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Bruderherz

Titel: Bruderherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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er mich gleich aus dem Wagen herauskommandieren würde.
    »Nun, Sie sollten wissen, dass Sie geradewegs auf einen verdammten Sturm zusteuern«, sagte er.
    »Schneesturm?«
    »Ja. Der Wettervoraussage nach wird es richtig unangenehm.«
    »Danke für die Warnung. Das hatte ich noch nicht mitbekommen.«
    »Vielleicht sollten Sie besser ein Hotel aufsuchen und dort abwarten. Zum Beispiel in Rock Springs oder Salt Lake City, wenn Sie es so weit schaffen.«
    »Ich werde es in Erwägung ziehen.«
    Er besah sich misstrauisch mein Gesicht und bemerkte die abklingenden Blutergüsse. »Sind Sie geschlagen worden?«
    »Ja, Sir.«
    »Wann ist das denn passiert?«
    »Vergangenes Wochenende in einer Bar.«
    »Muss ein verdammt harter Kampf gewesen sein.« Bei diesem Typen war alles irgendwie verdammt. In Gedanken war ich schon dabei, ihn in ein Buch einzubauen. »Sieht aus, als hätten Sie da ganz schön was einstecken müssen«, meinte er.
    »Ja, aber Sie sollten erst mal den anderen Kerl sehen!« Dieses abgedroschene Klischee machte ihn an. Er rang sich ein Lächeln ab, blickte über die Einöde und kam zu dem Schluss, dass er sich wohl mal wieder auf den Weg machen sollte. Im Rückspiegel beobachtete ich, wie er zu dem Ford Mustang zurückschlenderte. Verdammt beherrscht. Und damit meinte ich mich.
     
    Rock Springs war eine hässliche, braune Stadt, die davon lebte, dass in ihrer unmittelbaren hügeligen Umgebung Kohle und Tronasalz abgebaut und Öl gewonnen wurde. Die Stadt war größer und industrieller, als ich erwartet hatte, und ich überlegte, wie die zwanzigtausend Einwohner dieser nordöstlichen Grenzstadt zur Sierra Nevada wohl ihre Freizeit verbrachten.
    Ich fuhr auf einen überfüllten Parkplatz eines Supermarkts. Während der letzten halben Stunde hatte es geregnet und geschneit, doch die Schneeflocken, die draußen vor der Stadt liegen geblieben waren, schmolzen auf dem von der Sonne erwärmten Pflaster sofort wieder. Ich lief durch die herumwirbelnden Schneeflocken zum Eingang und befürchtete, dass die Straßen jeden Moment eisglatt wurden und wir die Hütte nicht erreichten.
    Der Supermarkt glich einem riesigen Schlachtfeld – eine einkaufshungrige Meute plünderte die Regale mit Brot, Milch und Eiern. Da ich nicht wusste, welche Vorräte Orson in seiner Hütte gelagert hatte, nahm ich von allem etwas mit – Dosenkost, Obst, Müsli, Weißbrot und sogar mehrere Flaschen vom besten Wein, den sie in ihrem bescheidenen Spirituosensortiment hatten. Die Schlangen vor den Kassen waren halb so lang wie das ganze Geschäft, und als ich mich mit meinem Einkaufswagen hinten anstellte, wurde mir klar, dass ich mindestens eine Stunde warten müsste, nur um zu bezahlen. Scheiß drauf. Du hast bereits viel Schlimmeres getan als Ladendiebstahl.
    Ich schob meinen Wagen ohne Umwege durch die automatischen Türen und hinaus in den Sturm. Der Parkplatz war mittlerweile vereist und unter ersten Schneewehen verschwunden. Hinter der langen Promenade hoben sich die roten Felsen deutlich aus der weißen Umgebung ab, und mir fiel auf, dass ich noch nie eine schneebedeckte Wüste gesehen hatte.
    Zurück beim Lexus, öffnete ich die hintere Tür und begann die Einkäufe auf meinen und Walters Koffer zu packen. Orson machte einen Riesenradau. Ich befahl ihm, den Mund zu halten, und sagte ihm, dass wir fast am Ziel wären. Der Parkplatz neben mir war leer, daher ließ ich meinen Einkaufswagen dort stehen und öffnete die Fahrertür.
    »Entschuldigung?« Eine korpulente Frau in einem bauschigen rosafarbenen Anorak, der ihrer Figur nicht gerade schmeichelte, stand hinter dem Kofferraum des Lexus und starrte mich fragend an.
    »Ja, was denn?«
    »Was ist das für ein Geräusch?« Sie klopfte auf den Kofferraum.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ich glaube, da ist jemand in Ihrem Kofferraum.« Auch ich hörte es. Orson brüllte wieder und seine Stimme klang zwar gedämpft, aber hörbar. Er sagte etwas in der Art, dass er mich umbringen würde, wenn ich ihm nicht einen Schluck Wasser geben würde.
    »Da ist nichts drin«, erklärte ich. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«
    »Ist es ein Hund?«
    Ich seufzte. »Nein, wenn Sie es genau wissen wollen, ich bin ein Profikiller. Ich habe jemanden im Kofferraum und ich fahre mit meinen Opfern immer raus in die Wüste, verpasse ihnen dort einen Kopfschuss und begrabe sie anschließend dort. Wollen Sie mitkommen?«
    Sie lachte, dass ihr Gesicht Falten warf. »Oh, Junge! Der ist gut. Sehr

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