Bruderdienst: Roman (German Edition)
dreißig Milliarden Euro zusammen, sagen meine Experten. Und ich habe gute Experten. Wenn wir fragen, dann gern bei der richtigen Adresse.« Während der Ausbildung hatte ein Lehrer einmal gesagt: Verteilen Sie bei derartigen Befragungen reichlich und ohne Zögern die Wahrheit. Das verblüfft!
»Was in den Zeitungen steht, klingt dürftig«, sagte Ben Wadi zögerlich und setzte sich. »Das Fernsehen weiß anscheinend auch nicht mehr. Wenn ich das richtig verstehe, gibt es noch keine Bestätigung für den Verkauf einer Bombe. Wie ist denn der Verdacht überhaupt entstanden?«
»Durch Ausschluss der anderen Möglichkeiten. Die Nordkoreaner haben bei Mercedes für einundzwanzig Millionen Euro Autos gekauft.«
»Und Mercedes hat Lärm geschlagen?«
»Wer Lärm geschlagen hat, ist nicht bekannt, aber der Verkauf der Autos wurde bestätigt«, sagte Müller ohne jede Betonung. »Und der Mossad hat in der vergangenen Nacht die Öffentlichkeit informiert.«
»Was ist, wenn es nicht die Bombe ist, sondern die Schürfrechte für ihr Gold? Dort gibt es Gold.«
Müller war froh über das Hintergrunddossier, das ihm Sowinski auf den Flug mitgegeben hatte. »Halten wir für nicht stichhaltig. Dann müssten sie den Käufer der Schürfrechte ins Land lassen, denn ihre Industrie hat nur noch Schrottwert. Und das tun sie nicht, außer in den geplanten und bisher nicht zustande gekommenen Sonderwirtschaftszonen, bei denen sie sich immer so anstellen, als seien das Gnadenerweise für Investoren.«
»Wie viel Geld hat man denn festgestellt?«, fragte Ben Wadi betont sachlich.
»Das wissen wir nicht genau. Es geht wohl um ein paar Hundert Millionen Euro.«
»Und was würde eine Bombe kosten?«
Du bist ein ganz schöner Schlaumeier!, dachte Müller. »Da es ein seltenes Handelsgut ist, wie ich hoffe, ist der Preis nach oben hin offen. Wir wissen es nicht. Sie müssten eigentlich Menschen kennen, die so etwas kaufen möchten.«
»Nein! Wirklich nicht. Von so etwas würde ich auf jeden Fall die Finger lassen. Was könnte ich denn mit so etwas …«
»Israel ausradieren zum Beispiel«, sagte Müller lächelnd. »Und es wäre verdammt billig.«
»Trauen Sie mir das zu?« Ben Wadi nahm ein Stück Würfelzucker und legte es sich auf die Zunge. Dann schloss er die Augen, und die Zunge zog sich in seine Mundhöhle zurück.
»Sie waren einmal ein ziemlicher Hitzkopf«, stellte Müller fest, ohne auf die Frage einzugehen. »Sie haben damals Khan in Pakistan besucht. Und irgendjemand hat Sie dann zurückgepfiffen. Wer war das?«
»Ja, ich war jung und wild«, sagte er vorsichtig. Die Finger seiner linken Hand bewegten sich auf der Lehne.
»Sie könnten immer noch wild sein.«
Es herrschte eine Weile Schweigen.
»Warum tue ich mir das hier an?«, fragte Ben Wadi plötzlich seltsam gepresst.
»Weil es Ihnen Spaß macht«, antwortete Müller grinsend. »Lassen Sie uns das durchspielen. Wir brauchen die Hilfe intelligenter Menschen. Sie kaufen keinen Konzern oder begehrenswerte Teile davon, sondern eine Bombe.«
»Und wo sollte ich die dann explodieren lassen? Etwa in Washington? Oder in Tel Aviv?«
»Genau das hängt ausschließlich davon ab, was Sie wollen.«
»Bleiben wir doch bei den Fakten«, wandte Ben Wadi schnell ein. »Wir wissen doch noch gar nicht, ob sie die Bombe überhaupt verkauft haben. Wenn ich das richtig verstehe, gibt es für die Annahme nicht den geringsten Beweis. Außer den paar Millionen, wie Sie sagen.«
»Sie haben nicht auf meine Frage geantwortet, wer Sie damals zurückgepfiffen hat.«
»Es war einer meiner sehr zahlreichen Onkel. Und er hat mich nicht zurückgepfiffen, weil es um Glaubensfragen ging, sondern weil ein Mitglied des Clans so etwas grundsätzlich nicht tut. Das ist kein gutes Benehmen.« Er lächelte bei der Erinnerung an die Worte seines Onkels. Dann straffte er sich, die Schultern bildeten eine gerade Linie. »Wo ist denn diese angebliche Bombe jetzt?«
»Gute Frage. Wir wissen es nicht. Deswegen bin ich hier. Können Sie sich im weiten Reich der Muslime jemanden vorstellen, der etwas mit einer solchen Bombe anfangen könnte?«
»Sie meinen jemanden, der damit drohen würde?«
»Ja.«
»Da gibt es sicher zehn bis zwanzig«, antwortete Ben Wadi nach einer Weile. »Das stelle ich mir lieber nicht vor.«
»Sie haben recht. Aber wenn wir so lange warten wollen, bis irgendjemand es bestätigt, könnte es schon zu spät sein. Wir sollten davon ausgehen, dass jemand eine große Schweinerei
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