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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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unserer Stirn, wir reichen Wasser, wir weinen, wir schaudern unter dem Widerhall der Tro m meln aus Atlantis, die über dreitausend Meilen Ozean mit der Verzweiflung des unvermeidlichen Untergangs hämmern, und die Sonne steigt auf, und ihr Licht wärmt uns, und der Schädel lächelt, und die Arme öffnen sich, und das Fleisch gewinnt die Oberhand, und die Niederl a ge des Todes ist offensichtlich, aber damit ist die Stunde auch zu Ende, und Bruder Miklos verschwindet und läßt uns blinzelnd und taumelnd und in Verwirrung zurück; allein; allein, allein, allein. Bis morgen.
    Von der Geschichtsstunde aus gehen wir zum Mitta g essen. Eier, Brei mit Chili, Bier und dickes, dunkles Brot. Nach dem Essen eine Stunde privater Meditation, jeder in seinem Zimmer, wo wir uns verzweifelt darum bem ü hen, einen Zusammenhang in all dem zu finden, was man uns in den Kopf geschüttet hat. Dann ertönt der Gong und ruft uns wieder zur Arbeit auf den Feldern. Jetzt hat die Nachmittagshitze ihren Höhepunkt erreicht, und s o gar Oliver hält sich zurück: Wir bewegen uns nur lan g sam, säubern den Hühnerstall, setzen Samen ein und u n terstützen die unermüdlichen Farmerbrüder, die fast den ganzen Tag gearbeitet haben. Zwei Stunden vergehen damit; die ganze Bruderschaft arbeitet Seite an Seite, alle bis auf Bruder Antony, der allein im Haus der Schädel bleibt. (Zu einer solchen Zeit sind wir hier angeko m men.) Endlich werden wir von der Plackerei erlöst. Ve r schwitzt und ausgeglüht von der Sonne torkeln wir auf unsere Zimmer, baden ein weiteres Mal und ruhen uns, jeder für sich, aus, bis es Zeit für das Abendessen ist.
    Dann eine weitere Mahlzeit. Die übliche Anordnung. Nach dem Abendbrot helfen wir bei den Aufräumung s arbeiten. Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir mit Br u der Antony, und an den meisten Abenden begleiten uns vier oder fünf von den anderen Brüdern, zu einem niedr i gen Hügel westlich vom Schädelhaus; dort vollführen wir den Ritus des Sonnenatemtrinkens. Dazu muß man sich in einer eigentümlichen und höchst unbequemen Weise mit verschränkten Beinen niederlassen – eine Kombination aus dem Lotussitz und der Stellung des Sprinters beim Start – und direkt in den roten Ball der untergehenden Sonne starren. Und erst in dem Moment, wo wir befürchten, ein Loch in die Netzhaut gebrannt zu bekommen, dürfen wir die Augen schließen und über das Farbspektrum meditieren, das von der Sonnenscheibe zu uns strömt. Wir werden darin unterrichtet, uns darauf zu konzentrieren, dieses Spektrum in unseren Körper fließen zu lassen, den es durch die Lider betritt und das sich dann durch Knochenhöhlen und Nase in Kehle und Brust au s breitet. Zum Schluß sollen sich die Sonnenstrahlen im Herzen niederlassen und Wärme und Licht erzeugen.
    Wenn wir zu echten Adepten geworden sind, sollen wir angeblich in der Lage sein, die eingezogene Stra h lung auf jeden Teil des Körpers zu verteilen, der gerade einer besonderen Stärkung bedarf – die Nieren oder die Genitalien oder die Bauchspeicheldrüse oder was auch immer. Die Brüder, die neben uns auf dem Hügel ho c ken, sind wahrscheinlich gerade in eine solche Verteilung vertieft. Wieviel Wert solch eine Übung hat, kann ich beim besten Willen nicht entscheiden. Wissenschaftlich gesehen, kann ich dabei nicht die Spur eines Nutzens erkennen, aber Eli beharrte schon von Anfang an darauf, daß das Leben mehr zu bieten habe, als die Wissenschaft behauptet, und falls die Techniken der Langlebigkeit hier auf metaphorischen und symbolischen Rückbesinnungen auf den Metabolismus beruhen, die zu empirischen Wechseln im Körpermechanismus führen, dann könnte es für uns von außerordentlicher Wichtigkeit sein, den Sonnenatem zu trinken. Die Brüder zeigen uns nicht ihre Geburtsurkunden; wir müssen uns dieser Operation, wie wir alle wissen, aus purem Glauben unterziehen.
    Wenn die Sonne endgültig versunken ist, begeben wir uns in einen der größeren Versammlungsräume, um der letzten Verpflichtung des Tages nachzukommen: der Gymnastiksitzung mit Bruder Bernard. Nach dem Buch der Schädel ist es für die Verlängerung des Lebens von essentieller Bedeutung, den Körper geschmeidig zu ha l ten. Nun, das ist natürlich nichts Neues, aber trotzdem enthält die Technik der Bruderschaft, den Körper g e schmeidig zu halten, einen besonderen mystisch-kosmologischen Aspekt. Wir beginnen mit Atemübu n gen, deren Bedeutung uns Bruder Bernard in seiner übl i chen lakonischen Art

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