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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Tolpatsch, der im
    Training für Jumbo eingesprungen war.
    Was die erste gemeinsame Mahlzeit in Highbridge angeht,
    kann ich mich an viel mehr nicht erinnern, nicht einmal daran, ob ich ein Stück von Kizzys Bananencremetorte abbekam, die
    im ganzen Bezirk gerühmt wurde. Jumbos Auftritt hat alles
    Weitere aus meinem Gedächtnis gelöscht.

    7

    WENIG SPÄTER WAREN ALLE HELLBENDERS, auch die
    verheirateten, Mister JayMacs Ruf gefolgt und drängten sich
    im Clubraum. Auch unser Fahrer und inoffizieller
    Teammanager, Darius Satterfield, war mit von der Partie.
    Der einzige, der durch seine Abwesenheit glänzte, war
    natürlich Jumbo Clerval, der – wie Buck Hoey diesen
    Nachmittag bemängelt hatte – offenbar einen merkwürdigen
    Sonderstatus genoß. Na ja, warum nicht? »Wann kommt ein
    Gorilla zum Abendessen?«
    »Wenn er Lust hat.«
    Egal, der Clubraum platzte vor gereizten Spielern, auch ohne
    Jumbo. Der Schweiß rann mir aus den Achselhöhlen. Alle
    Gesichter glänzten und waren mit münzgroßen Flecken
    gesprenkelt, trotz des unentwegt quietschenden
    Deckenventilators. Auf Stühlen, Schemeln und selbst auf
    Sofalehnen und am Boden – überall lümmelten Spieler herum.
    In knittrigen Kreppleinenhosen und einem durchgeschwitzten
    Hemd mit langen Ärmeln und Kragen hatte Mister JayMac
    sich zusammen mit Darius einen Weg zur Stirn des Clubraums
    gebahnt. Darius stellte eine Art Staffelei mit einem großen
    Papierblock auf, den man nach oben umschlagen konnte, eine
    Hilfe für Mister JayMac, wenn es darum ging, Ankers, Dobbs,
    Heggie und mir zu erklären, was es mit den Hellbenders und
    der CVL auf sich hatte. Was natürlich für die alten Hasen ein
    höchst langweiliges Wiederkäuen bedeutete, doch niemand
    beschwerte sich. Nicht mal Buck Hoey, der auf einem Sofa
    ganz hinten im Raum saß und eine Miene machte, die sagte:

    He, welch willkommene Erfrischung, wir sind ja so glücklich,
    das Ganze noch einmal zu hören.
    »Gentlemen, Bauernlümmel und Mitläufer«, begann Mister
    JayMac, als Darius den Block installiert hatte. »Wie die
    meisten von euch wissen, haben wir in dieser Saison eine
    Hürde von siebenundsiebzig Punkten zu nehmen. Heute, nach
    gut einem Monat Baseball, den ein paar von euch als
    Spitzenleistung betrachten, liegen wir bei schäbigen sieben und acht, fünf Punkte hinter den Opelika Orphans, Jungs, denen ich nicht zugetraut hätte, einen Maulwurfshügel zu besteigen, ohne auf halbem Weg an Sauerstoffmangel zu verenden. Und diese
    winselnden Muttersöhnchen, wie Muscles sie nannte, haben
    fünf Punkte Vorsprung. Was sind wir also?«
    »Hinter den Muttersöhnchen her«, sagte Buck Hoey.
    Niemand lachte. Ähnlich wie Jumbo schien auch Buck Hoey
    einen Sonderstatus zu genießen; er durfte den Boss auf den
    Arm nehmen – ein bißchen jedenfalls – ohne aufs Zimmer
    geschickt zu werden. Mir wurde immer mehr bewußt, wie
    schwer es sein würde, Hoey aus seiner Position zu drängen.
    Und falls es mir gelang, würden die anderen mir den raschen
    Erfolg bestimmt übelnehmen.
    Mister JayMac sah sich um. »Wo ist Jumbo? Hat er nicht
    mitgegessen?«
    »Wie die Heuschrecken beim Pharao«, sagte Hoey.
    Diesmal erntete er Gelächter.
    »Und wo, zum Teufel, steckt er? Was macht er?«
    »Er unterhält sich mit Graf VanDerWichs«, sagte Hoey, »und
    das kann laaange dauern…«
    Jetzt wurde eher zögernd gelacht, nervös irgendwie. Mister
    JayMac zog einen Mund wie jemand, dem ein Duft von
    verdorbenem Geflügel aus dem Kühlschrank entgegenweht.
    Dann schickte er Euclid in den zweiten Stock, um Jumbo aus
    seinem Apartment zu holen.

    »Sooo lang«, sagte Hoey, als Euclid vorbeikam. Diesmal
    johlte ein halbes Dutzend von den Jungs, als ginge es um die
    Weltmeisterschaft im Schwachsinn.
    »Herhören«, sagte Mister JayMac. Damals, das heißt im
    Laufe der nächsten Tage, fiel mir auf, daß Mister JayMac
    niemals ›Mund, Maul oder Klappe halten‹ sagte, Worte, die ich
    in meinem jungen Leben schon zu oft gehört hatte. »Herhören«
    gefiel mir besser.
    »Jeder, der seinen Job bisher auf die leichte Schulter
    genommen hat, sollte jetzt die Ohren spitzen«, sagte er. »Wir
    nehmen ein paar Jungs auf, die wirklich spielen können. Ich
    habe es mit eigenen Augen gesehen. Kein Hörensagen also,
    sondern Tatsache.«
    »High-School-Wunder«, sagte Buck Hoey.
    »Schon möglich«, sagte Mister JayMac. »Aber ich habe
    keine Lust, mich in dieser Liga mit dem vierten Platz zu
    begnügen, besonders dann nicht, wenn sich

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