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Bruderherz

Titel: Bruderherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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niederließ.
    »Tut mir Leid, dass ich noch nicht drüben bei euch war«, sagte ich an der Bar stehend.
    »Die Lesereise hat dich ganz schön geschlaucht, was?«
    »Ich war einfach nicht in der Stimmung, ständig vor Leuten zu stehen. Immer voll da zu sein.« Nachdem ich mehrere Eiswürfel in mein Glas geworfen und es je zur Hälfte mit Zitronensoda und Bourbon aufgefüllt hatte, rührte ich meinen Drink um, kam ins Wohnzimmer zurück und setzte mich Walter gegenüber in den dunklen Ledersessel.
    Sein Blick fiel auf »Braun Nr. 2«, das mit all seinem protzigen Charme vom Kamin auf uns herabsah. Er schmunzelte, doch die Spannung zwischen uns hielt ihn von jeglichem Kommentar ab.
    »Ich weiß«, meinte ich, »ein echtes Stück Scheiße. Loman. Ich würde dem Mistkerl gern einen ordentlichen Arschtritt verpassen. Keine Ahnung, warum ich es dort oben hängen lasse. Bestimmt nicht, weil ich es lieb gewonnen habe. Im Gegenteil, ich finde es von Tag zu Tag abscheulicher.«
    »Tief in seinem Innern muss er gewusst haben, dass er ganz schön abgedroschen ist. Kann gar nicht anders sein. Mann, du hättest auf mich hören sollen!«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte ich gähnend. Sobald Walter weg wäre, würde ich umkippen. »Wie geht’s der Familie?«
    »Aha! Die obligatorische Nachfrage. Es geht ihr gut. Ich habe mich in der letzten Zeit bemüht, mehr Zeit mit ihr zu verbringen und weniger mit dem Magazin. Ich muss sogar in zwei Stunden bei einer Schulaufführung sein. Dreißig Sechsjährige auf der Bühne. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Was spielen sie?«
    »Mamet.« Wir lachten. Wir lachten eigentlich immer, wenn wir zusammen waren. »Die arme Jenna ist schrecklich nervös deswegen. Gestern ist sie weinend zu mir und Beth ins Bett gekommen. Übers Trösten sind wir eingeschlafen und heute Morgen in einer Pfütze wieder aufgewacht.«
    »Oh!« Ich schauderte. »Eltern zu sein ist doch immer wieder anregend. Wie ich so etwas vermisse!«
    »Dein Ernst?«, fragte Walter, ließ den Bierflaschenverschluss aufschnappen und balancierte die Flasche auf seiner Brust.
    »Klar ist es mein Ernst. Jeder hat Mitleid mit mir, wenn ich erzähle, dass ich weder heiraten noch Kinder haben möchte. Aber das ist keine pathetische Resignation. Ich weiß einfach, dass es niemanden gibt, neben dem ich gern Tag für Tag aufwachen würde. Außer natürlich neben dir. Dich würde ich heiraten, Walter. Ernsthaft.«
    Er lachte freundlich. »Karen hat dir ganz schön mitgespielt, aber irgendwann wirst du deine Verbitterung überwinden.«
    »Woher zum Teufel willst du wissen, wie ich mich irgendwann fühlen werde?«
    »Weil niemand durchs Leben gehen kann, ohne sich immer wieder zu verlieben.«
    Wie traurig. Er glaubt wirklich, ich würde gern sein Leben leben. Er hält mich für Gatsby mit seiner verdammten Daisy. Vielleicht hat er ja sogar Recht.
    »Ich war in Karen verliebt«, sagte ich und spürte einen Kloß im Hals, schluckte ihn aber wieder runter. »Und, was hat mir das gebracht? Ich habe sie geliebt und wollte mein Leben mit ihr verbringen. Zwei Jahre ging das so, doch plötzlich wollte sie nichts mehr von mir wissen. Wollte nicht mal mehr mit mir befreundet sein. Nannte mich eine Phase in ihrem Leben. Eine verdammte Phase. Das waren zwei vergeudete Jahre meines Lebens. Wenn ich darüber nachdenke, was ich in dieser Zeit alles hätte schreiben können, dann bin ich verdammt sauer.« Ich schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Whiskey-Soda-Gemisch. »Ich sag dir was – sollte ich je heiraten, dann wäre das ein absolutes Wunder, denn ich halte bestimmt nicht danach Ausschau. Ich glaub einfach nicht, dass es je dazu kommt, und nach zwei Jahren Karen ist mir das auch verdammt recht. Dafür gebe ich einen guten Kumpel ab.«
    »Du hast in einen faulen Apfel gebissen, und nun glaubst du, dass alle Äpfel so schmecken, aber das stimmt nicht«, sagte er mit dem Hochmut eines Mannes, der weiß, dass er Recht hat.
    »Vielleicht mögen einige Leute einfach den Geschmack verfaulter Äpfel.« Sein freundlicher Gesichtsausdruck schwand. »Tut mir Leid, ich weiß nicht, warum ich mich wie ein Arschloch benehme. Ich bin gerade einfach etwas betrunken.«
    »Hey, jeder macht verschiedene Phasen durch. Sei froh, dass du nicht so ein Vollzeitarschloch bist wie Bill York.«
    »Ist dieser Typ immer noch dein Redakteur?«
    »Ja. Er ist so ein Wichser. Er hat mich heute angeschnauzt, weil ich früher gegangen bin.«
    »Es ist dein Magazin. Schmeiß ihn

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