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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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n den Roben, die Instrumente einer vergessenen Wisse n schaft aus Messing, die Aura des wohltätigen Schicksals, das gellende Getöse einer fremdartigen Musik, die in Hallen von großen Tempeln, die unbekannten Göttern gewidmet sind, ein Echo wirft. Atlantis? Wie schmal ist doch der Grat, den wir zwischen Märchen und Blödsinn errichten! Ich habe nie gehört, daß Miklos den Namen auch nur ausgesprochen hat, aber er brachte mir Atlantis schon am ersten Tag in den Sinn, und mittlerweile wächst in mir die Überzeugung, daß ich damit richtig liege, daß er tatsächlich für die Bruderschaft eine He r kunft aus Atlantis beansprucht. Was haben diese Tote n schädelembleme auf der Fassade des Tempels zu bede u ten? Und was diese juwelenbesetzten Schädel, die als Ringe oder Anhänger in der Großen Stadt getragen we r den? Wer sind diese Missionare in den rotbraunen R o ben, die über das Festland zu den Ansiedlungen in den Bergen ziehen? Sie verwirren die Mammutjäger mit i h ren Blitzen und Pistolen, halten den heiligen Totensch ä del hocherhoben und rufen den Höhlenbewohnern zu, zu Boden zu sinken und sich hinzuknien. Und die Scham a nen in den bemalten Höhlen, die an ihren funkenspr ü henden Feuern zusammenhocken, flüstern, geben nach, gewähren den strahlenden Fremden größte Achtung, ve r beugen sich, küssen den Totenschädel und vergraben ihre eigenen Idole: die fettschenkligen Venusfiguren und die zurechtgeschnittenen Knochensplitter. Das ewige Leben gewähren wir euch, sagen die Neuankömmlinge, und sie zeigen eine leuchtende Tafel, auf der Bilder von ihrer Stadt, von Türmen, Kutschen, Tempeln und Juwelen schwimmen. Und die Schamanen nicken, sie kriechen mit dem Bauch auf dem Boden und gießen Wasser auf ihre heiligen Feuer. Sie tanzen, klatschen in die Hände und unterwerfen sich; sie unterwerfen sich, starren auf die leuchtende Tafel, töten das fett gewordene Mastodon und bieten ihren Gästen ein Festmahl in Brüderlichkeit an. Und so fängt alles an: die Allianz zwischen Inselle u ten und Bergbewohnern in jenen Tagen. So hat es bego n nen: der Fluß des Schicksals über das eisbedeckte Fes t land, das Erwachen, die Weitergabe des Wissens. Wenn dann das Erdbeben kommt, wenn der Vorhang weit a u seinanderreißt und die Säulen wackeln und ein schwarzes Leichentuch über der Welt hängt, wenn die Prachtstraßen und Türme von der aufgebrachten See verschluckt we r den, wird etwas weiterleben, wird etwas in den Höhlen überleben: die Geheimnisse, die Riten, der Glaube, der Totenschädel, der Totenschädel, der Totenschädel! War es so, Miklos? Und hat es sich so abgespielt, vor zehn-, fünfzehn- oder zwanzigtausend Jahren, in einer Verga n genheit, die abzustreiten wir es vorziehen. Welch eine Wonne, in jener Morgendämmerung gelebt zu haben! Und du lebst immer noch, Bruder Miklos? Du bist zu uns von Altamira gekommen, von Lascaux, selbst vom u n tergegangenen Atlantis, du und Bruder Antony und Br u der Bernard und alle anderen, ihr habt Ägypten überlebt, die Caesaren, habt dem Totenschädel eure Achtung b e wiesen, habt alles durchgemacht, habt Reichtum ang e sammelt, den Acker bestellt, seid von Land zu Land g e zogen, von den glücklichen Höhlen zu den neuentstand e nen neolithischen Dörfern, von den Bergen zu den Flü s sen, über den ganzen Erdball, nach Persien, nach Rom, nach Palästina, nach Katalonien, habt die Sprachen g e lernt, sobald sie aufgekommen sind, habt mit den Leuten gesprochen, eure Tempel und Klöster gebaut, habt Isis, Mithra, Jehova und Jesus eure Referenz erwiesen, diesem Gott und jenem, habt alles absorbiert, allem widersta n den, habt das Kreuz über den Totenschädel gestellt, als das Kreuz gerade in Mode war, seid zu Meistern in der Frage des Überlebens geworden, habt euch gelegentlich durch die Aufnahme eines Fruchtbodens mit frischem Blut versorgt, habt immer neues Blut verlangt, obwohl euer eigenes niemals gerinnt. Und dann? Ihr seid nach Mexiko gezogen, nachdem Cortez dessen Bevölkerung für euch unterworfen hat. Hier war ein Land, das die Macht des Todes verstand, hier war ein Ort, wo der T o tenschädel immer regiert hatte, vielleicht ist er dorthin, genau wie in euer Land, von den Inselleuten gebracht worden, hmm? Missionare aus Atlantis auch in Cholula und Tenochtitlan, die dort den Kult der Todesmaske ve r breitet haben? Ein fruchtbarer Boden, zumindest ein paar Jahrhunderte lang. Aber ihr besteht auf einer konstanten Erneuerung, und so seid ihr

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