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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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sich vor dem Bomber stauten, drehte sich um und stakte den Hang zu seiner
    Wohnung hinauf.
    »He, Darius!« rief Kizzy aus einem der Zelte. »Nimmst du
    dir keinen Proviant mit?«
    Er sah sich nicht einmal um.
    »Überheblicher Nigger«, murmelte Fadeaway.

    Henry und ich und die anderen Hellbender langten zu. Wer
    Familie hatte, hatte sie dabei, und das waren etliche – Buck
    Hoey und seine Jungs, Charlie Snow und seine kinderlose
    Frau, Turkey Sloan und seine sommersprossige Tochter –
    wagten sich in Ruderkähnen auf den Weiher hinaus, um zu
    angeln.
    Auf Drängen von Mister JayMac ging Henry sein Kajak
    holen, das er am Wagenschuppen aufgebockt hatte, trug es

    zum Weiher hinunter – unter einem Arm, versteht sich – und
    demonstrierte dem Präsidenten, wie ein Mann seiner Größe –
    der Schütze eines monströsen Home Runs – zwischen den Anglerkähnen hin und her paddeln konnte, ohne daß sich die
    Wasseroberfläche nennenswert kräuselte und ohne auch nur
    einen einzigen Platscher zu machen, der die Fische
    verscheucht hätte. Inzwischen hatte Mister JayMac mich in
    FDRs Picknickrunde gelotst, zu der auch die Elshtains, die
    Pharramfrauen und ein paar nervöse Anzugtypen aus D.C.
    gehörten. Alle verfolgten sie Henrys seidenweichen Slalom auf
    dem Kakaoschaum des Weihers.
    »Erstaunlich, daß ein so großer Mann so beweglich sein
    kann«, meinte FDR. »Wie kommt er zu dem Kajak?«
    »Er sagt, er hat es gebaut«, sagte Mister JayMac. »Und ich
    habe allen Grund, ihm zu glauben. Sehen Sie nur, wie er es
    handhabt.«
    »Wahrhaftig, wenn ich den Kongreß nur halb so gut
    handhaben könnte, würde ich besser schlafen und brauchte
    mich weniger mit Senator George herumzanken. Weiß Gott,
    ich beneide Mr. Clervals Geschick im Umgang mit dem
    Zepter, ob es sich dabei nun um ein Schlagholz oder ein Paddel handelt.«
    Mr. Roosevelt konnte geschickt mit Worten umgehen. Ich
    scharwenzelte so dicht an seinem Autodiwan herum, daß ich
    eine Menge davon aufschnappen konnte, doch wenn er nicht
    gerade mit den McKissics zugange war, nahmen ihn die
    Elshtains und Miss LaRaina in Beschlag.
    Ich wunderte mich über Miss Giselle. Aus glitzernden
    Augenwinkeln beobachtete sie Henrys Kajakkünste und
    schwatzte zugleich mit dem Präsidenten. Wie konnte sie Mr.
    Roosevelt nur soviel Honig um den Mund schmieren, wo sie
    vom Vornamen seiner Gattin die Maulsperre kriegte wie von
    Ammoniakeis?

    »Meines Erachtens ist Mussolini am Ende«, mischte sich
    Colonel Elshtain in das Heimatgeplauder. »Und er weiß das.
    Spätestens seit dem Luftangriff auf Rom letzten Monat.«
    »Der Duce ist ein schlechter Mensch«, sagte Miss Giselle.
    »Aber müssen wir, um ihm den Garaus zu machen, wirklich
    den Heiligen Stuhl zerstören? Ist es nötig, Sir, den Vatikan und die Monumente Roms in Schutt und Asche zu legen, nur um
    diesen unbedeutenden Despoten zu entthronen?«
    »Ganz und gar nicht«, sagte FDR. »Und das werden wir auch
    nicht. Ich habe den Vatikan gedrängt, ihn dazu zu bewegen,
    Rom zur offenen Stadt zu erklären – alle militärischen
    Einrichtungen und Soldaten in und um Rom aufs Land zu
    verlegen und die Eisenbahnanlagen nicht länger als
    Nachschubwege für Hitlers Truppen oder die eigene Infanterie
    zu benutzen. Wenn Benito der Vernunft gehorcht, wird Rom
    den Krieg unversehrt überstehen. Wenn nicht, tja, nach meiner
    Überzeugung gibt es kein römisches Denkmal und keine
    Reliquie im Vatikan, die es wert wäre, das Leben eines
    einzigen amerikanischen Soldaten zu opfern.«
    Phoebe zog mich vom Diwan des Präsidenten fort. Wir
    schritten am Ufer des Weihers entlang, spazierten unter den
    langen bananengrünen Fingern einer Trauerweide hindurch
    und über das Handgranatenmuster aus Magnolienkelchblättern
    weiter oben auf der Ufer wiese. Ein Hellbender-Quartett –
    Sosebee, Dunnagin, Hay und Parris – schmachtete a cappella
    solche Schnulzen wie The Music Goes Round and Round und If I did’nt Care und Making Whoopee. Der Klang von Hufeisen, die in zwei Erdlöcher oben am Wagenschuppen
    fielen, hallte wie das Geräusch von Ankern, wenn sie an den
    ∗
    Schiffsrumpf schlagen.

    ∗ Spiel, bei dem Hufeisen nach einem 30 bis 40 Fuß entfernten Eisenstab geworfen werden, damit sie sich an ihm fangen oder ihm näher kommen als die der Mitspieler

    »Bravo!« schrie der Präsident nach einem der Lieder.
    »Fabelhaft, Gentlemen.«
    »Ich glaub, er ist in Ordnung«, sagte Phoebe und wies mit
    einem Nicken über die Schulter zum

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