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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Ex-Major-League-Spieler! Selbst
    Ankers verlor die Ruhe.
    »Jippi!« rief Hoey. »Nieten! Versager, die wieder ganz kleine
    Brötchen backen!« Er veräppelte sie nicht bloß; die Stiche
    pieksten.
    »Nie-ten!« skandierten andere. »Nie-ten!«

    »Lieber kleine Brötchen backen als große Bogen spucken«,
    meinte Creighton Nutter.
    »Wer spuckt denn große Bogen? Du und Dunnagin, was die
    Major-League angeht, lügt ihr doch das Blaue vom Himmel
    herunter.« Gelächter. Musselwhite war der Captain, und Hoey
    der Mannschaftsclown.
    »Es gibt Statistiken«, versetzte Nutter.
    Nutter und Dunnagin, unsere Ex-Stars. Nutter erinnerte mich
    an den zweiten Frisör in einem Zweimannladen, der es endlich
    leid ist, immer die zweite Geige zu spielen. Seine Haut hatte
    die rötlichgelbe Farbe von Bucheckern, vermutlich das Erbe
    eines Farmers aus Nord-Georgia, in dessen Adern
    Cherokeeblut floß.
    Dunnagin war acht- oder neununddreißig, ein Ire mit
    pechschwarzem Haar und Augen so blau, als ob es sich um
    Bohrkerne aus dem Himmel über Kanada handelte. Der
    Oberkörper sagte ›Gewichtheber‹; die Beine sagten ›Kranich‹.
    Beim Training am Morgen hatte er die volle Montur eines
    Catchers angehabt: Brustschutz, Schienbeinschutz, Maske und
    so weiter. Da schon war mir aufgefallen, daß seine
    Oberschenkel dünner waren als die Schienbeinschützer. Man
    hätte meinen können, er kippt gleich um, wie ein Turm aus
    ABC-Klötzen mit einem Klotz zuviel obendrauf.
    »Für wen haben Sie gespielt, Mr. Nutter«, sagte Mister
    JayMac. »Und nennen Sie uns Ihre Bestleistungen.«
    »Mord«, sagte Hoey. »Kleine Mädchen verführen.«
    Nutter ignorierte die Stichelei. »1927 war ich in neunzehn
    Spielen am Wurf, und zwar für die Boston Braves.
    Sechsundsiebzig Innings.«
    »Ach ja, und deine Bestleistung?« sagte Hoey. »Welchen
    Rekord hast du aufgestellt?«

    Nutter warf Mister JayMac einen Blick zu, und Mister
    JayMac nickte. »Ich stand vier und sieben mit zwei Saves*.
    Mein ERA* war… 5.09.«
    Totenstille. Kann sein, daß Hoey die Bestleistung von Nutter
    gekannt hatte, doch die meisten Hellbenders hörten sie zum
    ersten Mal.
    »Vier und sieben«, sagte Vito Mariani, der selbst Pitcher war.
    »Nicht gerade umwerfend. Der Earned-Run-Durchschnitt ist
    auch nicht überwältigend.«
    »Mr. Mariani, ich kenne keine Major-League, in der Sie
    einen ERA hätten«, sagte Mister JayMac. »Und es gibt zur Zeit
    keinen anderen Pitcher in Highbridge, der mehr Major-League-
    Siege zu verzeichnen hat als Mr. Nutter, während ihn die
    Braves unter Vertrag hatten. Zollen wir ihm also den Respekt,
    den er verdient.«
    Ankers machte den Anfang, dann applaudierten alle. Nutter
    drückte das Kinn an die Brust, lächelte aber das Lächeln des
    verärgerten Frisörs, der eine andere Meinung über Roosevelts
    Wirtschafts- und Sozialpolitik hat als sein Kunde und dies für sich behält, weil er ans Trinkgeld denkt.
    »Sehr gut, Mr. Dunnagin«, sagte Mister JayMac. »Sagen Sie
    uns, in welcher Eigenschaft Sie zu den Großen gestoßen sind
    und wie es Ihnen dort erging.«
    Dunnagin stand da wie ein Marinesoldat in Rührt-Euch-
    Stellung. »Ich machte noch in die Windeln, als ich 1924 bei
    den St. Louis Browns anfing. Für die nächsten sechs Saisons,
    das heißt streckenweise, war ich Reservefänger und
    Ersatzschlagmann.«
    »Woraufhin die Browns sich von Ihnen getrennt haben?«
    fragte Mister JayMac.
    »Nein, Sir. 1929 lief Pas Geschäft auf Grund. Ich kündigte
    bei den Browns, weil die Familie mich brauchte, Gott hab sie
    selig.«

    Hoey tat, als spiele er Geige. »Man stelle sich mal vor: Zwei
    Jahre vor meiner Geburt hatte Dunnagin bereits in einer Major-
    League gespielt. Er hatte sechs Jahre lang auf einer Liste der Browns gestanden! Und er war nicht gefeuert worden, er war
    ausgestiegen, um eine Familientragödie abzuwenden. Jetzt, ein
    Dutzend Jahre später, da versuchte er ein Comeback.«
    »Sag den Jungs, wie man dich genannt hat«, sagte Hoey.
    Über seine pantomimische Einlage hatte niemand gelacht, also
    versuchte er es anders.
    »Double«, sagte Dunnagin. »Die Kameraden bei den Browns
    nannten mich ›Double‹. Als ich das allererste Mal am Schlag
    war, das war gegen die Yankees, da hab ich Bullet Joe Bush
    einen Two-Bagger* verpaßt. Der Ball sauste in die Gasse
    zwischen Witt und Ruth. Na ja, dachte ich, der Anfang ist
    gemacht. Sieh dich vor, Cobb. Vorsicht, Ruth und Hornsby.«
    »Weiter, Percy«, sagte Hoey. »Das ist noch nicht

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