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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Starbesetzung. Alle in McKissic
    House waren um das kapellchenförmige Philco-Radio
    versammelt und hörten sich die Übertragung aus Philadelphia
    an. Weltweit hingen die US-Soldaten an ihren
    Kurzwellenradios. Genaugenommen war Henry nicht mit von
    der Partie, er war der einzige Hausbewohner, der durch
    Abwesenheit glänzte. »Baseball ist nicht das ganze Leben.
    Beim Frühstück wird Mr. Mariani sowieso jeden Pitch und
    jedes Aus zur Sprache bringen« – hatte er gesagt und war zum
    Lesen nach oben gegangen.
    Henry wäre besser geblieben. Auf dem Klappstuhl neben mir
    saß Dunnagin, doch er und Creighton Nutter, den es nicht in
    Cotton Creek gehalten hatte, hackten das ganze Spiel über
    aufeinander ein. Dunnagin als Ex-Brownie hielt zur American
    League, während Nutter sich als Ex-Brave wie verrückt für
    Johnny Van-der Meer und den Seniorenverband der Nats
    einsetzte. Die meisten anderen hielten als ›Leibeigene‹ der
    Phutile Phillies automatisch mit Nutter gegen Dunnagin.
    Vander Meer* und Vince DiMaggio spielten wie
    Sonnenprinzen für ihre Riege, doch als die Americans mit fünf
    zu drei siegten, tanzte Dunnagin wie ein Kranich durch den
    Clubraum.
    Darius hatte während des ganzen Spiels im Durchgang zur
    Kantine gelehnt und verschwand mit dem letzten Ton der
    Übertragung.

    Ich ging nach oben, um Henry zu erzählen, wie das Spiel
    ausgegangen war, doch als ich ins Zimmer kam, lag er
    bäuchlings auf dem Bett und schnaufte leise ins Kissen…

    Mittwoch früh beim freiwilligen Training auf McKissic Field –
    ich wollte eben den Schlagkäfig betreten –, da tauchte auf dem Platz ein Major aus Camp Penticuff zusammen mit einem
    farbigen Burschen in flaschengrünem Jackett auf. Der Major,
    ein Jüngling mit rasiermesserscharfem Mund, legte mir die
    Hand auf den Arm.
    »Entschuldige, Kleiner«, sagte er. »Ich bin Major Adrian
    Dexter. Das ist Mr. Cozy Bissonette.«
    Ich starrte ihn an. Das ›Kleiner‹ machte mich rasend. Ich
    schätzte Major Dexter auf sechsundzwanzig. Außerdem hatten
    Besucher, abgesehen von Familienangehörigen und
    eingeladenen Gästen, beim Training nichts verloren.
    »Der Stadionwärter hat uns durchgelassen«, sagte Major
    Dexter und deutete mit dem Kinn zum Eingangstunnel. »Wir
    sind verabredet.« Ich schwieg immer noch. »Mit Mr. Jordan
    McKissic, dem Eigentümer und Manager.« Er sprach den
    Vornamen wie den gleichnamigen Fluß aus – nicht JAR-dan, wie es die Einheimischen taten. »Würdest du uns bitte zu ihm
    bringen?«
    »Wir wären dir sehr verbunden«, sagte Cozy Bissonette.
    »Kommen Sie.« Ich brachte sie zu unserem Unterstand, wo
    Mister JayMac und Darius saßen und die anstehenden
    Auswärtsserien besprachen.
    Darius sah auf, und er und Mr. Bissonette wechselten ein
    komisches Augenknipsen – fast wie zwei Kameraverschlüsse,
    die wissen, daß sie den Film mit einem wichtigen Ereignis
    belichten und nicht bloß mit einem Portrait fürs
    Familienalbum. Major Dexter und Mister JayMac bemerkten

    es nicht, und ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Es
    war aber mehr als nur eine Begrüßung zwischen zwei
    Farbigen; es besiegelte auch jene blitzschnelle Verschwörung,
    wie sie sich zwischen zwei Gleichgesinnten ereignet, egal
    welche Farbe sie haben. Ich hatte ein ungutes Gefühl.
    »Sind wir zu früh?« sagte Major Dexter. »Wir können
    jederzeit…«
    »Schon gut«, sagte Mister JayMac. »Es dauert nur einen
    Moment.«
    Ich blieb im Unterstand, dackelneugierig und beklommen, in
    der Hoffnung, etwas zu erfahren.
    »Geh an den Schlag«, befahl mir Mister JayMac. »Ich bin der
    Coach, und du tust, wofür du bezahlt wirst.« Er schenkte mir
    ein Lächeln, das nicht verhehlen konnte, wie sehr es in ihm
    arbeitete.
    Meine Spikes machten kehrt und trugen mich zum
    Schlagkäfig zurück.

    An diesem Abend berief Mister JayMac eine Versammlung im
    Clubraum ein. Keine Flip-Charts. Keine Neuzugänge. Kein
    Wiederkäuen von Regeln. Von den ›Cotton-Creeks‹ beklagten
    Snow und Nutter sich nur selten, doch Hoey, Sloan, Hay und
    Sudikoff waren stocksauer, seit sie wußten, daß sie an diesem
    Abend nicht frei hatten. Sie hörten auf zu maulen, als sie
    Mister JayMac ungeduldig auf- und abschreiten sahen.
    »Das hier sollte nicht zu lange dauern«, sagte Mister JayMac.
    »Wir müssen abstimmen.«
    »Ich bin dagegen«, sagte Hoey. »Egal, was es ist.«
    »Damit ist einstimmig beschlossen«, sagte Dunnagin, »Buck
    Hoey nicht zu kastrieren, sollte es wieder zu sexuellen

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