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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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    mehr – herausgebracht, aber nicht auf FDRs Tisch gesetzt. An seinem Tisch stand ein Korb mit Brathühnchen, kalifornischem

    Wein und Pariserbrot. Er konnte den hier im Süden
    allgegenwärtigen Essiggeschmack nicht abhaben.
    Darius machte nicht weit von den Zelten halt, nahm die Hand
    aber nicht vom Türöffner und ließ uns warten. »Sie alle
    wußten, daß Mister JayMac hier draußen ein Picknick geplant
    hatte. Unklar war nur, ob der Präsident Lust hat, daran
    teilzunehmen oder nicht. Mr. Franklin hat, wie es aussieht. Für diesen Fall, meinte Mister JayMac, soll ich Sie bitten, nicht
    über die Stränge zu schlagen und dem guten Highbridge keine
    Schande zu machen.«
    Fadeaway Ankers meinte: »Schande macht dem guten
    Highbridge, wenn ein überheblicher Krauskopf erwachsenen
    Weißen sagt, was sie zu tun und zu lassen haben. Jesus.«
    Womms. Alle im Bomber bekamen schmale Lippen. Darius
    hatte sich via Innenspiegel ungefähr so bescheiden an uns
    Insassen gewandt, wie es sein Charakter zuließ. Jetzt wandte er den Blick ab, und alles, was wir im Spiegel sahen, war sein
    schwarzes Kraushaar.
    »Werfen kannst du«, sagte Charlie Snow an Fadeaways
    Adresse, »aber erwachsen bist du deswegen noch nicht. Und
    Darius hat uns gar nichts gesagt, das war Mister JayMac.«
    Von Charlie Snow erwartete man, daß er an seiner
    ∗
    Centerfield-Position wie ein zweibeiniger Weißwedelhirsch
    spielte und dem Team – schnappzack – aus der Klemme half,
    aber nicht, daß er eine Lippe riskierte; und für gewöhnlich
    entsprach Charlie diesen Erwartungen.
    »Hab eben noch’n Three-Base gegen Opelika gelandet«,
    sagte Fadeaway. »Kann man erwachsener sein?«
    »Der Arm ist reif«, sagte Snow. »Der Kopf ist ein Baby.«

    ∗ Der Weißwedel- oder Virginiahirsch wurde aller Welt durch den Disney-Film ›Bambi‹ vorgeführt.

    Muscles stand auf. »Und wir haben es satt, uns diesen Quark
    noch länger anzuhören. Laßt uns mit dem Präsidenten tafeln.
    Und benehmt euch, kapiert?«
    Darius betätigte den Türöffner, und wir drängelten aus dem
    Bus.
    Kaum im Freien, sickerten wir auf die Zelte zu. Aber keiner
    hatte den Nerv oder die Naivität eines Schusterjungen, sich
    dem Edelsofa und dem à la Park-Avenue gedeckten Tisch von
    FDR zu nähern. Gleichzeitig konnte niemand der Versuchung
    widerstehen, immer wieder genau da hinzuschielen und
    darüber zu spekulieren, was der Präsident der Vereinigten
    Staaten mit den McKissics, den Elshtains oder Miss LaRaina
    und Phoebe zu besprechen hatte. Ein paarmal lächelte der
    Große Mann und nickte oder grüßte mit einem jovialen Wink
    der Zigarettenspitze.
    Während Fadeaway mit Evans und Sosebee um den Kühler
    des Bombers schlenderte, legte Darius ihm die Hand auf die
    Schulter. Als Fadeaway sah, wer ihn da berührte, rümpfte er
    die Nase und ballte die Fäuste und schien noch unschlüssig,
    welche Verwünschung er ausstoßen sollte.
    »Verraten Sie mir, was Sie mit Krauskopf meinen«, kam Darius ihm zuvor. Er hatte kaum leiser als normal geredet,
    doch der Generator und die Gebläse verhinderten, daß andere
    Picknickgäste mithören konnten.
    »Ich will dir verraten, was ich mit Überheblichkeit meine«, versetzte Fadeaway. »Du könntest zwei neue Wörter lernen,
    indem du einfach in den Spiegel blickst.«
    »Ich kenne mehr Wörter als Sie an Tagen alt sind«, sagte
    Darius. »Ich will Ihnen sagen, was Krauskopf heißt, Mister Ankers. Es heißt, daß Sie nicht die Stirn haben, das Wort
    Nigger auszusprechen, und auch nicht das Format, mich beim Namen zu nennen.«

    Rasch und unauffällig hielt Sosebee von hinten Fadeaways
    Arme fest. »Ruhig Blut, Junge. Vergiß nicht, wer alles
    zusieht.«
    »Vergessen Sie lieber das nicht«, sagte Darius. »Wenn es nach dem Sinn geht, den Sie dem Wort beimessen, Mister
    Ankers, dann wären Sie der größte Nigger in der ganzen Stadt.
    Passen Sie auf, daß ich Sie nicht übers Knie lege und Ihnen so lange den rosa Arsch verdresche, bis er schwarz wird.«
    Eigentlich hätte er sich jetzt einen Orden an die Brust stecken und abziehen können, doch Darius blieb stehen und funkelte
    Fadeaway an.
    Henry beugte sich über die Schulter. »Lassen Sie es gut sein,
    Mr. Satterfield. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für eine körperliche Auseinandersetzung.«
    »Klar«, sagte Darius. »Ist doch nie so richtig der richtige
    Zeitpunkt, oder?« Er steckte die Hände in die Hosentaschen,
    trat ein paar Schritte von den anderen zurück, die

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