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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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offene
    Limousine geschafft; die hohe Gesellschaft wollte zur Nacht
    wieder in Warm Springs sein. Morgen würde FDR nach
    Washington D.C. zurückfliegen und wieder seiner Arbeit als
    Oberbefehlshaber der Streitkräfte nachgehen; später dann, am
    kommenden Freitag, derweil wir Hellbender das erste Spiel
    einer Viererserie gegen die Linenmakers spielen würden,
    sollten amerikanische und britische Fallschirmtruppen über
    Sizilien abspringen, um die alliierte Invasion Italiens
    vorzubereiten.

    Seite an Seite – nicht Hand in Hand – schlenderten Phoebe
    und ich den Hang zur Limousine des Präsidenten hinunter.
    MPs auf Krädern flankierten sie bereits, und Soldaten in
    Stahlhelm und Kampfanzug – wie herbeordert aus einer
    March-of-Time- Wochenschau
    – hatten längs einer
    Schlängellinie vom Weiher über McKissic House bis zur
    Angus Road Posten bezogen. Die Elshtains, Miss LaRaina und
    die McKissics standen neben dem Wagen, um den hohen
    Besuch zu verabschieden.
    Unter einem der Zeltdächer nahe am Wasser brach ein
    Faustkampf aus. Baseballspieler und MPs liefen zum Ort des
    Geschehens. Erwachsene Männer tobten wie die Rowdies.
    Kinder rannten, um Schutz bei einem normalen Erwachsenen
    zu suchen. Die beiden Kampfhähne hielten sich gegenseitig im
    Schwitzkasten und kreisten aus der Taille gebückt wie
    Rekruten beim Freistilringen. Sie klammerten und stellten
    einander Beine und fielen zu Boden, sie bäumten und wanden
    sich wie frisch ausgegrabene Regenwürmer.
    »Hau ihm aufs Maul, Muscles!«
    »Na los, Reese!«
    »Mach ihn alle! Mach ihn alle! Jetzt aber!«
    Die Kampfhähne – Muscles und Curriden – kamen wieder
    auf die Füße, strauchelten an den Rand des Weihers, stürzten
    und wälzten sich im Wasser, kamen triefend und spuckend und
    ringend wieder auf die Füße, zwei unserer besten Spieler –
    Burschen wie Snow und Clerval – , die sich wie infantile
    Hinterwäldler aufführten. Das Platschen und Anfeuern ging so
    lange und so laut weiter, daß selbst die Sicherheitskräfte des Präsidenten nervös wurden, die sich wie die Wells-Fargo-Wachmannschaft eines Geldtransports rings um die Limousine
    postiert hatten. Schließlich wateten vier MPs ins Wasser, um
    dem Spektakel ein Ende zu machen. Einer bekam zu seinem
    Leidwesen ein Knie in den Unterleib, und die übrigen drei

    rissen sich wie Dominosteine ins Wasser, was selbst ein paar
    ihrer Kameraden mit Gejohle quittierten.
    »Heh!« brüllte Turkey Sloan. »Ihr vertreibt die Fische!«
    In dem Tumult tauchte Henry auf. Die bunten Lampions
    unter den Zeltdächern schaukelten in der Abendbrise. Henry
    bahnte sich rigoros seinen Weg, watete wie Gulliver bei den
    Liliputanern ins Wasser und packte, ohne ein Knie krumm zu
    machen, Muscles und Curriden beim Kragen. Er schleifte die
    Rindviecher ans Ufer, in jeder Hand eines, wie ein Fischer mit seinen salmgefüllten Netzen. Er schleifte sie über den Boden,
    bis sie schließlich unter dem entferntesten Zelt auf allen vieren Seite an Seite im Gras nach Luft rangen.
    »Es gibt schon genug Krieg auf diesem Planeten«, sagte
    Henry. »Ist denn die Bedeutung dieser Stunde« – er machte
    eine Geste in Richtung FDR – »nicht Anlaß genug, sich
    wenigstens einigermaßen zivilisiert zu benehmen? Ich schäme mich für euch.«
    Curriden und Muscles keuchten und spuckten.
    Neben FDRs Wagen sagte Mister JayMac: »Sir, er spricht
    mir aus der Seele. Ich hoffe, Sie…«
    »Schwamm drüber, Jay«, sagte Mr. Roosevelt. »Jungs
    bleiben Jungs. Siegerlaune und hoher Einsatz sind eine
    explosive Mischung. Zur Zeit neigen wir doch alle dazu, ein
    bißchen über die Stränge zu schlagen.«
    »Am Mittwoch gegen Cottoton bleiben sie auf der Bank«,
    sagte Mister JayMac.
    »Nicht wegen mir, hoffe ich. Ich denke, diese unwürdige
    Rauferei spiegelt nur einen langen und anstrengenden Tag
    wieder. Decken Sie den Mantel der Barmherzigkeit über die
    Sache.«
    »Die beiden sind suspendiert, Sir. Einem Captain, der die
    Truppe in Verruf bringt, würden Sie auch keinen Orden
    anstecken.«

    »Hört, hört«, sagte Colonel Elshtain.
    FDR lachte. Zu meiner Überraschung nahm er von Phoebe
    und mir Notiz. »Ah, Miss Pharram, Mr. Boles, ein Abend, wie
    geschaffen zum Spazierengehen. Alles Gute Ihnen beiden.«
    Colonel Elshtain sagte: »Mister President, wenn Sie so
    freundlich wären.« Er und Miss Tulipa wechselten einen Blick,
    und FDR betrachtete mich wie ein tuberkulosekrankes Kind
    unter Quarantäne. Mein Magen benahm sich wie

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