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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Spezialisten, die ich fragen kann und die anschließend nicht reden. Und dann muss ich ja noch entscheiden, wohin ich die Waffe bringen will. Das würde ich unter keinen Umständen diesen prähistorischen Kommunisten überlassen.«
    »Was ist mit einem Flugzeug?«
    »Viel zu auffällig. Gut, Sie wissen, dass ich ein Flugzeug habe. Aber so dämlich wäre ich nicht einmal im betrunkenen Zustand.« Er war plötzlich sehr erheitert. »Kennen Sie die Story mit dem nordkoreanischen Schiff? Man weiß nicht, wie es passierte, aber eines Tages kam tatsächlich ein Schiff aus Nordkorea im Hamburger Hafen an. Das Schiff war uralt und wurde noch mit Kohle befeuert. Es sah aus wie ein Schiff aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Und ganz Hamburg rannte in den Hafen, um dieses unglaubliche Ungetüm zu sehen. Es war ein touristisches Highlight. Und tatsächlich soll ein Hamburger Reeder versucht haben, das Ding als Antiquität zu erstehen.«
    »Was ist mit normalen Containern?«
    »Das ist so eine Sache. Zufällig kenne ich mich mit Containern ganz gut aus. Der Containerverkehr ab Nordkorea ist natürlich stark eingeschränkt, denn die exportieren ja nicht viel. Ich kann die Bombe also zusammen mit anderer Fracht in einem Container transportieren. Ich weiß nicht, welche Zahl Ihnen vorliegt, aber nach meinen Unterlagen befinden sich durchschnittlich ständig vierzig Millionen Container auf den Meeren, auf Lkw, auf Schienen. Wissen Sie, was ein Schiff pro Tag in einem großen Hafen an Liegegebühr kostet? Rund zweihundertfünfzigtausend Euro. Wie wollen Sie diese Menge jemals kontrollieren? Und, noch viel wichtiger: Wer bezahlt das? Dazu kommt Folgendes: Sie können einen Container mit genauen Anweisungen rund um die Erde schicken. Sie können diesen Container an jedem x-beliebigen Ort entleeren, neu packen und auf die Weiterreise schicken. Das heißt: Versuchen Sie bitte erst gar nicht, den einen Container zu finden, in dem die Bombe ist. Sie haben nicht die geringste Chance.« Ben Wadi lächelte charmant. »Stellen Sie sich vor, lieber Doktor Dieckmann, dass ich die Bombe habe. Ich habe sie bestellt, ich habe sie entgegengenommen. Und jetzt? Jetzt habe ich unglaublich viel Zeit. Ich weiß, wo die Bombe ist, und ich allein weiß, was ich damit machen will. Und genau das ist Ihr Problem.«
    »Ich danke Ihnen sehr. Und ich möchte Sie bitten, mich anzurufen, wenn Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches auffällt.« Müller legte eine Visitenkarte auf das Tischchen zwischen ihnen. »Und danke für Ihre Zeit.«
     
    Als er wieder auf der Straße war, rief er über eine sichere Leitung in Berlin an. »Ich bin hier in Zürich. Über die Bankenseite kommen wir definitiv nicht weiter, weil die Verschleierungsmöglichkeiten aufseiten eines Käufers geradezu unbegrenzt sind. Wir müssen andere Wege suchen. Ben Wadi kann es sein, er ist klug genug, aber er muss es nicht sein.«
    »Gut«, sagte Krause. »Kommen Sie heim.«
     
     
     
    Archie Goodwin von der CIA rief um 13.25 Uhr über eine der sicheren Leitungen bei Krause an und sagte seidenweich mit einem stark vibrierenden Bass: »Hallo, mein Alter, wie geht es dir? Mein Präsident will seit drei Stunden ununterbrochen die Nordkoreaner vom Erdball tilgen.«
    »Das sollte er lieber bleiben lassen«, erwiderte Krause vorsichtig. »Er hat nach Afghanistan und dem Irak nicht mehr den geringsten Grund, seinen eigenen Entscheidungen zu trauen.«
    Archie Goodwin war ein Mensch, der Krause schon seit Jahren regelmäßig in Unsicherheiten stürzte, weil er für sich selbst einfach nicht klären konnte, ob er Archie nun mögen oder schlicht ignorieren sollte. Es hieß, Goodwin sei ein mächtiger Mann in der CIA, er habe ständig bei nahezu allen Dingen mitzureden, sein Direktor müsse ihn bei jedem Furz fragen, und überdies hocke er beängstigend häufig im Oval Office und lausche seinem Präsidenten. Beängstigend war vor allem aber die Tatsache, dass Archie immer dann auftauchte, wenn irgendetwas Großes im Gang war, ganz gleich wo auf der Welt es passierte. Nur selten tauchte mal irgendwo ein Titel auf, aber wenn es der Fall war, dann lautete der Chief of Operations , was immer das genau bedeuten mochte. Bei Krause hatte sich der Eindruck verdichtet, es sei verdammt gut, die eigene Brieftasche festzuhalten, wenn Archie Goodwin aus dem Raum ging.
    »Im Ernst«, fuhr Archie mit gesenkter Stimme fort, »habt ihr was?«
    »Wir haben gar nichts«, entgegnete Krause trocken. »Weißt du denn

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