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Brudermord

Titel: Brudermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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schwerer Eisenklöpfel, ein typisches Bildhauerwerkzeug. Ein großer schwerer Hammer ohne spitze Kanten …
    Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch sie kam nicht mehr dazu, denn im gleichen Moment passierten mehrere Dinge gleichzeitig: Elise begann wieder zu bellen, und ein helles Licht flammte auf. Es blendete Clara, sodass sie nichts erkennen konnte. Eine laute, scharfe Männerstimme ertönte, und Ruth schlug in Panik um sich. Sie traf Clara am Kopf und an der Brust, und Clara hob die Hände vor ihr Gesicht, um sich vor den Schlägen ebenso wie vor dem grellen Licht zu schützen. Dann hörte sie einen durchdringenden Schrei. Sie glaubte, es wäre Ruth, die vor Angst und Schreck schrie, doch später, rückblickend war sie sich nicht mehr sicher, ob sie es nicht selbst gewesen war.
    Wenige Sekunden später war alles vorbei. Ein Mann zerrte Ruth aus der Ecke und hielt sie mit beiden Armen umklammert, während ihr Kopf hin und her flog und sie mit den Füßen wild um sich trat. Rückwärts ging der Mann nach draußen, die sich heftig wehrende Frau mit sich schleppend. Ein zweiter Mann streckte Clara die Hand hin, um ihr herauszuhelfen. Mühsam stand Clara auf, den Kopf von dem grellen Licht abgewandt. Ihre Knochen taten ihr weh, und sie zitterte heftig, dass sie kaum stehen konnte.
    »Wo ist Elise?«, fragte sie und ihre Stimme klang fremd und schrill. »Wo ist mein Hund?«
    Sie hörte ein entferntes Bellen, das von draußen kam, und schob den Mann beiseite. Elise jaulte und bellte aufgeregt, als sie Clara aus der Tür kommen sah. Man hatte sie einige Meter entfernt mit einem Strick an den zerbeulten Fahrradständer neben einem der Hauseingänge angebunden.
    Claras Blick wanderte suchend weiter. Ruth saß neben der Tür auf dem blätterübersäten Boden, mit ausgestreckten Beinen und gesenktem Kopf, leblos wie eine kaputte Puppe. Ihre Hände waren mit Handschellen gefesselt. Eine Frau kniete neben ihr und redete leise auf sie ein.
    Clara spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich, und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie machte einen Schritt auf die Frau zu, die offensichtlich Ärztin war, doch jemand hielt sie fest. Rüde versuchte sie, sich loszureißen, doch es gelang ihr nicht. Der Griff war nicht besonders fest, aber unnachgiebig. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht wandte sie sich um. Hinter ihr stand Gruber. »Hatten wir nicht eine Vereinbarung?«, sagte er leise.
    »Lassen Sie mich los! Auf der Stelle!«, fauchte Clara, und meinte, gleich ohnmächtig zu werden vor Zorn. Etwas am Klang ihrer Stimme ließ Gruber zurückzucken, und er lockerte seinen Griff. »Machen Sie aber keine Dummheiten«, meinte er.
    Clara entzog ihm ihren Arm: »Dafür sind ja wohl Sie zuständig«, gab sie böse zurück.
    Gruber hob die Augenbrauen. »Vorsichtig, Frau Anwältin, schön vorsichtig.« Dann reichte er ihr ein Taschentuch. »Ihre Mandantin hat Sie wieder einmal ganz hübsch getroffen.«
    Clara tastete ihr Gesicht ab. Ihre Unterlippe schien aufgesprungen. Sie spürte den metallischen Geschmack von Blut und wischte mit dem Ärmel über den Mund. »Was sind Sie nur für ein mieser Kerl, Gruber!«, murmelte sie. Ihre Knie zitterten, und ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als wollte es zerspringen.
    Gruber steckte das verschmähte Taschentuch wieder ein und verzog das Gesicht. »Ach? Auf einmal. Das hörte sich heute Morgen noch ganz anders an. Als Sie mich noch für Ihre Zwecke brauchen konnten.«
    Clara schüttelte den Kopf. »Was für ein Blödsinn. Ich dachte, wir stehen auf der gleichen Seite. Da habe ich mich wohl getäuscht.«
    Gruber sah sie scharf an: »Wir beide standen nie auf der gleichen Seite. Und das ist nicht meine Schuld. Ich hatte Sie gewarnt. Wenn ich den Verdacht habe, dass Sie mir etwas verschweigen, muss ich Sie beschatten lassen. Glaubten Sie im Ernst, ich hätte mich nicht gefragt, wer dieser Geliebte war, dem Ruth die Briefe geschrieben hat? Dachten Sie tatsächlich, mir wäre nicht aufgefallen, dass Sie sich diese Frage offenbar nicht zu stellen schienen, ihn mit keinem Wort erwähnten, obwohl er doch offensichtlich der einzige Hinweis auf Ruths mögliches Versteck war, den es gab? Halten Sie mich tatsächlich für so blöd?«
    Clara gab keine Antwort. Ihre Wangen brannten, als hätte Gruber sie geschlagen. »Sie sind mir also die ganze Zeit gefolgt?«, fragte sie nur.
    Als Gruber nickte, schloss Clara die Augen und wandte sich ab. Sie ging zu der jaulenden Elise und band sie los. Aufgeregt

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