Bruderschaft der Kueste
vor der endgültigen Verdammnis retten. Gott hatte ihm keine Hilfe geschickt, so sehr er auch darum gefleht hatte. Stattdessen führte ihn der Teufel höchstpersönlich in der Gestalt des Spaniers nur noch mehr in Versuchung.
Verzweifelt stützte sich Simon auf das Geländer, sackte daran hinab und vergrub seinen Kopf in seinen Armen. Was sollte er nur tun? Ob Gott ihn vergessen hatte? So sehr er es sich auch wünschte, er bekam keine Antwort und schleppte sich schließlich hinunter in seine Hängematte.
Zwei Tage lang sah er weder von Jean noch von Miguel viel. Die drei Männer schienen sich alle aus dem Weg zu gehen. Erst am dritten Tag ließ ihn Jean abends in seine Kajüte rufen. Simon fühlte sich zugleich ertappt wie auch ängstlich und verunsichert, was der Pirat von ihm wollte. Aber und abermals gingen ihm Miguels Worte durch den Kopf. Seitdem er ihn einmal darauf hingewiesen hatte, wusste er nun auch Jeans Blicke und seine flüchtigen Berührungen endlich unwiderruflich zu deuten. Jean verfolgte bei ihm ganz bestimmte Absichten. Simon fürchtete den Moment, wo der Piratenkapitän sich womöglich nicht mehr zurückhalten würde. Sein Herz schlug auf dem Weg zur Kajüte schnell und hart in seiner Brust und er bemerkte betroffen, wie seine Handflächen feucht wurden, als er klopfte und die nur zu vertraute Stimme Jeans ihn hereinrief. Simon fühlte sich versucht, den Kopf zu senken wie ein Bediensteter, erinnerte sich derweil gerade noch rechtzeitig an seine Würde und zwang sich, Jean offen und direkt in die Augen zu sehen. Auf gar keinen Fall ließe er sich etwas von seinen Befürchtungen anmerken. Er schluckte das Unbehagen hinab, welches sich in seiner Kehle bilden wollte, und trat sicheren Schrittes auf den Franzosen zu. Er durfte vor ihm keine Schwäche zeigen, ihn nicht sehen lassen, wie er ihn verwirrte, wie sehr er fürchtete, dass sich ihm der Mann abermals unziemlich näherte. Ich bin zwar sein Gefangener, dennoch bin ich deshalb nicht schwach und hilflos, schwor sich Simon entschlossen, egal, was er von mir will, ich werde mich weiterhin dagegen wehren.
„Simon!“, begrüßte Jean ihn freudig, lächelte ihn freundlich an und fuhr unbekümmert fort, als dieser nicht auf ihn zu kam: „Nimm doch Platz.“
Einladend wies er auf einen Stuhl, wartete hingegen nicht, bis Simon Platz genommen hatte, sondern setzte sich selbst, faltete seine Hände sorgfältig vor sich und verfolgte Simons Bewegungen mit seinen braunen Augen. Mit heftig pochendem Herzen nahm Simon Platz, legte seine Hände übereinander, um das winzige, verräterische Zittern zu verheimlichen, das ihn nun doch befiel. Das Bild von Jeans Gesicht, das sich ihm zu einem Kuss zuneigte, tauchte vor ihm auf, Hände, die lockend und fordernd über seinen Körper fuhren, doch er verdrängte hastig jeden Gedanken daran. „Du weißt schon von unserem Ziel?“, fragte Jean ihn ohne Umschweife.
Simon nickte bestätigend. Jean lächelte zufrieden. „Wir werden morgen Saint Frate anlaufen. Das Fort ist gut befestigt und es ist überaus unwahrscheinlich, dass wir mit unseren Kanonen dagegen etwas ausrichten können“, erklärte er. „Miguel hat mir gesagt, wo er seinen Schatz versteckt hat, nur würde es keinen Sinn machen, dort einfach hinein-zustürmen.“ Er lächelte und öffnete seine Hände um sie mit den Fingerspitzen aneinanderzulegen. „Er hat ihn in einem Haus versteckt, das wir auch anders erreichen können. Damit wird es leichter und zugleich auch schwerer.“ Jean lächelte versonnen, während ihn Simon unsicher ansah und unbehaglich hin und her rutschte. Warum eröffnete ihm der Piratenkapitän das alles? Was ging es ihn an, welche Verbrechen sie nun planten? Er wollte von weiteren Morden und Gräueltaten nichts mehr wissen.
„Kurzum, wir werden es ein wenig subtiler angehen müssen“, fuhr Jean schmunzelnd fort.
Simon blickte ihn fragend an und konnte sich keinen Reim darauf machen, warum Jean ihm davon erzählte.
„Unglücklicherweise hat Miguel den Schatz auf dem Anwesen eines wohlhabenden Händlers mitten in der Stadt versteckt“, fuhr Jean fort und fügte kopfschüttelnd hinzu:
„Weiß der Teufel, was ihn dazu getrieben hat.“ Lächelnd schenkte sich Jean Wein ein und bot auch Simon ein Glas an. Simon nickte dankbar, froh, dass seine Hände sich um etwas schließen durften, und Jean nicht sah, wie sie zitterten.
„Miguels Gesicht ist in Saint Frate hinreichend
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