Brüchige Siege
gute Alternativen
zur Mittelmäßigkeit bieten. Vielleicht ist das jetzt der Fall.«
Euclid kam zurück, mit Jumbo Clerval im Schlepptau. Jumbo
hatte sich, wie es aussah, eigens für die Versammlung ›in
Schale geworfen‹. Er trug riesige Florsheims mit diesen
perforierten und geschweiften Schuhkappen, geflickte graue
Hosen und einen blanken schwarzen Gehrock. Keine Kappe
diesmal. Euclid spielte den Lotsenschlepper, und sowie er den
Ozeanriesen im Hafen hatte, drehte er unter lautem Tuten ab
und verließ den Raum. Jumbo ragte fast bis an die Bilderleiste.
Er lehnte mit krummen Schultern an der Wand direkt
gegenüber dem Durchgang, wo Buck Hoey auf einem Sofa mit
lädierter Rückenlehne saß. Es sah so aus, als wolle Mister
JayMac ihm etwas sagen, ja, ihn anschnauzen, aber er ließ es
bleiben. Statt dessen nickte er uns vier Neulingen zu.
»Kommt nach vorne, damit euch alle sehen.«
Ankers, Dobbs, Heggie und ich schlängelten uns nach vorn
und stellten uns neben die Staffelei. Ankers war wohl der
einzige von uns, dem das Rampenlicht nichts ausmachte. Als
Mister JayMac uns vorstellte, trat er vor und grüßte mit
gekreuzten Händen, so wie ein Boxer im Ring sein Publikum
grüßt.
»High-School-Clapsolventen«, sagte Hoey.
»Tatsächlich hat Mr. Ankers nur das zweite Jahr absolviert«,
stellte Mister JayMac klar.
Die Hellbenders starrten Ankers an, als sei er eine
Jahrmarktsattraktion. Wenn er nicht ein oder zwei Jahre später eingeschult worden war, dann konnte er höchstens fünfzehn
sein, ein Kniich mit dem Stoppelbart eines Holzfällers.
»Also dann«, rief Mister JayMac, »begrüßt die Jungs nach
Hellbender-Manier. Fertig? Hip, hip…«
»Hurra«, sagten die Regulären ohne Begeisterung.
Mister JayMac war nicht zufrieden. »Hurra!« wiederholten
sie mit einem blassen Ausrufezeichen. »Noch einmal«, rief er.
Die Antwort kam so laut, daß die Bedeutung des Hiphiphurra
mehr oder weniger ins Lächerliche gezogen wurde. Doch
Mister JayMac nickte und tippte mit dem Zeigestock auf die
erste Seite des Blocks:
HATTAHOOCHEE VALLEY LEAGUE / CLASS C
PROFESSIONALS.
»Auch der letzte von euch sollte sich noch einmal klarmachen,
wie verdammt glücklich ihr dran seid, daß ihr Baseball spielen dürft«, sagte er. »Sonst hättet ihr nämlich die Hosen voll wie all die anderen Grünschnäbel da draußen in Camp Penticuff,
weil ihr mit ihnen als Reserveinfanteristen ausgebildet würdet.
Oder ihr würdet auf einen Bunker voller blutrünstiger Jerries
∗
oder Japse zurobben.«
»Wir könnten alle schon tot sein«, sagte Hoey.
»Jawohl, das könntet ihr!« dröhnte Mister JayMac. »Aber
nein, gottlob habt ihr das Privileg, Baseball zu spielen, das
Hobby der Nation, und werdet für diese Mühsal auch noch
bezahlt!«
»Wird hier jemand bezahlt?« sagte Hoey.
»Hör auf damit, Hoey«, sagte Lon Musselwhite.
»Major-League-Baseball wird mit Duldung des Präsidenten
fortgesetzt und dank des Zuspruchs unserer kriegsmüden
Landsleute. Dem Minor-League-Baseball geht es schlecht.
Bundesweit liegt die Nachwuchsförderung in Händen von zehn
Trainingsligen in nur siebzig Städten, und, soweit ich von
meiner Arbeit in der Musterungskommission weiß, braucht
Uncle Sam noch mehr gesunde und kräftige Burschen, um die
ausländischen Feinde der Demokratie zu besiegen.
Hört jetzt gut zu«, fuhr Mister JayMac fort. »Die
Chattahoochee League, eine der jüngsten ringsum, ist eine
Provinzliga dritter Klasse, aber wir machen trotz Krieg unseren Weg, weil wir die hartnäckigsten Kämpfer weit und breit sind
und weil es den Leuten Spaß macht, uns zuzusehen. Würden
Sie dem zustimmen, Mr. Nutter?«
»Jawoll, Sir.« Creighton Nutter war ein verheirateter
Ersatzpitcher*, ein Bursche in den späten Dreißigern, der
allmählich eine Glatze bekam.
»Hinzu kommt«, sagte Mister JayMac, »daß unsere acht
Teams dicht beieinander liegen. Der Präsident und das
Preisprüfungsamt wissen die Tatsache zu schätzen, daß unsere
Liga nicht allzuviel Benzin und Reifenprofil verpulvern muß,
wenn ein CVL-Team das andere drei- oder viermal aufsuchen
muß. Letztes Jahr noch meinte der Justizminister, von allen
∗ Jerry = Deutscher
Ligen, die er je besucht habe, sei die CVL die einzige, bei der die Nationalhymne nicht nur nach, sondern auch vor jedem
Spiel ertöne. Ein Tribut an unseren Patriotismus.
Und laßt mich noch daran erinnern, daß Franklin Delano
Roosevelt höchstpersönlich
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