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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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bei den Pharrams zu Abend
    gegessen. Das Häuschen in Cotton Creek war eine
    Schindelbrettschachtel mit blauen Fensterläden,
    Porzellannippes zwischen den hölzernen Balustraden der
    Veranda und einem altmodischen Schaukelstuhl dahinter.
    Bevor Captain Pharram nach Übersee gemußt hatte, hatten
    Miss LaRaina und Phoebe in der Offiziersunterkunft draußen
    in Camp Penticuff gewohnt, danach hatten sie dieses Häuschen
    von Mister JayMac gemietet. Und wenn sie es nicht eigens für
    mich herausgeputzt hatten, dann hegten und pflegten die
    Pharram-Frauen das Häuschen, als sei es ihr Fabergé-Ei.
    Alles in allem ein netter Abend. Phoebe hatte mir Ersatz für
    den Abend angeboten, an dem Curriden mich zum Wing &
    Thigh entführt hatte. Sie hatte wieder die gleiche Mahlzeit zubereitet: Brathühnchen, Kartoffelpüree und grüne Bohnen.
    Nur daß diesmal alles warm auf den Teller kam.
    »Noch Tee?« sagte Phoebe. »Noch Zwieback?«
    »G-G-Gerne«, sagte ich.
    »Ich bin so stolz, daß du sprechen kannst«, sagte Miss
    LaRaina. »Ich hatte schon befürchtet, eure Kinder könnten
    stumm sein.« Phoebe faltete ihre Serviette zusammen und zog

    sich erhobenen Hauptes in die Küche zurück. »Ein Scherz.
    Und schon fliegt das Mädel nach Tokio.«
    Phoebe kehrte zurück, faltete die Serviette auseinander und
    deckte sie über ihren Schoß. »Mama, Vererbung funktioniert
    anders. Erworbene Eigenschaften werden nicht weitergegeben.
    Komm uns nicht mit solchem Unsinn.«
    Miss LaRaina schnippte nach ihrem Teller. Ganz hinten im
    Mund machte sie Geräusche, die sich anhörten wie
    detonierende Bomben. Phoebe tat, als ob ihre Mama schon zu
    Bett sei.
    »Ich habe deinen Tee vergessen«, sagte sie formell. »Ich habe
    auch den Zwieback vergessen.« Sie ging wieder in die Küche.

    Am Abend darauf fuhren Phoebe und ich in die Stadt und
    gingen ins Exotic, wo wir uns Abbott und Costello in Hit the
    ∗
    Ice ansahen. Wir lachten uns halbtot. Im Taxi auf der Heimfahrt wollte ich Phoebe mit Küssen betören und ihren
    Rehkörper wie ein Spaniel bestöbern, doch der Fahrer blickte
    immerzu in den Innenspiegel und palaverte über die
    Niederlage von heute nachmittag gegen Hub Sisti.
    In Cotton Creek bat ich ihn zu warten und brachte Phoebe bis
    an die Haustür.
    Dort unter den Pekanzweigen küßten wir uns, das erste Mal
    seit Mr. Roosevelts Besuch. Der Zungenkuß gestaltete sich so
    zeitraubend, daß der Taxifahrer ungeduldig hupte. Dabei
    klickte das Taxameter nach wie vor die Münzen aus meinem
    Portemonnaie in seins, doch sein Schlaf schien ihm wichtiger.
    Phoebe löste sich von mir. »Nacht, Danny.«
    Ich lächelte.

    ∗ Abbott und Costello auf Glatteis, Universal-Film 1943: Abbott und Costello fotografieren als Amateurknipser Gangster beim Bankeinbruch

    »Was ist?« fragte sie.
    »Diesmal ha-ha-hast du nicht gepupst.«
    »Diesmal gab es auch keinen Brunswick-Stew«, sagte sie, als
    sei das meine Schuld gewesen. Die Fliegendrahttür klatschte
    ins Schloß. Auf der Veranda machte sie, nur mehr ein magerer
    Schemen, die Schultern krumm und mir mit den Fingern zwei
    kleine la Olas.

    Buck Hoey konnte mich nicht so gut leiden. Er machte keinen
    Hehl aus seiner Abneigung – nicht vor mir, nicht vor den
    Kameraden und nicht vor seiner Frau. Er konnte sich nicht
    damit abfinden, daß ich ihm seine Position gestohlen hatte.
    (Wer wollte ihm das verübeln?) Und wie ich aussah, das ging
    ihm auch gegen den Strich. (Mir auch, aber die Bereitschaft
    von Henry, Kizzy und den Pharrams, mich so zu nehmen, wie
    ich war, hatte den Spiegeln in meiner Nähe schon viel von
    ihrem Schrecken genommen.) Und es ging ihm vollends gegen
    den Strich, daß ich so gut am Schlag und im Feld war – weil
    das ihn, Turkey und Trapdoor hinderte, mich weiterhin als
    Versager und Ziegenbock hinzustellen. Am Schlag übertraf ich
    jeden Hellbender mit Ausnahme von Snow, und Snow war der
    beste Schlagmann der CVL. So oft wie ich Erster am Schlag
    gewesen war und ein Base erreicht hatte, hätte ich, wenn ich
    die ersten fünfzehn Spiele der Saison nicht verpaßt hätte, mehr Runs haben können als jeder andere in der Liga.
    Nicht, daß Hoey am Schlag oder im Feld so schlecht gewesen
    wäre, doch er zeigte erhebliche Schwächen in so
    fundamentalen Dingen wie Schlagen-und-Loslaufen,
    Abtropfenlassen, Mit-dem-Unterarm-werfen bei Double-Play-
    Chancen und Klare-Signale-setzen beim Couchen. Nirgends
    aber gab es einen penetranteren Besserwisser als Hoey –
    abgesehen von Leo

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