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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geronnene Masse an Erinnerungen. Wie ich am anderen Tag nackt war, Kinderspiele mit anderen machte, manche von ihnen gar nicht einmal so unschuldig.
    Unerwünschte Gedankenbilder stürmten brüllend wie eine Springflut aus meiner Vergangenheit heran. Ich stand still da und wurde von Wellen der Furcht durc h spült. Ein Muskel spannte gegen den anderen, der Körper glänzte vor Schweiß. Und da widerfuhr mir etwas B e schämendes. Ich spürte ein vertrautes Pochen da unten, fühlte, wie es dort steif wurde und wuchs, und ich sah hinunter und ja, ja, da war es ganz genau, wuchs hart und hoch. Ich hätte sterben mögen. Ich hätte mich am liebsten mit dem Gesicht zu Boden geworfen. Es war wie damals, nachdem Sissy Madden uns beim Schwimmen beobac h tet hatte, als ich nackt zum Fluß zurücklaufen mußte, wo Karl und Jim ihre Kleider schon angezogen hatten, und ich zum erstenmal die Erfahrung gemacht hatte, was es heißt, sich nackt und beschämt unter Angezogenen zu bewegen. Und jetzt war es wieder soweit: Ned, Eli, T i mothy und die Brüder, alle hatten sie ihre Shorts an, und ich war nackt und hatte mir keinerlei Gedanken darüber gemacht, bis plötzlich das da unten passiert war. Jetzt kam ich mir so zur Schau gestellt vor, als würde ich live im Fernsehen auftreten. Alle würden mich anstarren, s e hen, daß ich einen stehen hatte, und würden sich fragen, was mich so angemacht hatte, welche schmutzigen G e danken wohl eben durch mein Gehirn gezogen sein mu ß ten.
    Wo konnte ich mich verstecken? Wie konnte ich mich bedecken? Beobachtete mich jemand?
    Aber tatsächlich schien es niemand bemerkt zu haben. Eli und die Brüder waren weit von mir. Timothy, der tr ä ge und lahm vorankam, lag weit hinter mir, fast auße r halb meines Sichtkreises. Der einzige in meiner Nähe war Ned, vielleicht drei Meter hinter mir. Da ich ihm mein Hinterteil zukehrte, war meine peinliche Stelle ve r deckt. Mittlerweile spürte ich auch, wie er langsam schrumpfte; in Kürze wäre die Lage dort wieder geklärt, und ich könnte gemächlich durch die Chili-Reihen zu dem Baum schlendern, an dem meine Shorts hingen. Ja, jetzt war er wieder in Normalstellung. Alles unter Ko n trolle. Ich drehte mich um.
    Ned machte einen Sprung zurück, er sprang wirklich zurück, als meine Augen die seinen trafen. Sein Gesicht wurde rot. Er wandte den Blick ab, und ich begriff. Ich brauchte nicht das Vorderteil seiner Shorts nach einer Ausbeulung zu untersuchen, um zu wissen, was in se i nem Kopf vor sich ging. Fünfzehn oder zwanzig Minuten lang hatte er seiner Phantasie freien Lauf gelassen, me i nen Körper studiert, meinen Hintern betrachtet und hin und wieder kurze Ausblicke auf andere Pretiosen e r hascht. Und dabei seine neckischen Homo-Träume über mich geträumt. Nun, darüber darf man sich nicht wu n dern. Ned ist eben ein Schwuler. Ned hat mich immer begehrt; auch wenn er es nie gewagt hat, sich mir zu n ä hern. Und ich hatte mich direkt vor ihm zur Schau g e stellt, meinen ganzen Körper, eine Versuchung, eine Pr o vokation. Trotzdem bestürzte mich dieser begehrliche Blick, der so offensichtlich in seinem Gesicht stand, so rauh; das schockierte mich. So sehr von einem anderen Mann begehrt zu werden. Das Objekt seiner Sehnsüchte zu sein. Und er wirkte wirklich betäubt und beschämt, als ich an ihm vorbeiging, um meine Shorts zu holen. Als wenn er dabei erwischt worden wäre, wie er sein wahres Gesicht zeigte. Und was, bitte schön, waren eigentlich die Intentionen gewesen, die ich gezeigt hatte? Meine Intentionen hatten fünfzehn Zentimeter weit von mir a b gestanden. Das scheint mir doch eine sehr tiefgehende Sache mit uns beiden zu sein, tiefgehend widerlich und kompliziert. Das erschreckt mich. Gelangten Neds geile Variationen mittels einer Art Telepathie in meinen Kopf, wo sie alte Schamgefühle aufrührten? Merkwürdig, nicht wahr, daß er gerade in dem Moment steif wurde. Lieber Gott, ich dachte, ich verstünde mich selbst. Aber ständig muß ich entdecken, daß ich mir nicht bei einer Sache s i cher sein kann. Noch nicht einmal in der Frage, wer ich bin. Oder was für eine Art Mensch ich sein könnte. Ein existentielles Dilemma, nicht wahr, Eli, nicht wahr, nicht wahr? Seine eigene Bestimmung herauszufinden. Wir drücken unsere Identität durch unser sexuelles Wesen aus, nicht wahr? Ich glaube nicht. Ich will es nicht gla u ben. Und doch bin ich mir nicht sicher. Die Sonne ist auf meinem Rücken ziemlich heiß geworden. Einige Min u

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