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Bruderschatten

Bruderschatten

Titel: Bruderschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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dass ich es dir erzählt habe.«
    Also gaben wir einander das große Ehrenwort, es für uns zu behalten.
    Er vertraute mir wieder. Halleluja.
    Allerdings durfte ich ihn auf keinen Fall noch weiter in diese Geschichte hineinziehen. Es wäre unverantwortlich.

50
    Nachmittags bekam ich einen Anruf von Cornelius.
    »Braves Mädchen«, sagte er. »Immer schön zu Hause.«
    »Was soll ich machen, wenn man mich rund um die Uhr bewacht?«
    Ich hievte mich aus dem Bett, auf dem ich gelegen und gelesen hatte, diesmal nicht Koslowskis Akten, sondern einen Krimi aus der Sammlung meines Vaters.
    Cornelius hatte wenig Zeit. Er sagte, Robert hätte sich um die Grundstückseinträge gekümmert. Das Haus neben Margos gehörte Thor. Es überraschte mich nicht. Er sagte auch, Siggi Meier stünde auf Thors und Konrads Gehaltsliste und ob wir später darüber reden könnten. Ich sollte keine Dummheiten machen, er würde es ohnehin erfahren. Dann lachte er gutmütig und verabschiedete sich.
    Ich musste einen Weg finden, mit Lauren zu reden. Ich nahm Peter Bartels’ Aufnahmegerät mit dem Band, das bereits Menschen das Leben gekostet hatte, und ging hinunter zu meinem Vater in die Küche. Ich erklärte, ich müsste für Max und mich frische Unterwäsche kaufen. Wir hätten einfach zu wenig dabei. Ich wollte ihm nicht sagen, dass ich zu Lauren ging.
    Er zeigte auf das Aufnahmegerät. »Was ist das?«
    Ich winkte ab. »Aus Leos Zimmer. Ich will ein paar alte Songs überspielen.«
    Ich schnappte mir meine Jacke und tastete in der Tasche nach der Rango-Figur, die ich für den Preis eines kompletten Menüs bei McDonald’s gekauft hatte. Ich stieg in meine Stiefel und verließ das Haus. Der eisige Wind hatte sich gelegt, doch es war immer noch so kalt, dass der Schnee unter den Füßen eisgefroren knirschte.
    Gregor Patzig hatte ein Kindle-Lesegerät auf dem Lenkrad liegen und hielt in der Hand einen Thermosbecher mit Kaffee oder Tee.
    Ich klopfte an die Scheibe.
    Er sah auf, grinste, drückte den Knopf in der Seitentür, und die Scheibe fuhr fast lautlos herunter.
    »Ich gehe rüber zu Lauren Heinecken«, sagte ich.
    Er warf den Kindle auf den Beifahrersitz, riss die Wagentür auf und sprang mir vor die Füße, den Becher noch in der Hand. Kaffee schwappte über seine Jacke.
    »Sie«, sagte er, kramte nach einem Taschentuch und putzte die Jacke ab, während er auf mich einredete, ich sollte es bleiben lassen.
    »Ich will ihr helfen«, sagte ich, »und Sie passen auf.«
    Gregor Patzig entgleisten die jungen Gesichtszüge. »Sie hat Sie geschlagen.« Ich winkte ab und ging los.
    Er überholte mich in dem BMW kurz vor Margos Haus. Die Tür war mit rot-weißen Polizeibändern verklebt. Ich bog um die Ecke und ging die Straße weiter geradeaus bis zu Laurens Haus.
    Dort fing er mich ab. »Ich werde läuten. Ohne mich kommen Sie da nicht rein, jede Wette.«
    Ich ließ ihm den Vortritt, und er ging an mir vorbei.
    Ich stand hinter ihm, als er klingelte.
    »Wir müssen mit Ihnen reden«, sagte er, nachdem Lauren die Tür geöffnet und er sich mit seinem Dienstausweis in der Hand vorgestellt hatte.
    »Ich bin gerade nach Hause gekommen …« Sie brach ab, als sie mich hinter Gregor Patzig erkannte.
    Immerhin ließ sie uns eintreten.
    »Was willst du schon wieder?«, fragte sie und setzte sich in der Küche auf eine Eckbank. Ich setzte mich auf einen Stuhl, sah Gregor Patzig an und zog die Brauen hoch.
    »Schon gut«, sagte er. »Frauengespräche.« Er war freundlich, nicht naiv. Ich nickte. Lauren machte den Mund auf, schloss ihn wieder und stützte ihr Kinn in die Hand.
    »Ich hol den Kindle«, sagte er und verließ die Küche.
    »Sie können sich ins Wohnzimmer setzen«, rief Lauren hinter ihm her.
    Ich zog die Rango-Figur aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Gregor Patzigs Schritte entfernten sich auf dem Korridor.
    »Für Jan«, sagte ich. »Es tut mir so leid, dass er das alles mit ansehen musste. Wie geht es ihm?«
    »Er liegt im Bett. Er ist auf Hennys Stufen ausgerutscht und hat sich den Kopf aufgeschlagen. Eine Platzwunde. Sie haben sie geklammert. Es ist schon okay …« Sie sah mich an. Ihre Augen schimmerten feucht. Gleich würde sie anfangen zu weinen.
    »Lauren«, sagte ich und nahm ihre Hände.
    »Er hat den Mord mit angesehen«, sagte sie. »Er war vor einem Mörder auf der Flucht. Voller Angst im Schneesturm. Wie soll er damit jemals klarkommen? Ich …« Sie brach ab.
    »Er schafft das, wenn du ihm hilfst«, sagte ich.
    »Ich

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