Brüchige Siege
sich vor dem Bomber stauten, drehte sich um und stakte den Hang zu seiner
Wohnung hinauf.
»He, Darius!« rief Kizzy aus einem der Zelte. »Nimmst du
dir keinen Proviant mit?«
Er sah sich nicht einmal um.
»Überheblicher Nigger«, murmelte Fadeaway.
Henry und ich und die anderen Hellbender langten zu. Wer
Familie hatte, hatte sie dabei, und das waren etliche – Buck
Hoey und seine Jungs, Charlie Snow und seine kinderlose
Frau, Turkey Sloan und seine sommersprossige Tochter –
wagten sich in Ruderkähnen auf den Weiher hinaus, um zu
angeln.
Auf Drängen von Mister JayMac ging Henry sein Kajak
holen, das er am Wagenschuppen aufgebockt hatte, trug es
zum Weiher hinunter – unter einem Arm, versteht sich – und
demonstrierte dem Präsidenten, wie ein Mann seiner Größe –
der Schütze eines monströsen Home Runs – zwischen den Anglerkähnen hin und her paddeln konnte, ohne daß sich die
Wasseroberfläche nennenswert kräuselte und ohne auch nur
einen einzigen Platscher zu machen, der die Fische
verscheucht hätte. Inzwischen hatte Mister JayMac mich in
FDRs Picknickrunde gelotst, zu der auch die Elshtains, die
Pharramfrauen und ein paar nervöse Anzugtypen aus D.C.
gehörten. Alle verfolgten sie Henrys seidenweichen Slalom auf
dem Kakaoschaum des Weihers.
»Erstaunlich, daß ein so großer Mann so beweglich sein
kann«, meinte FDR. »Wie kommt er zu dem Kajak?«
»Er sagt, er hat es gebaut«, sagte Mister JayMac. »Und ich
habe allen Grund, ihm zu glauben. Sehen Sie nur, wie er es
handhabt.«
»Wahrhaftig, wenn ich den Kongreß nur halb so gut
handhaben könnte, würde ich besser schlafen und brauchte
mich weniger mit Senator George herumzanken. Weiß Gott,
ich beneide Mr. Clervals Geschick im Umgang mit dem
Zepter, ob es sich dabei nun um ein Schlagholz oder ein Paddel handelt.«
Mr. Roosevelt konnte geschickt mit Worten umgehen. Ich
scharwenzelte so dicht an seinem Autodiwan herum, daß ich
eine Menge davon aufschnappen konnte, doch wenn er nicht
gerade mit den McKissics zugange war, nahmen ihn die
Elshtains und Miss LaRaina in Beschlag.
Ich wunderte mich über Miss Giselle. Aus glitzernden
Augenwinkeln beobachtete sie Henrys Kajakkünste und
schwatzte zugleich mit dem Präsidenten. Wie konnte sie Mr.
Roosevelt nur soviel Honig um den Mund schmieren, wo sie
vom Vornamen seiner Gattin die Maulsperre kriegte wie von
Ammoniakeis?
»Meines Erachtens ist Mussolini am Ende«, mischte sich
Colonel Elshtain in das Heimatgeplauder. »Und er weiß das.
Spätestens seit dem Luftangriff auf Rom letzten Monat.«
»Der Duce ist ein schlechter Mensch«, sagte Miss Giselle.
»Aber müssen wir, um ihm den Garaus zu machen, wirklich
den Heiligen Stuhl zerstören? Ist es nötig, Sir, den Vatikan und die Monumente Roms in Schutt und Asche zu legen, nur um
diesen unbedeutenden Despoten zu entthronen?«
»Ganz und gar nicht«, sagte FDR. »Und das werden wir auch
nicht. Ich habe den Vatikan gedrängt, ihn dazu zu bewegen,
Rom zur offenen Stadt zu erklären – alle militärischen
Einrichtungen und Soldaten in und um Rom aufs Land zu
verlegen und die Eisenbahnanlagen nicht länger als
Nachschubwege für Hitlers Truppen oder die eigene Infanterie
zu benutzen. Wenn Benito der Vernunft gehorcht, wird Rom
den Krieg unversehrt überstehen. Wenn nicht, tja, nach meiner
Überzeugung gibt es kein römisches Denkmal und keine
Reliquie im Vatikan, die es wert wäre, das Leben eines
einzigen amerikanischen Soldaten zu opfern.«
Phoebe zog mich vom Diwan des Präsidenten fort. Wir
schritten am Ufer des Weihers entlang, spazierten unter den
langen bananengrünen Fingern einer Trauerweide hindurch
und über das Handgranatenmuster aus Magnolienkelchblättern
weiter oben auf der Ufer wiese. Ein Hellbender-Quartett –
Sosebee, Dunnagin, Hay und Parris – schmachtete a cappella
solche Schnulzen wie The Music Goes Round and Round und If I did’nt Care und Making Whoopee. Der Klang von Hufeisen, die in zwei Erdlöcher oben am Wagenschuppen
fielen, hallte wie das Geräusch von Ankern, wenn sie an den
∗
Schiffsrumpf schlagen.
∗ Spiel, bei dem Hufeisen nach einem 30 bis 40 Fuß entfernten Eisenstab geworfen werden, damit sie sich an ihm fangen oder ihm näher kommen als die der Mitspieler
»Bravo!« schrie der Präsident nach einem der Lieder.
»Fabelhaft, Gentlemen.«
»Ich glaub, er ist in Ordnung«, sagte Phoebe und wies mit
einem Nicken über die Schulter zum
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