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Bruderschaft der Kueste

Bruderschaft der Kueste

Titel: Bruderschaft der Kueste
Autoren: Chris P. Rolls
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ließ Jean Simons Hand los, zog sich zurück, stand hastig auf und wandte sich um. Entsetzt sprang Simon auf und starrte sekundenlang fassungslos auf den Rücken des Piraten. Wollte Jean ernsthaft sein weiteres Leben mit ihm als sein Lebensgefährte verbringen? Sah er in ihm jemanden wie eine Frau an seiner Seite? Abwechselnd rasten heiße und kalte Schauer über Simons Wirbelsäule. War das die Freiheit, von der Jean zuvor gesprochen hatte und die er nur hier hatte finden können? Zwei Männer, die zusammenlebten, wie nur ein Mann und eine Frau es sollten?
    „Denk darüber nach“, forderte Jean nach einer Weile, ohne sich jedoch umzudrehen.
    Simon wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Seine Gedanken verwirrten sich immer mehr. Längst hatte er den sicheren Hafen verlassen und trieb immer weiter auf dem offenen Meer des Verderbens. Wie betäubt wollte er sich abwenden, nur Jeans Stimme hielt ihn auf, kurz bevor er die Tür erreicht hatte.„Du wirst morgen mit Miguel als Erstes an Land gehen, dich unmittelbar zum Haus von Lord Realmaer begeben. Dort wirst du dir Zutritt verschaffen und kurz nach Dunkelwerden die Tür zum Stallgebäude an der Ostseite des Anwesens öffnen“, erklärte Jean, drehte sich bei seinen Worten langsam um und blickte ihn mit dem gewohnten, leicht spöttischen Ausdruck an. Simon brachte noch immer kein Wort heraus, nickte nur und wandte sich um.
    Kaum hatte er die Tür geöffnet, rief ihn Jean erneut zurück:  „Simon?“
    Augenblicklich drehte sich der junge Mann hastig um.             Die braunen Augen des Piratenkapitäns bohrten sich in seine. „Du wirst mir dein Ehrenwort geben, dass du nicht zu fliehen versuchst!“, erklang Jeans sanfte Stimme.Eisige Schauer jagten über Simons Rücken, denn sie enthielt eine deutliche, ungesagte Drohung. Der junge Mann erstarrte und starrte den Piraten fassungslos an.
    „Ich möchte dein Ehrenwort, dass du zu mir zurückkehrst“, forderte Jean ihn erneut auf, während Simon ihn sprachlos, mit großen Augen ansah.
    Alles in Simon schrie „Nein“, schrie nach Freiheit, nach Flucht, wollte endlich diesem Albtraum entkommen. Verzweiflung stieg in ihm hoch, doch er hatte keine Wahl. Verweigerte er sein Wort, dann würde Jean völlig selbstverständlich seinen anderen Plan umsetzen. Wollte er den Tod Unschuldiger verhindern, musste er sich ihm fügen. Stockend und jedes Wort mühsam hervor würgend antwortete er:
    „Ich gebe Euch mein Ehrenwort, dass ich ... nicht ... zu fliehen versuche.“
    „Du wirst zu mir zurückkehren?“, fragte Jean eindringlicher nach und Simon erkannte resignierend, dass die Falle sich endgültig um ihn geschlossen hatte. Er nickte langsam, fühlte sich taub und leer. Jean lächelte überaus zufrieden, nickte ihm zu und Simon floh so rasch er konnte aus dem Raum.
     
    An Land
     
    „Ich verstehe es nicht!“, brummte Miguel neben ihm nun schon zum dritten Mal durch den falschen Bart hindurch, den er trug, um sein Gesicht zu kaschieren.
    Simon folgte den Anweisungen Miguels durch das Gewirr der unbekannten Straßen im Hafenviertel, weiter in die Stadt. Dabei versuchte er, alle anderen Bemerkungen nicht zu beachten und sich ganz darauf zu konzentrieren, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der Spanier sollte ihm den Weg zum Haus zeigen, selbst davor zurückbleiben, damit ihn niemand versehentlich erkannte. Von da an war Simon auf sich alleine gestellt. Er hätte keine Probleme, in das Haus eingelassen zu werden, denn auch, wenn sie sich noch nie persönlich begegnet waren, so war Lord Realmaer doch ein durchaus bekannter Händler. Der Name Simon Lord of Fenderwick würde ihm auf jeden Fall etwas sagen und Simon Zutritt zu seinem Hause verschaffen. Wenn er erstmal im Haus war, würde es sicherlich ein Leichtes werden, zum Stall zu gelangen, um die Piraten einzulassen. Alles schien einfach, alles leicht. Dennoch klopfte Simons Herz mit jedem Meter, den er sich dem Wohnsitz der Familie Realmaer näherte, härter und schmerzhafter. Miguels Gesellschaft trug ihr Übriges dazu bei. Dieser schnaubte verächtlich, und als Simon sich ihm zuwandte, sah er in fragend an, und hakte ungläubig nach:
    „Du trägst keine Fesseln! Jean ist auch nicht hier. Unten am Kai liegt ein auslaufbereites Schiff oder dort in dem Paddock stehen Pferde und du versuchst nicht einmal, zu fliehen?“ „Nein“, antwortete Simon schlicht, wandte sich ab und beschleunigte seine Schritte fast unmerklich, doch Miguel hielt
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