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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Als sie uns gefunden hatten, schickte er alle weg und sagte, ich sei sein Besitz. Er war völlig verrückt, er fuchtelte dauernd mit einer großen Sig Sauer herum. Neun Millimeter. Es war ein Albtraum.«
    »Sie sind nicht auf seine Forderungen eingegangen, nicht wahr?«
    »Nein. Das konnte ich nicht. Ich flüsterte Cheng zu, er solle schon mal zu dem Mercedes des Generals laufen. Dann setzte ich den General matt und rannte hinter Cheng her. Wir sprangen in den Wagen, und ich gab Gas. Der Tank war voll, das war unser Glück. Wir fuhren in südwestliche Richtung, immer parallel zur chinesischen Grenze. Ungefähr dreihundert Kilometer in einem Stück.«
    »Und dann?«
    »Ließen wir den Wagen stehen und gingen zu Fuß weiter. Wir erreichten die Grenze und gingen nachts auf chinesisches Territorium. Dann telefonierte ich. Sie nahmen uns auf dem Weg nach Tonghua auf, einer chinesischen Stadt.«
    »Im Protokoll unserer amerikanischen Freunde steht, dass Sie den General überwältigten und für eine Weile außer Gefecht setzten. Wissen Sie, was aus ihm geworden ist?«
    »Nein.« Svenja stand auf und blieb vor dem Fenster stehen. Sie zitterte.
    »Ich nehme an, Sie haben ihn getötet«, sagte Krause betont beiläufig. Er dachte: Du musst es nur sagen, Mädchen, sonst nichts!
    »Ich habe ihm das Genick gebrochen«, sagte sie in die Stille hinein. Dann begann sie zu weinen.

DRITTES KAPITEL
     
    Es war Sowinski, der anrief, und er benutzte eine offizielle Leitung.
    »Ich weiß, es ist noch sehr früh«, sagte er knapp. »Sie sollten bitte ohne Gepäck in fünfzig Minuten hier sein. Ich habe Sie auf einem Flug nach Zürich. Alles andere hier.«
    »Geht klar«, bestätigte Müller. Es war fünf Uhr.
    Er sprang aus dem Bett, machte automatisch ein Dutzend schnelle Kniebeugen, stand dann breitbeinig vor dem Fenster, ließ die Schultern hängen und konzentrierte sich auf seinen Atem. Das dauerte fast fünf Minuten. Als die Luft ganz ruhig durch seine Nase aus- und einströmte, drehte er sich um und ging in das beängstigend kleine Bad, in dem in einigen Kachelfugen eindeutig Schimmel blühte, schwarz und grün.
    »Blöde Wohnung«, sagte er laut. »Es ist gar keine Wohnung, es ist ein Loch.«
    Eine Viertelstunde später ging er hinunter in den Hof und setzte sich in seinen alten Golf. Er dachte flüchtig an seine Mutter und dass sie jetzt wahrscheinlich mit einem Mann im Bett lag, den er noch nie gesehen hatte und dem sie jetzt wahrscheinlich erzählte, dass sie bei ihrem Ehemann niemals irgendeine Freiheit gehabt habe. Oder vielleicht anderes, vielleicht variierte sie: dass sie glücklich gewesen sei, aber niemals wirklich frei. Irgendetwas in der Art. Plötzlich fürchtete er den Tag, an dem sie sagen würde: »Wir haben beschlossen, uns zu verloben, Junge!« Sowinski sah aus, als hätte er die Nacht an seinem Schreibtisch verbracht.
    »Setzen Sie sich«, sagte er. Und dann im Stakkato in einen Telefonhörer: »Okay, okay, lassen wir das. Genug der Worte, straffes Tempo bitte. Und sofort anrufen, wenn irgendetwas passiert.« Er legte den Hörer zurück, nahm die Brille ab und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, ehe er sich Müller zuwandte.
    »Kurze Information zur Feier des Tages: Der Hase ist aus dem Zylinder. Tel Aviv hat vergangene Nacht offensichtlich die regierungsfreundliche Presse informiert. Wir wissen noch nicht, woher die Israelis es haben, aber das wird sich klären lassen. Hier stehen die Telefone nicht still, und dpa hat schon bei unserer Pressestelle angefragt, ob es stimmt, dass die Iraner die Bombe von den Nordkoreanern gekauft haben, weil es mit der eigenen noch nicht ganz klappt.«
    »Und? Was haben Sie geantwortet?«
    Sowinski grinste flüchtig. »Nichts. Auf solche Fragen antworte ich aus Prinzip nicht. Jetzt zu uns. Uns allen ist klar, dass einige Staaten liebend gern sechshundert Millionen Euro hinlegen würden, um eine A-Bombe zu kaufen. Aber natürlich würden sie sofort in gewaltige Schwierigkeiten geraten und am Pranger stehen. Nun kann es auch sein, dass Staaten sich hinter Einzelnen verstecken. Können Sie mir folgen?«
    Müller nickte wortlos.
    »Daneben gibt es sicher einige Privatleute, die einen derartigen Kauf finanziell stemmen könnten und die möglicherweise mit einer Atombombe in die Politik einsteigen wollen. Es sind nicht viele, eine Handvoll vielleicht, aber wir müssen sie kennenlernen, systematisch nachfragen, abtasten. Auch klar? Der Mann, den Sie in Zürich aufsuchen sollen,

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