Bruderdienst: Roman (German Edition)
und einen Happen essen.«
Dass er sich darauf einließ, wunderte Dehner selbst, aber nach einer guten Dreiviertelstunde lag er tatsächlich im Bett, hatte die Pille geschluckt und etwas von dem kalten Braten gegessen.
Er wachte nicht von allein auf, sondern wurde von Goldberg geweckt. Er stand an seinem Bett und erklärte lapidar: »Diese Edda ist hier.«
Als Dehner eine Bewegung machte, um aus dem Bett zu steigen, konnte er nicht vermeiden, dass er leicht aufjaulte.
»Passen Sie auf: Ich bringe Edda hierher, und Grete auch. Okay?«
»Okay«, sagte Dehner dankbar. »Wie spät ist es denn?«
»Genau vierzehn Uhr.«
Dehner versuchte, sich aufrecht hinzusetzen, was ihm auch mit einiger Mühe gelang.
Edda kam herein, sah ihn, riss die Augen auf und stöhnte: »Mein Gott!«
Hinter ihr betrat Grete das Zimmer. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit und viel Geschick ließ sie ihren plumpen Körper in ein Sesselchen fallen, das völlig unter ihren Massen verschwand. Goldberg blieb an der Tür stehen.
»Es hat mich in Ihrem Hotel erwischt, Edda. Es waren drei unfreundliche Herren, die der Meinung waren, ich sei dorthin gekommen, um den Tod von Mister Smith zu untersuchen, der aus Gott weiß was für Gründen bei Ihnen vom Dach fiel. Haben diese Herren sich auch mit Ihnen unterhalten?«
»Nein, Mister Cross. Nur unser Chef hat mich gefragt, was Sie denn gewollt haben. Das habe ich ihm gesagt, und damit war alles okay.«
»Haben Sie denn eine Ahnung, wer diese drei Männer gewesen sein könnten?«
»Nein, das weiß ich nicht, Mister Cross.«
»Edda, ich schätze Sie sehr, und ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich bin tatsächlich in das Hotel gekommen, um den Tod von Han Ho Smith zu untersuchen.«
Sie legte den Kopf schräg und starrte ihn an. Man konnte sehen, dass sie angestrengt nachdachte. »Sind Sie von der Staatsanwaltschaft, Sir?«
»Nein, bin ich nicht. Aber so was Ähnliches. Erinnern Sie sich? Sie haben mir erzählt, dass Sie Mister Smith einen Burger brachten und er viel Geld auf dem Tisch liegen hatte. Wie viel war denn das ungefähr?«
Sie überlegte, sagte kein Wort. Sie lächelte unsicher.
»Komm schon, Kindchen«, sagte Grete bullig. »Spuck es aus. Kein Mensch wird erfahren, dass du hier warst und mit Mister Cross geredet hast.«
»Darf ich mal schildern, wie ich mir die Szene vorstelle? Sie kommen mit einem Tablett in Mister Smiths Zimmer, Sie sehen ihn am Tisch sitzen, vor sich eine Menge Geld, wahrscheinlich in kleinen Stapeln. Sie stellen das Tablett auf …«
»Nein, so war es nicht. Ich konnte das Tablett nicht auf den Tisch stellen, weil da das ganze Geld lag. Also habe ich es auf die kleine freie Fläche neben dem Fernseher abgestellt. Und da nimmt er einen Hunderter von dem Geld und gibt ihn mir. Und ich sage: Mister Smith, ich brauche fünf Dollar, nicht hundert. Ich suche das Wechselgeld zusammen, sage danke und gehe wieder. So war das.«
»Was schätzen Sie denn, wie viel Geld das war, Edda?«
»Zwanzigtausend Dollar würde ich sagen, Mister Cross.«
Dehner schloss die Augen und betete zu einem nie näher definierten Gott, er möge ihm die nächste kluge Frage schicken.
»Hast du je zwanzigtausend Dollar auf einem Tisch gesehen, Kindchen?«, fragte Grete.
»Oh ja, das habe ich. Wenn wir Kongresse hatten und nachts die Kasse machten, dann war das manchmal doppelt so viel. Smith hatte ja auch Häufchen gemacht, und für so was habe ich einen Blick.« Sie lächelte kurz, und ihre Zunge fuhr dabei über ihre Oberlippe.
»Es waren also ungefähr zwanzig Häufchen?«, fragte Dehner und hatte plötzlich die nächste Frage parat. »Aber da war noch was Merkwürdiges, oder?«
Edda nickte. »Also, es war so, dass Mister Smith irgendwie auf das Dach ging und runtersprang. Weil die Eisentür offen stand, was kein Mensch erklären konnte, weil nämlich die zwei Schlüssel da waren, wo sie zu sein hatten. Dann kamen die Cops von der Wache und bauten das Schloss aus. Aber da waren keine Spuren. Und weil ich die Einzige im Haus war, die Mister Smith auch auf dem Zimmer bedient hatte, und weil die Versicherung unseres Hauses alles genau machen wollte, legten sie mir eine Liste vor. Auf der stand alles, was von Mister Smith in unserem Haus geblieben war. Und das sollte dann mit der Liste der Behörde übergeben werden, weil doch Mister Smith keine Verwandten hatte oder so was.« Sie klang plötzlich wütend. »Jede Socke, jedes T-Shirt, seine Uhr, seine Papiere, ein schäbiger Ring. Alles
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