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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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studieren wollten. »Nördlich der Dominica-Passage liegt eine verstreute Gruppe kleiner Inseln: die Isles des Saintes. Wenn ich de Grasse wäre, würde ich darauf zuhalten. Von dort aus kann er entweder in westlicher Richtung nach Jamaika segeln oder sich in den Schutz von Guadeloupe zurückziehen, falls ihm Rodneys Flotte zu dicht auf den Fersen sitzt.« Bolitho holte tief Luft, ehe er fortfuhr: »Wenn unser Geschwader nach Südosten läuft, wären wir in einer besseren Position, um die Lage zu beobachten und – wenn notwendig – Sir George Rodney Meldung zu erstatten, was vorgeht.«
    Sir Robert rieb sich das Kinn, »Was meinen Sie, Cope?«
    Der Kapitän des Flaggschiffs trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Schwer zu sagen, Sir. Wenn Bolitho recht hat, und ich denke, daß er alles höchst sorgsam überlegt hat, dann hätte de Grasse die am wenigsten vermutete Route gewählt, um durch unsere Blockade zu schlüpfen. Aber selbstverständlich, wenn Bolitho sich irrt, dann haben wir die uns zugewiesene Position ohne vertretbaren Grund verlassen.«
    Der Admiral funkelte ihn an. »Daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern.« Seine Blicke wanderten zu Fox, der sich noch immer über die Karte beugte. »Na?«
    Fox richtete sich auf. »Ich stimme mit Bolitho überein.« Und nach kurzer Pause: »Dennoch scheint mir, Bolitho hat einen Punkt übersehen.« Er tippte mit dem Finger auf die Bleistiftlinien. »Wenn Sir George den Admiral de Grasse von der Dominica-Passage verscheucht, sind die Froschfresser günstiger dran. Die Brise ist zu schwach. Unsere Flotte kann sich nicht schnell genug wieder vereinigen, ehe de Grasse aufs offene Wasser hinausstürmt.« Sein Finger lief langsam in gerader Linie über die Karte. »Aber unser Geschwader liegt dann womöglich direkt auf ihrem Fluchtweg.«
    Der Admiral bewegte sich auf seinem Platz. »Meinen Sie, ich hätte mir das nicht auch überlegt?« Er sah Bolitho an. »Na, und was sagen Sie dazu?«
    »Ich meine noch immer, daß wir in einer besseren Position wären, um Bericht zu erstatten und um den Feind zu beschatten, Sir.«
    Der Admiral stand auf und ging erregt auf und ab. »Wenn ich nur ein paar verläßliche Informationen bekommen könnte! Ich habe die Witch of Looe vor ein paar Tagen auf ein Spähkommando geschickt, aber was kann man bei der verdammten Flaute erwarten?« Er blickte durch die offenstehenden Heckfenster. »Manchmal liegt man tagelang so fest. Was wissen wir? Der Krieg kann schon aus sein.«
    »Ich könnte mit der Phalarope allein nach Süden segeln, Sir«, schlug Bolitho vor.
    »Nein!« Die Stimme des Admirals kam wie ein Peitschenhieb. »Ich werde keinem meiner Kapitäne eine Verantwortung aufbürden, die ich selber tragen muß.« Er lächelte frostig. »Oder wollten Sie mir diese Entscheidung aufzwingen?« Er wartete die Antwort nicht ab.
    »Nun gut, meine Herren. Wir setzen unverzüglich Segel und halten nach Südost.« Er sah seine Kapitäne der Reihe nach an.
    »Aber ich wünsche keine Abenteuer. Sichten wir den Feind, ziehen wir uns zurück und erstatten Sir George Rodney Meldung.«
    Bolitho verbarg seine Enttäuschung. Indes, er konnte eigentlich zufrieden sein. Schließlich hatte er nicht einmal das erwartet. Weder daß Sir Robert Napier zustimmen würde, den gegenwärtigen Bereich zu verlassen, noch daß er sich zu einer Unternehmung bereitfinden würde, die sich gut und gern als ein sinnloses, zeitvergeudendes Wagnis herausstellen konnte. Als er sich umwandte, um Fox zu folgen, sagte der Admiral scharf: »Und was diese andere Angelegenheit betrifft, Bolitho«, er legte seine Hand auf den offenen Umschlag, »die werde ich auf meine Weise erledigen. Mir liegt nichts daran, daß meine Schiffe durch Meuterei befleckt erscheinen. Wir werden die Sache innerhalb des Geschwaders bereinigen.« Seine Ungeduld brach wieder durch. »Und was Leutnant Vibart anlangt, nun, da ist nichts mehr zu machen, nicht wahr. Ein toter Offizier nutzt mir nichts mehr, ganz gleich, wie er starb.«
    »Er starb tapfer, Sir«, brachte Bolitho nach kurzem Überlegen heraus.
    »Auch die Christen in Rom starben tapfer«, knurrte der Admiral. »Und es ist verdammt wenig Gutes dabei herausgekommen.
    «
    Bolitho zog sich aus der Kajüte zurück und eilte an Deck, um sein Boot rufen zu lassen. Die See zeigte wieder kleine weiße Schaumköpfe, und die Flagge des Admirals flatterte tapfer in der auffrischenden Brise. Gutes Segelwetter! dachte er. Und das sollte man stets

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