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Brudermord

Titel: Brudermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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sprang die Hündin an ihr hoch und versuchte, mit beiden Vorderpfoten auf ihre Schultern gestützt, ihr Gesicht abzulecken. Clara schob sie sanft hinunter und ging zurück zu Gruber. »Und wenn ich Ihnen sage, dass sie es nicht war? Dass ich weiß, wer der Mörder ist?«
    Gruber hob müde die Schultern. »Aber das hatten wir doch schon. Sie können alles vorbringen, was Sie für nötig halten. Aber nicht jetzt. Auch wenn Sie das partout nicht glauben wollen: Wir gehen jedem Hinweis nach. Wir werden auch diesen Mann finden, Ruths Geliebten, und seine Beteiligung an der Tat klären. Warum lassen Sie uns nicht unsere Arbeit machen und warten einfach ab?«
    »Weil Ruth nicht warten kann!« Clara schrie es fast, und es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte Gruber vor die Füße gespuckt, um ihm zu zeigen, was sie von seiner Arbeit hielt. »Sehen Sie das denn nicht?« Sie deutete mit zitterndem Finger auf die reglose Frau am Boden.
    Gruber sah sich nicht um. »Vorerst besteht gegen Ihre Mandantin nach wie vor dringender Tatverdacht, und wir nehmen sie in Gewahrsam. Sie muss ärztlich untersucht werden und dann werden wir sie …«
    »Sie werden Sie einsperren«, vervollständigte Clara seinen Satz bitter, und sie spürte, wie ihr übel wurde.
    »Sie wird in die Psychiatrie gebracht, dort wird man sie einer genauen Begutachtung unterziehen …«
    »Sie sind so ein gottverdammter Idiot.« Clara traten Tränen in die Augen. Sie senkte den Blick und sagte nach einer Weile mit nur mühsam unterdrückter Wut. »Ich muss mit ihr sprechen. Jetzt sofort.«
    Gruber, der angesichts Claras Beleidigung seine Brauen noch ein paar Zentimeter enger zusammengezogen hatte, hielt es offenbar für klüger, ihr nicht mehr zu widersprechen. Er wandte sich mit einem fragenden Blick der Ärztin zu, die sich jetzt aufgerichtet hatte.
    Diese schüttelte jedoch den Kopf. »Wir sollten sie sofort ins Krankenhaus fahren. Ich glaube kaum, dass sie jetzt in der Lage ist …«
    »Das lassen Sie nur meine Sorge sein«, gab Clara zurück und schob die Ärztin brüsk beiseite, ohne Grubers Erwiderung abzuwarten.
    Ruth saß noch immer unverändert am Boden, den Rücken an die Werkstattwand gelehnt und die Beine ausgestreckt. Ihr Kopf hing weit nach vorne, so dass ihr Kinn die Brust berührte.
    Clara kniete sich zu ihr. »Ruth, hören Sie mich?«, fragte sie leise. »Ich bin es, Clara Niklas.
    Die Frau hob ein wenig den Kopf, sah sie jedoch nicht an. »Sie bringen mich zurück«, murmelte sie tonlos, es war keine Frage, sondern eine Feststellung, und keinerlei Regung lag dabei in ihrer Stimme. Keine Angst, keine Wut, noch nicht einmal Resignation.
    Etwas in Clara krümmte sich vor Mitleid. Erneut traten ihr Tränen in die Augen. Sie griff nach Ruths Händen, die in den Handschellen winzig und zerbrechlich wirkten, und drückte sie. »Bitte, Ruth, wir haben nicht viel Zeit. Sagen Sie mir, wo Pablo ist. Bitte!«
    Hinter ihr ertönte Grubers Stimme. »Wir fahren jetzt.«
    »Bitte!«, flüsterte Clara eindringlich, während einer der Beamten Ruth aufhalf.
    Sie ließ es geschehen. Ihr Gesicht zeigte keinen Widerstand, keine Hoffnung, nichts. Es schien, als ob sie verschwunden wäre. Als ob es Ruth Imhofen nicht mehr gäbe. Sie hatte sich zurückzogen, so weit in sich, wie es nur möglich war. Sie hatte ihren Schutzmechanismus wieder aktiviert, Clara sah es an ihren verlangsamten Bewegungen, und sie bekam Angst. Würde Ruth jemals wieder auftauchen? Oder war der Rückzug dieses Mal endgültig? Sie war so stark gewesen, hatte die lange Zeit in der Klinik überstanden, doch vielleicht war dies jetzt zu viel. Vielleicht war in dem Moment, als der Beamte sie aus ihrer Ecke herausgezerrt hatte, etwas endgültig zerbrochen. Etwas, was sich nicht wiedergutmachen ließ.
    Clara wurde kalt, als sie versuchte, sich vorzustellen, was das bedeutete. Lebendig begraben. Im eigenen Geist gefangen, nur noch ein Körper, der funktionierte, langsam, mechanisch und sonst nichts mehr. Dann würde es keine Rolle mehr spielen, ob man den wahren Mörder Johannes Imhofens fand oder nicht. Es würde nichts mehr eine Rolle spielen für sie.
    Sie packte Ruth heftig am Arm und sagte laut, sie schrie es fast: »Wo ist er? Pablo, Ihr Geliebter! Denken Sie an das Haus am Meer! Das gelbe Haus! In dem Sie glücklich waren, Sie beide, ganz allein! Denken Sie an die Farben! Das Licht dort oben im Norden! Denken Sie an meine Stimme, Ruth! Was hat meine Stimme für eine Farbe?«
    Jemand berührte

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