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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Opelika-Spieler hat sich so
    lange auf sein Schlagholz gestützt und gewartet, daß die
    Termiten den Griff ausgehöhlt haben und er gestürzt ist und
    sich den Hals gebrochen hat.‹« Der Präsident warf den Kopf
    zurück und wieherte vor Lachen, dann nahm er den Mund
    wieder ans Mikrophon: »Ich finde das herrlich! Ihr doch
    auch!« Und wie! Selbst die Orphans tauten auf, schlugen sich
    gegenseitig auf den Rücken und lachten Max Delaney aus,
    ihren Schlagmann im Bereitschaftskreis.
    »Wenn Delaney nur einen bißchen Humor hätte, würd er sich
    jetzt fallen lassen und sich den Nacken halten«, meinte
    Curriden. »Aber wo andre ein Hirn haben, hat die Flasche
    nicht mal Kakerlakenscheiße.«
    Lou Ed Dew, der Orphan-Manager, versuchte Happy
    Polidori, den Hauptschiedsrichter, zu überreden, das erste
    Inning zu annullieren und neu anzufangen. Er schien die
    Ansicht zu vertreten, das CVL-Regelwerk erlaube nach dem
    Star-Spangled Banner nichts anderes als ein Spiel mit vollen neun Innings. Ich rückte näher an den Orphan-Unterstand
    heran, um Details von diesem bizarren Streit aufzuschnappen.
    »Ich kann mich an diese Regel nicht erinnern, Lou Ed«, sagte
    Polidori.
    »Sie steht aber drin«, sagte Lou Ed Dew. »Ich bin mir da
    ganz sicher. Ich würde drauf wetten. Nein, ich wette drauf.«
    »Wärst du dir auch so sicher, wenn die Orphans die drei Home Runs gemacht hätten?«

    »Völlig. Na klar.«
    »Dann wär das ungefähr die saublödeste Regel, die sich je
    einer ausgedacht hat«, sagte Polidori. »Da könnte also ein
    Team ‘ne Kapelle anheuern, die jedesmal das Banner spielt, wenn seine Jungs da draußen ein schlechtes Inning haben, und
    auf diese Weise ein bis sechs Runs kappen. Bei den Boll
    Weevils oder Linenmakers würde die Kapelle richtig Geld
    machen.«
    »Guck ins Regelbuch, Polidori. Lies nach!«
    »Muß ich nicht.« Polidori klappte das Visier herunter und
    ließ Lou Ed Dew stehen. »Play ball!«, sagte er. »Ich meine, Resume play!«
    Dunnagin nahm den neuen Ball von Polidori und trabte damit
    zu Mr. Roosevelts Loge. »Sir, würde es Ihnen etwas
    ausmachen, den« – er gab vor, in Gedanken nachzuzählen –
    »den sechsten oder siebten Ball dieses Spiels einzuwerfen?«
    »Mir?« sagte FDR. »Bei Gott, Mr. Dunnagin, ich würde es
    als Flegelei betrachten, als verpaßte Gelegenheit, wenn ich es nicht täte.«
    Dunnagin warf den Ball Mister JayMac zu und zog sich etwa
    zwanzig Schritte zurück. Mister JayMac gab den Baseball an
    den Präsidenten weiter, und FDR buk und polierte das Leder
    wie ein Neuengländer*, der seinen Schneeball formt. Er winkte
    über die Schulter zu Miss Giselle, dann holte er aus und warf.
    Dunnagin reagierte, als habe Mr. Roosevelt ihm die
    Handfläche verbrannt, dann warf er den Ball hoch in die Luft.
    Unsere Fans tobten vor Begeisterung. Der Orgelspieler
    kurbelte und schmetterte eine schräge Version von There’ll Be a Hot Time in the Old Town Tonight – die Version war wirklich schräg.
    »Gib zu deinem Pitcher«, sagte Polidori zu Dunnagin.

    »Das Baby nimm ich mit nach Haus«, sagte Dunnagin.
    »Vielleicht ist da eines Tages ein Knirps von mir, der ihn
    haben will.«
    »Die Liga wird dich zur Ader lassen wegen Veruntreuung
    von CVL-Eigentum«, sagte Polidori. »Die Liga wird…«
    »Die Liga kann mich«, sagte Dunnagin. »Gib Mariani einen
    neuen Ball, Mr. Schiedsrichter.«
    Und das Spiel wurde fortgesetzt. Wir Hellbender waren nicht
    mehr zu bremsen, im Feld sowenig wie am Schlag. Ich schlug
    im Eröffnungsspiel zwei weitere Hits, die mich allerdings nur
    bis zum First brachten, und spielte im Feld wie der
    ∗
    Amtsvorgänger von FDR, wie ein Hoover nämlich: schwapp,
    schwapp, schwapp! Ich saugte sie förmlich auf und haubitzte sie rüber zu Henry.
    Ich war nicht nahe dran, doch es war nicht zu übersehen, daß
    der Präsident sich amüsierte. Er kannte Mister JayMac und
    Miss Giselle, er kannte die Elshtains, er saß in der
    tiefliegenden Loge hinter dem Unterstand. Er hatte eine Coca-
    Cola, einen Beutel Erdnüsse und noch eine Cola. Ich will es
    nicht beschwören, doch die zweite Cola war bestimmt mit
    einem Quentchen Alkohol versetzt. Ein ganz normaler
    Zeitgenosse, dieser Harvard-Mann und zweimal
    wiedergewählte Präsident. Ein Wunder nur, daß ich noch so
    passabel spielte, wo ich soviel Zeit damit verbrachte, nach der Loge zu schielen. Ich war sprichwörtlich sprachlos
    (buchstäblich war ich es sowieso), wie spritzig und hübsch
    Miss Giselle sich

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