Brüchige Siege
Oklahoma hatte bessere
Sportanlagen als die Boll Weevils.
Doch manchmal zogen sie beachtlich viele Zuschauer an –
aus all den Nestern im County, von denen die Eisenbahn nur
Notiz nahm, weil sie Baumwolle entkörnten. Vier- bis
fünfhundert Leute auf den Tribünen waren keine Seltenheit,
sogar an einem Werktagsabend: Farmer, Streckenarbeiter,
Baumwollentkörner, Viehfutter- und Saatgut-Händler,
Damenfriseure, Kinder. Clem Eggling, der Besitzer des
Vereins, ein Entkörner mit tausend Morgen vom besten
Alabama-Acker, ließ es sich mit seinen sechsundvierzig Jahren
nicht nehmen, im Eröffnungsspiel des einen oder anderen
Doppels den Catcher zu spielen. Er verdiente sein Geld, indem
er an der Instandhaltung sparte, an den Löhnen und an allem,
was trink- und eßbar war. An seinen Erfrischungsständen gab
es vor allem wäßrige Limonade, hartgekochte Eier, aussortierte Erdnüsse und kein Eis – nicht in Scheiben, nicht in Würfeln und auch nicht als ›Soße‹ –, außer man schaffte es eigenhändig in einem teuer gekühlten Truck hierher.
Am Mittwoch, mit Curriden und Muscles auf der zernagten
Bank, unterlagen wir den ›unterlegenen‹ Weevils mit sechs
Home Runs. Hoey übernahm Curridens Position am Third, und
Evans und Fanning ersetzten Musselwhite im Leftfield – etwa
vier Innings der eine, vier der andere. Die drei machten ihre
Sache gut, nur daß alle Hellbender mit Ausnahme von Charlie
Snow vergessen hatten, was ein Schlagholz war, so daß man
die Niederlage – wieder abgesehen von Snows erstklassiger
Leistung – mit Recht und Fug als konzertiertes Versagen des
Teams bezeichnen durfte. Schwer zu sagen, ob die beiden
Rivalen in Sachen Miss LaRaina ein Jota daran geändert
hätten. Hub Sisti, der Pitcher der Boll Weevils, mußte
mitansehen, wie wir den ganzen Abend in unsere nicht
vorhandenen Bärte murmelten.
In Cottonton wohnten Henry und ich in einem Truck-Motel
mit Namen Edweena’s Comfy Cabins. Sollte Cottonton je ein Hotel besessen haben, in dem Farmgerätelieferanten und
Vertreter für Herrenbekleidungsartikel abgestiegen waren,
dann hatte es schon vor langer Zeit dicht gemacht. Edweena’s Comfy Cabins kamen mit uns ins Geschäft, weil sie pleite waren. Wenn eine Auswärtsserie gegen die Weevils anstand,
fuhren wir meist erst am Morgen des ersten Spiels von
Highbridge ab. Mister JayMac nahm das Risiko einer
Abstandszahlung in Kauf, die fällig gewesen wäre, falls der
Bomber gestreikt hätte, aber dafür kam uns die private
Unterbringung nicht so teuer. Henry und ich kamen natürlich
ins gemachte Bett, doch die Einwohner von Cottonton, die
bereit waren, Baseballgegner aufzunehmen, waren nicht so
entgegenkommend und verläßlich. Mister JayMac mußte
achtzehn Jungs in drei halbfreundliche Häuser pferchen, und
bei unserem letzten Abstecher 1943 organisierte er eine leere
Gefängniszelle, eine Kapelle an der Bushaltestelle bei
Harshanay Drugs und zwei weitere Comfy Cabins – damit wir
nicht in die Hochburg der Weevil-Fans zurück mußten, die
ziemlich aus dem Häuschen waren wegen unserer stürmischen
Liebeserklärungen an jeden Cottonton-Pitcher (mit Ausnahme
von Hub Sisti).
Darius blieb der Sonderling am Rand. In anderen CVL-
Städten kannte er Farbige, hier anscheinend nicht. Dabei hätte er nur zu fragen brauchen, es gab bestimmt eine schwarze
Familie, die ihn für ein, zwei Nächte aufgenommen hätte.
Darius genoß einen gewissen Status. Den Bomber fahren, sich
um gut und gerne zwanzig Baseballspieler kümmern, das
verlieh ihm einen gewissen Glamour. Doch Darius wollte nicht
mit der Liga angeben. Wollte nicht mit Süßholz raspeln, keine
Worthülsen drechseln oder den Kotau machen. Wollte nicht
mal offen und bescheiden – der eine den anderen entrechteten
Farbigen – nach einem sauberen Plätzchen zum Schlafen
fragen. Sein Stolz und ein schwärender Groll gegen Mister
JayMac verstellten ihm den Weg.
Nicht lange, nachdem Hub Sisti uns in die Wüste geschickt
hatte, stand ich in der offenen Tür der Comfy Cabin mit
Namen Gladiola Delight und haderte mit meinem dritten erfolglosen Spiel in vierundzwanzig Begegnungen. Man roch
das DDT auf den Baumwollpflanzen jenseits der Straße und
die Reste von schlechter Waschlauge in der Bettwäsche von
Gladiola Delight. Andere Comfy Cabins hießen Begonia Bliss, Daisy Dream, Mangold Manor und Chrysanthemum Heaven.
Sie rochen aber alle gleich, und in den vergammelten
Blumenkästen unter
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