Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
Vom Netzwerk:
gute Alternativen
    zur Mittelmäßigkeit bieten. Vielleicht ist das jetzt der Fall.«
    Euclid kam zurück, mit Jumbo Clerval im Schlepptau. Jumbo
    hatte sich, wie es aussah, eigens für die Versammlung ›in
    Schale geworfen‹. Er trug riesige Florsheims mit diesen
    perforierten und geschweiften Schuhkappen, geflickte graue
    Hosen und einen blanken schwarzen Gehrock. Keine Kappe
    diesmal. Euclid spielte den Lotsenschlepper, und sowie er den
    Ozeanriesen im Hafen hatte, drehte er unter lautem Tuten ab
    und verließ den Raum. Jumbo ragte fast bis an die Bilderleiste.
    Er lehnte mit krummen Schultern an der Wand direkt
    gegenüber dem Durchgang, wo Buck Hoey auf einem Sofa mit
    lädierter Rückenlehne saß. Es sah so aus, als wolle Mister
    JayMac ihm etwas sagen, ja, ihn anschnauzen, aber er ließ es
    bleiben. Statt dessen nickte er uns vier Neulingen zu.
    »Kommt nach vorne, damit euch alle sehen.«

    Ankers, Dobbs, Heggie und ich schlängelten uns nach vorn
    und stellten uns neben die Staffelei. Ankers war wohl der
    einzige von uns, dem das Rampenlicht nichts ausmachte. Als
    Mister JayMac uns vorstellte, trat er vor und grüßte mit
    gekreuzten Händen, so wie ein Boxer im Ring sein Publikum
    grüßt.
    »High-School-Clapsolventen«, sagte Hoey.
    »Tatsächlich hat Mr. Ankers nur das zweite Jahr absolviert«,
    stellte Mister JayMac klar.
    Die Hellbenders starrten Ankers an, als sei er eine
    Jahrmarktsattraktion. Wenn er nicht ein oder zwei Jahre später eingeschult worden war, dann konnte er höchstens fünfzehn
    sein, ein Kniich mit dem Stoppelbart eines Holzfällers.
    »Also dann«, rief Mister JayMac, »begrüßt die Jungs nach
    Hellbender-Manier. Fertig? Hip, hip…«
    »Hurra«, sagten die Regulären ohne Begeisterung.
    Mister JayMac war nicht zufrieden. »Hurra!« wiederholten
    sie mit einem blassen Ausrufezeichen. »Noch einmal«, rief er.
    Die Antwort kam so laut, daß die Bedeutung des Hiphiphurra
    mehr oder weniger ins Lächerliche gezogen wurde. Doch
    Mister JayMac nickte und tippte mit dem Zeigestock auf die
    erste Seite des Blocks:

    HATTAHOOCHEE VALLEY LEAGUE / CLASS C
    PROFESSIONALS.

    »Auch der letzte von euch sollte sich noch einmal klarmachen,
    wie verdammt glücklich ihr dran seid, daß ihr Baseball spielen dürft«, sagte er. »Sonst hättet ihr nämlich die Hosen voll wie all die anderen Grünschnäbel da draußen in Camp Penticuff,
    weil ihr mit ihnen als Reserveinfanteristen ausgebildet würdet.

    Oder ihr würdet auf einen Bunker voller blutrünstiger Jerries
    ∗
    oder Japse zurobben.«
    »Wir könnten alle schon tot sein«, sagte Hoey.
    »Jawohl, das könntet ihr!« dröhnte Mister JayMac. »Aber
    nein, gottlob habt ihr das Privileg, Baseball zu spielen, das
    Hobby der Nation, und werdet für diese Mühsal auch noch
    bezahlt!«
    »Wird hier jemand bezahlt?« sagte Hoey.
    »Hör auf damit, Hoey«, sagte Lon Musselwhite.
    »Major-League-Baseball wird mit Duldung des Präsidenten
    fortgesetzt und dank des Zuspruchs unserer kriegsmüden
    Landsleute. Dem Minor-League-Baseball geht es schlecht.
    Bundesweit liegt die Nachwuchsförderung in Händen von zehn
    Trainingsligen in nur siebzig Städten, und, soweit ich von
    meiner Arbeit in der Musterungskommission weiß, braucht
    Uncle Sam noch mehr gesunde und kräftige Burschen, um die
    ausländischen Feinde der Demokratie zu besiegen.
    Hört jetzt gut zu«, fuhr Mister JayMac fort. »Die
    Chattahoochee League, eine der jüngsten ringsum, ist eine
    Provinzliga dritter Klasse, aber wir machen trotz Krieg unseren Weg, weil wir die hartnäckigsten Kämpfer weit und breit sind
    und weil es den Leuten Spaß macht, uns zuzusehen. Würden
    Sie dem zustimmen, Mr. Nutter?«
    »Jawoll, Sir.« Creighton Nutter war ein verheirateter
    Ersatzpitcher*, ein Bursche in den späten Dreißigern, der
    allmählich eine Glatze bekam.
    »Hinzu kommt«, sagte Mister JayMac, »daß unsere acht
    Teams dicht beieinander liegen. Der Präsident und das
    Preisprüfungsamt wissen die Tatsache zu schätzen, daß unsere
    Liga nicht allzuviel Benzin und Reifenprofil verpulvern muß,
    wenn ein CVL-Team das andere drei- oder viermal aufsuchen
    muß. Letztes Jahr noch meinte der Justizminister, von allen

    ∗ Jerry = Deutscher

    Ligen, die er je besucht habe, sei die CVL die einzige, bei der die Nationalhymne nicht nur nach, sondern auch vor jedem
    Spiel ertöne. Ein Tribut an unseren Patriotismus.
    Und laßt mich noch daran erinnern, daß Franklin Delano
    Roosevelt höchstpersönlich

Weitere Kostenlose Bücher