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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Oklahoma hatte bessere
    Sportanlagen als die Boll Weevils.
    Doch manchmal zogen sie beachtlich viele Zuschauer an –
    aus all den Nestern im County, von denen die Eisenbahn nur
    Notiz nahm, weil sie Baumwolle entkörnten. Vier- bis
    fünfhundert Leute auf den Tribünen waren keine Seltenheit,
    sogar an einem Werktagsabend: Farmer, Streckenarbeiter,
    Baumwollentkörner, Viehfutter- und Saatgut-Händler,
    Damenfriseure, Kinder. Clem Eggling, der Besitzer des
    Vereins, ein Entkörner mit tausend Morgen vom besten

    Alabama-Acker, ließ es sich mit seinen sechsundvierzig Jahren
    nicht nehmen, im Eröffnungsspiel des einen oder anderen
    Doppels den Catcher zu spielen. Er verdiente sein Geld, indem
    er an der Instandhaltung sparte, an den Löhnen und an allem,
    was trink- und eßbar war. An seinen Erfrischungsständen gab
    es vor allem wäßrige Limonade, hartgekochte Eier, aussortierte Erdnüsse und kein Eis – nicht in Scheiben, nicht in Würfeln und auch nicht als ›Soße‹ –, außer man schaffte es eigenhändig in einem teuer gekühlten Truck hierher.
    Am Mittwoch, mit Curriden und Muscles auf der zernagten
    Bank, unterlagen wir den ›unterlegenen‹ Weevils mit sechs
    Home Runs. Hoey übernahm Curridens Position am Third, und
    Evans und Fanning ersetzten Musselwhite im Leftfield – etwa
    vier Innings der eine, vier der andere. Die drei machten ihre
    Sache gut, nur daß alle Hellbender mit Ausnahme von Charlie
    Snow vergessen hatten, was ein Schlagholz war, so daß man
    die Niederlage – wieder abgesehen von Snows erstklassiger
    Leistung – mit Recht und Fug als konzertiertes Versagen des
    Teams bezeichnen durfte. Schwer zu sagen, ob die beiden
    Rivalen in Sachen Miss LaRaina ein Jota daran geändert
    hätten. Hub Sisti, der Pitcher der Boll Weevils, mußte
    mitansehen, wie wir den ganzen Abend in unsere nicht
    vorhandenen Bärte murmelten.
    In Cottonton wohnten Henry und ich in einem Truck-Motel
    mit Namen Edweena’s Comfy Cabins. Sollte Cottonton je ein Hotel besessen haben, in dem Farmgerätelieferanten und
    Vertreter für Herrenbekleidungsartikel abgestiegen waren,
    dann hatte es schon vor langer Zeit dicht gemacht. Edweena’s Comfy Cabins kamen mit uns ins Geschäft, weil sie pleite waren. Wenn eine Auswärtsserie gegen die Weevils anstand,
    fuhren wir meist erst am Morgen des ersten Spiels von
    Highbridge ab. Mister JayMac nahm das Risiko einer
    Abstandszahlung in Kauf, die fällig gewesen wäre, falls der

    Bomber gestreikt hätte, aber dafür kam uns die private
    Unterbringung nicht so teuer. Henry und ich kamen natürlich
    ins gemachte Bett, doch die Einwohner von Cottonton, die
    bereit waren, Baseballgegner aufzunehmen, waren nicht so
    entgegenkommend und verläßlich. Mister JayMac mußte
    achtzehn Jungs in drei halbfreundliche Häuser pferchen, und
    bei unserem letzten Abstecher 1943 organisierte er eine leere
    Gefängniszelle, eine Kapelle an der Bushaltestelle bei
    Harshanay Drugs und zwei weitere Comfy Cabins – damit wir
    nicht in die Hochburg der Weevil-Fans zurück mußten, die
    ziemlich aus dem Häuschen waren wegen unserer stürmischen
    Liebeserklärungen an jeden Cottonton-Pitcher (mit Ausnahme
    von Hub Sisti).
    Darius blieb der Sonderling am Rand. In anderen CVL-
    Städten kannte er Farbige, hier anscheinend nicht. Dabei hätte er nur zu fragen brauchen, es gab bestimmt eine schwarze
    Familie, die ihn für ein, zwei Nächte aufgenommen hätte.
    Darius genoß einen gewissen Status. Den Bomber fahren, sich
    um gut und gerne zwanzig Baseballspieler kümmern, das
    verlieh ihm einen gewissen Glamour. Doch Darius wollte nicht
    mit der Liga angeben. Wollte nicht mit Süßholz raspeln, keine
    Worthülsen drechseln oder den Kotau machen. Wollte nicht
    mal offen und bescheiden – der eine den anderen entrechteten
    Farbigen – nach einem sauberen Plätzchen zum Schlafen
    fragen. Sein Stolz und ein schwärender Groll gegen Mister
    JayMac verstellten ihm den Weg.
    Nicht lange, nachdem Hub Sisti uns in die Wüste geschickt
    hatte, stand ich in der offenen Tür der Comfy Cabin mit
    Namen Gladiola Delight und haderte mit meinem dritten erfolglosen Spiel in vierundzwanzig Begegnungen. Man roch
    das DDT auf den Baumwollpflanzen jenseits der Straße und
    die Reste von schlechter Waschlauge in der Bettwäsche von
    Gladiola Delight. Andere Comfy Cabins hießen Begonia Bliss, Daisy Dream, Mangold Manor und Chrysanthemum Heaven.
    Sie rochen aber alle gleich, und in den vergammelten
    Blumenkästen unter

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