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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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schwarze Bohnen, grüne Bohnen und Kartoffelpüree
    auf den Teller. Er klaubte sich mehrere Weichbrötchen und
    spießte sich ein paniertes Schweinekotelett, eine Scheibe
    Schinken und gegrillte Hühnchenbrust von der Platte. Ich
    folgte seinem Beispiel.

    ∗ Quip bedeutet soviel wie Schrulli.

    Die Spieler stellten sich vor. Außer von Reese Curriden und
    Quip Parris bekamen wir von Clarence ›Trapdoor‹ Evans, Burt
    Fanning, Lamar Knowles, Charlie Jorgensen, Sweet Gus
    Pettus, Vito Mariani, Jerry Wayne Sosebee, Rick Roper und
    Percy ›Double‹ Dunnagin zu hören. Zu den Neulingen in
    Highbridge zählten Philip Ankers, der Farmerjunge, der mich
    häßlich fand; Jefferson Dobbs alias Skinny und Junior Heggie,
    der schüchtern und bescheiden und vielleicht ein bißchen
    gescheiter war als die beiden anderen.
    Lon Musselwhite zeigte mit dem Buttermesser auf mich.
    »Okay, Champion, und wer bist du?«
    Durch eine der Durchreichen zwischen Küche und Kantine
    sagte Kizzy: »Er redet nicht, aber er hört auf Danny Bowes.«
    Boles, wollte ich sie berichtigen; nicht Bowes.
    »Warum, zum Teufel, redet er nicht?« sagte Musselwhite.
    »Vielleicht hat er ein Gelübde abgelegt«, sagte Vito Mariani.
    »Du meinst, noch so’n verflixter Papist?«* sagte
    Musselwhite. »Ah-ah. Ihm steht das Pfingstwunder auf die
    Stirn geschrieben.«
    »Darius hält ihn für einen wiedergeborenen Shortstop«, sagte
    Quip Parris, »der sich fest vorgenommen hat, Hoey zu
    exkommunizieren.«
    »Halleluja«, sagte Lamar Knowles, der Second-Base-Mann;
    er sagte es so leise, daß man es nicht überhören konnte.
    »Vorsicht«, sagte Rick Roper, ein Reservemann. »Heggie
    könnte es auf dich abgesehen haben, wie Bowes auf Hoey.«
    Boles, dachte ich. Boles! Ich wollte reden. Das Ergebnis war ein lautes Gurgeln, das schneller aus dem Mund war als die
    Hand es dämpfen konnte. Ich spürte, wie ich rot wurde, ich
    brannte, als hätte ich den ganzen Kopf in einen Eimer voll
    Einreibemittel getunkt.

Musselwhite machte eben den Mund auf, um etwas zu sagen,
    als der größte, beinah häßlichste Mann hereinpolterte, den ich je zu Gesicht bekommen hatte. Er mußte sich bücken, um dem
    Deckensturz zwischen Kantine und Clubraum zu entgehen. Er
    trug wie Ankers einen Overall. Den größten, den ich je
    gesehen hatte, genug Stoff, um alle Arbeiter auf einem Ölfeld
    in Oklahoma einzukleiden. Er trug ein weißes Hemd mit
    langen Ärmeln und eine braune Kappe, auf der ein verziertes
    ›H‹ für Highbridge prangte. Sein Gesicht war irgendwie aus
    dem Lot, wie zwei Kürbishälften, die man falsch wieder
    zusammengesetzt hatte. Es hatte auch die fleckige Farbe von
    einem Kürbis. Halb orientalisch kam er mir vor. Die
    Unterlippe schob auf beiden Seiten blasse narbige Inseln, die
    wie baumelnde Knöpfe aussahen. Die Augen standen in
    gelblicher Schmiere. Er wischte sie mit dem fleischigen
    Handrücken, dann wischte er die Hand am Overall ab. Die
    nackten Füße erinnerten mich an graue Gummigaloschen, doch
    es waren nur die Füße – die Füße eines Titanen, mit
    Schwielen, Adersträngen und eingewachsenen Zehennägeln.
    Der Hüne zog den thronartigen Stuhl am Tischende zurück
    und ließ sich nieder. Noch im Sitzen war er gut ein Fuß größer als Musselwhite. Ein höllischer Auftritt. Ankers, Heggie und
    Dobbs waren zu Statuen erstarrt, Teeglas oder Gabel auf
    halbem Weg zum Mund. Ich muß genauso dagesessen haben.
    »Gentlemen, das ist Jumbo Hank Clerval«, sagte
    Musselwhite. »Schön, daß du kommen konntest, Jumbo.«
    »Danke.« Die Stimme des Riesen klang so dumpf wie ein
    Geschütz auf hoher See.
    »Das sind die Neuen«, sagte Musselwhite. »Ankers, Dobbs,
    Heggie und Bowes. Bowes ist ihr Sprecher, er versteht sich
    aufs Reden.«
    »Er heißt Boles«, sagte Parris. »Mit ›L‹.«
    »Nett, euch kennenzulernen«, sagte Jumbo und starrte her, als
    sei er wirklich neugierig. Er redete wie ein Südstaatler,
    französelte aber. Das dumpfe Grollen der Stimme klang

    dadurch seltsam melodisch. Jumbo – wie anders könnte ich ihn
    nennen? – wandte sich an mich. »Wie gefällt euch Highbridge,
    Mr. Boles?«
    »Boles ist nicht mein Sprecher«, sagte Ankers. »Das bin ich
    selbst.«
    »Wahrheit ist, Mr. Clerval, Danny kann überhaupt nicht
    reden«, sagte Junior Heggie mit einem Schluckauf in der
    Stimme. Alle, einschließlich Jumbo und mir, sahen Junior an,
    als hätte er bei einem Klavierabend gerülpst. Nicht, daß ich
    seine Erklärung nicht begrüßt

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