dehner, nicht zu schnell.
    »Sie sagten, Edda, dass Mister Smith überhaupt nur drei Tage in Ihrem Haus wohnte. Ist das richtig?«
    »Ja, das ist richtig, Mister Cross.«
    »Das spricht doch eigentlich gegen die Theorie vom Täter, der den Schlüssel zum Dach nachmachen ließ, oder?«
    »Ja, habe ich anfangs auch gedacht, Mister Cross. Aber vielleicht ist das ja auch ganz anders gelaufen. Vielleicht hat derjenige, der Mister Smith die zwanzigtausend gab, gleichzeitig herausgefunden, wie er das Geld ganz locker wieder einstreichen kann. Und es war ja auch so, dass Mister Smith nicht so einfach in der Rezeption stand und ein Zimmer verlangte. Da waren zwei Männer bei ihm, so um die dreißig, von Bothwell Brothers schräg gegenüber. Die erledigten das Einchecken für Mister Smith.«
    »Ist das eine Firma?«
    »Ja, Sir, das ist eine Firma. Was die eigentlich machen, weiß ich nicht, aber sie schicken öfter Gäste.«
    Dehner dachte: Merken: Bothwell Brothers – CIA-Firma.
    »Sind das angenehme Leute?«
    »Nein, wirklich nicht. Die tun immer so, als gehöre ihnen die Welt.«
    »Sie haben aber trotzdem mit jemandem geredet. Und das haben Sie mir gegenüber auch erwähnt. Das war ein Cop, ein Officer Stuart. Netter Mann, haben Sie gesagt.«
    »Dass Sie sich daran erinnern, Mister Cross. Ja, ich traf ihn auf der Straße. Ich habe ihm das mit dem Geld erzählt, und er hat mich angesehen, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Es war aber so, habe ich gesagt. Da guckt er sich nach allen Seiten um, ob jemand uns sieht, und sagt dann: Wenn er von Bothwell Brothers war, halt den Mund, Edda, vergiss die Sache ganz schnell. Das ist nichts für einfache Leute wie uns.« Sie setzte hinzu: »Das ist aber wirklich alles, Mister Cross.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe«, sagte Dehner.
    »Und gute Besserung, Mister Cross. Vielleicht sieht man sich noch mal.«
    »Eher unwahrscheinlich, Kindchen«, muffelte Grete. »Ich fahr dich jetzt nach Hause.«
     
    »Sie sind richtig gut, Mann«, sagte Goldberg anerkennend.
    »Na ja«, erwiderte Dehner leicht verlegen.
    Goldberg ging hinaus und wählte noch im Treppenhaus eine sehr lange Handynummer im Nahen Osten an. Es dauerte eine Weile, bis sich am anderen Ende ein Mann meldete. Er sagte auf Hebräisch: »Ja?«
    »Ich sollte anrufen, wenn die Sache hier in San Francisco gelaufen ist. Alles klar, der Patient kann ausgeflogen werden. Sicherheitshalber würde ich raten, ihn mit seinen Fluchtpapieren hier herauszubringen. Manfred Bukowski, Memphis, Tennessee.«
    »Ich danke dir, mein Sohn!«, dröhnte Moshe.
    »Gern geschehen«, bemerkte Goldberg, der niemals erfahren würde, mit wem er da gerade gesprochen hatte.

ZWÖLFTES KAPITEL
     
    Es war am frühen Morgen des siebten Tages. Krause, Esser und Sowinski saßen in Krauses Zimmer zusammen und versuchten wieder einmal, ein Muster in ihren Spuren zu entdecken.
    »Wir brauchen ein Konzept in dieser Sache, wir brauchen eine Struktur.« Krause sah mit gequältem Blick aus dem Fenster.
    »Die Geschichte hat aber noch keine Struktur«, wandte Esser ein. Er sprach so langsam, dass man hätte mitschreiben können. »Wir kriegen bald einen Nordkoreaner ins Haus geliefert, der an Bedeutungslosigkeit kaum zu übertreffen

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