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Bruderherz

Titel: Bruderherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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komisch«, erklärte sie und kicherte wie wild.
    Sie ging davon, ich stieg in den Lexus und fuhr rückwärts aus der Parklücke. Da das Pflaster langsam spiegelglatt wurde, verließ ich, nervös wie alle Südstaatler im Schneesturm, vorsichtig den Parkplatz und fuhr wieder auf den Highway 191 auf.

Kapitel 31
     
    Der Wind schüttelte das Auto. Die Straße war verschwunden.
    Die letzten vierzig Meilen war ich einer einzigen Reifenspur gefolgt. Beim Verlassen von Rock Springs vor beinah vier Stunden konnte ich darunter noch das Pflaster erkennen. Doch als ich der ermüdend geraden Spur des Highway 191 weiter nach Norden folgte, verschwand der Farbkontrast zwischen Straßenbelag und Schnee gänzlich. Inzwischen bemühte ich mich verzweifelt darum, zwischen den rasenden Scheibenwischern auch nur kleinste Vertiefungen im Schnee zu erkennen. Bald würde der Schnee zu hoch liegen, um weiterzufahren. Schon jetzt spürte ich, wie die Reifen beim leisesten Druck auf das Gaspedal oder die Bremse durchdrehten. Abgesehen von einem Hurrikan vor sieben Jahren in North Carolina war dies das schlimmste Unwetter, das ich je erlebt hatte.
    Genau siebzig Meilen nördlich von Rock Springs hielt ich mitten auf dem verlassenen Highway an. Einen Moment lang blieb ich einfach in dem warmen Ledersitz sitzen und starrte durch die Windschutzscheibe in den Schnee hinaus, der so heftig und schnell wie starker Regen fiel. Keine dreißig Meter entfernt war das Weiß bereits unergründlich und die Sicht nahm weiter ab. Ein heftiger Fallwind rüttelte den Wagen durch und wirbelte den bereits gefallenen Schnee wieder von der Straße auf. Als der Straßenbelag kurz sichtbar wurde, sah ich, dass die Reifen genau die gestrichelte Linie berührten.
    Ich schaltete den Motor aus, nahm den Schlüssel, öffnete die Tür und trat hinaus in den Sturm. Sofort hatte ich Schnee in den Augen, hob schützend einen Arm vor mein Gesicht und kämpfte mich bis zum Kofferraum vor. Auf der Straße lagen bereits knapp acht Zentimeter Schnee und in der Wüste waren es noch mehr. Wenn der Schnee erst alle Sträucher bis auf den hohen Beifuß und das Fettholz bedeckte, hätten wir keine Anhaltspunkte für die Piste mehr. Aber wir haben ja Zeit, dachte ich, schloss den Kofferraum auf und wappnete mich gegen eine weitere eisige Böe. Der Sturm hat gerade erst begonnen.
    Orson war wach und blickte mit seinen dunklen, geschwollenen Augen erschreckt auf den Schnee, der sich auf seinen Haaren sammelte. Rote Linien liefen über sein Gesicht, dort, wo er stundenlang auf dem Teppich geschlafen hatte, und seine Lippen waren ausgedörrt und rissig.
    »Könnte sein, dass wir in Schwierigkeiten stecken«, erklärte ich. »Ich möchte, dass du die Hände hinter den Rücken nimmst, denn ich werde deine Füße befreien. Nimm sie hier hoch.« Er ließ seine Beine aus dem Kofferraum hängen, und ich öffnete das Fahrradschloss, das seine Fußknöchel gefesselt hatte. Ich warf es in eine Ecke des Kofferraums, half meinem Bruder herauszuklettern und wies ihn an, zur Beifahrertür zu gehen. Bis ich wieder auf meinem Sitz saß und die Lüftung auf maximale Leistung geschaltet hatte, war meine Kleidung vom Schnee völlig durchnässt. Ich öffnete die Beifahrertür und Orson stieg ein. Da ich nicht die Absicht hatte, ihm die Handschellen abzumachen, griff ich über seinen Schoß und schloss die Tür.
    Einen Moment lang saßen wir schweigend nebeneinander. Ich schaltete die Scheibenwischer aus. Der Schnee schmolz auf der warmen Scheibe. Draußen wurde es dunkel.
    »Wir befinden uns genau siebzig Meilen nördlich von Rock Springs«, sagte ich. Orson starrte durch die Windschutzscheibe.
    »Sind wir in der Nähe der Piste?«
    »Vermutlich höchstens eine halbe Meile entfernt. Aber wie’s jetzt aussieht, könnten es auch hundert sein.«
    »Die Hütte ist auf dieser Seite, stimmt’s?« Ich zeigte nach draußen.
    »Ja, irgendwo dort hinten.«
    »Was soll das heißen? Du kannst sie nicht finden?«
    »Nicht in dieser Scheiße.« Er hatte vor Besorgnis die Kiefer aufeinander gepresst und seine blauen Augen hatten an Glanz verloren.
    »Lass es uns versuchen«, meinte ich. »Immer noch besser als…«
    »Sieh mal. Ungefähr fünf Meilen in dieser Richtung befindet sich mitten in der Wüste eine Hügelkette.« Er nickte zu der wirbelnden Dämmerung auf meiner Fensterseite hin. »Du erinnerst dich vermutlich daran.«
    »Ja, und?«
    »Wenn ich diesen Kamm nicht sehen kann, kann ich auch unseren Standpunkt im

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