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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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ausnahm, während sie mit ihm schäkerte –
    wo ihr doch die Eleanor-Clubs, gelinde gesagt, ein solcher
    Dorn im Auge waren.
    Gegen Ende des achten Innings knallte Henry, der bis dahin
    nur einen Hit zu verzeichnen hatte, einen Curve um den vierten

    ∗ Herbert Clark Hoover (1874-1964), 31. Präsident der USA • Hoover ist auch eine Staubsaugermarke (!)

    Orphan-Pitcher herum: einen atemberaubenden Wahnwitz, der
    über den Outfield-Zaun zog, die unüberdachten Plätze
    dahinter, den Parkplatz außenvor und womöglich noch über
    die Panhandle-Seminole-Trasse auf ihrem Schlenker nach
    Südosten zum Penticuff Strip. Die Menschen erhoben sich, um
    ihn steigen zu sehen. In dem Augenblick, da so gut wie alle
    Zuschauer verstummt waren, übertrug das nicht abgeschaltete
    Mikrophon das Vibrato von FDRs Kopfstimme an die
    Lautsprecher: »So wahr mir Gott helfe, Clyde, das ist der
    monströseste Home Run, den ich je erlebt habe! Wer ist der
    Bursche?«
    »Jumbo!« antwortete das Stadion. »Jumbo! Jumbo! Jumbo!«
    Henry trabte von einem Base zum nächsten, mit Beinen, aus
    denen er während der zweiten Amtsperiode von Cleveland
    zwölf Zoll herausgesägt hatte, und nahm die Kurven wie ein
    Mann auf dem Einrad.
    »Hallo Jumbo, mein Junge, Gratulation«, sagte der Präsident,
    diesmal gezielt das Mikrophon benutzend. »Seit die U.S.S.
    Enterprise mir ihre Kanonen vorgeführt hat, habe ich nichts mehr gesehen, was deine Reichweite hat.«
    Befreiendes Gelächter. Applaus. Henry überquerte die Home
    Plate, schlug einen Haken und kam zum Unterstand, er grüßte
    Mr. Roosevelt, indem er kurz den Finger an die Kappe nahm.
    Irgendwann in der Pause bis zum nächsten Spiel zogen FDR
    und seine Freunde ab und rumpelten über unseren Sperrholz-
    Highway auf den Parkplatz hinaus. Es gab natürlich Leute, die
    ihn abziehen sahen, doch der Independence-Day-Rummel auf
    dem Platz – ein Gesangsverein der Armee, eine Steppdecken-
    Tombola – vernebelten mehr oder weniger seinen Abgang.
    »Ist mir nie aufgefallen, daß er nicht gehen kann«, sagte
    Sudikoff zwischen den Spielen.
    »Er kann«, sagte Nutter. »Mit Schienen. Aber wer will schon
    den ganzen Weg zur Loge mit Beinschienen abstelzen?«

    »Ich hab das einfach nicht gewußt«, sagte Sudikoff.
    »Hat auch niemand von dir erwartet«, sagte Nutter.
    Wir rissen auch das zweite Spiel an uns, obwohl es sich zu
    einem Pitcher-Duell zwischen Fadeaway Ankers und einem
    gewieften Major-Leaguer namens Smiley Clough entwickelte.
    Das Spiel endete mit drei zu eins. Lou Ed Dew wäre bestimmt
    glücklicher gewesen, wenn Mr. Roosevelt sich dieses Spiel
    angesehen hätte – und nicht das Eröffnungsspiel, in dem wir
    ihnen gründlich das Fell über die Ohren gezogen hatten.
    An Bord des Braunen Bombers, als wir zurück nach
    McKissic House fuhren, ging mir nach, was FDR zu Colonel
    Elshtain gesagt hatte: »So wahr mir Gott helfe, Clyde, das ist der monströseste Home Run, den ich je erlebt habe!« Diese Bemerkung erklärt doch, wie er es zum Präsidenten gebracht
    hatte: Der Mann hatte Instinkt.

    38

    SIE WAREN LÄNGS DER ANGUS ROAD und rings um das
    Anwesen von McKissic House postiert – MP aus Camp
    Penticuff und eigens zu diesem Zweck abkommandierte
    Soldaten im Kampfanzug.
    Darius fuhr uns an dem bewaffneten Kordon vorbei und bog
    in die Zufahrt ein, die uns auf die Rückseite von McKissic
    House brachte, passierte den spärlich mit Gras bewachsenen
    Durchlaß zwischen der Herberge und dem holzverschindelten
    Wagenschuppen und bremste den Braunen Bomber
    geradewegs den mit Klee bedeckten Hang zum Hellbender-
    Weiher hinunter. Diesmal saßen alle Spieler im Bus, auch die
    ›Cotton-Creeks‹.
    Auf der Uferwiese standen drei große gestreifte Zeltdächer,
    darunter mehrere aufgebockte Picknicktische. Eine Phalanx
    von großen elektrischen Gebläsen, die von einem
    geräuschvollen Generator mit Gasantrieb gespeist wurden,
    blies Kühle unter die Zeltdächer und vertrieb die Moskitos.
    FDR und sein Gefolge hatten bereits ein Zelt in Beschlag
    genommen, das Marineinfanteristen oder Leute des Secret
    Service mit Wohnzimmerstühlen und der gepolsterten
    Rückbank möbliert hatten, die man aus der Kabriolimousine
    des Präsidenten ausgebaut und an den mit Leinen, Porzellan
    und Kristall gedeckten Tisch gesetzt hatte.
    Kizzy und ein Strich von einem Teilzeitbutler hatten reichlich Grillfleisch und Brunswick-Stew vom Barbecue am Stadion –
    aber auch Kohlsalat, Pickles, Oliven, Eiersalat und

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