Brüchige Siege
Überlaufen, weil Rand nicht mitklettert. Als Mister
JayMac mich ‘achtundreißig von Mrs. Lullworth gestohlen, er
gesagt, ich habe mit dem ganzen Krempel nichts mehr am Hut.
Ist das klar, Danl Bowes? Ich habe meine Rechte.«
»Du gehst jetzt«, sagte Curriden zu ihr. »Quip und ich und
der unverschämte Bengel schaffen hier Ordnung.«
Kizzy wusch sich die Hände, raffte ihre sieben Sachen
zusammen und humpelte zur Verandatür hinaus. Sie hatte
ihren flippigen Hut aus den Roaring-Twenties aufgesetzt und
trug eine picknickkorb-große Handtasche im Arm. »Im
Kühlschrank ist noch Torte«, rief sie über die Schulter. »Für
alle Fälle.« Und fuhr in einem auf Hochglanz polierten Ford
Model ›T‹ und dank Mister JayMacs Benzin-Coupons davon.
»Ein bißchen sehr auf ihren Vorteil bedacht«, sagte Curriden,
als sie fort war. »Aber wer traut sich schon?«
Parris holte Junior Heggie, der mir beim Schrubben der
Töpfe und beim Abtrocknen der Teller helfen sollte. Die Spüle
taugte für Leute, die nicht größer als fünf Fuß waren. Ich
verstand, warum Curriden wollte, daß wir Frischlinge den
Abwasch machten. Selbst mir tat der Rücken vom gebückten
Stehen weh, und Curriden war gut einen halben Fuß größer als
ich.
Bis Heggie und ich fertig waren, hatte sich die Versammlung
längst aufgelöst. Die Jungs, die in Cotton Creek wohnten,
Hoey, Nutter, Sloan und vier andere, waren schon auf dem
Weg zurück in den alten Mühlendistrikt. Mister JayMac
chauffierte sie in seinem Caddy. Für die acht wurde es in dem
Zweisitzer so eng wie in einer Sardinendose; Hoey hatte, wie
einer zum Besten gab, auf Norm Sudikoffs Schoß gehockt wie
Charlie McCarthy auf dem von Edgar Bergen.
»Siehst du«, sagte Parris zu mir, als wir davon hörten, »Hoey
ist auch ein Blödmann.«
Jumbo wartete im Clubraum. Drei der Ausgemusterten saßen
bei ihm und sahen mürrisch und ratlos drein. (Der vierte, Bob
Collum, war mit Hoey und den anderen unterwegs nach Cotton
Creek und würde seiner Frau erzählen, daß ihnen eine
Ungewisse Zukunft ins Haus stand.) Als ich dazukam, sahen
die Ausgemusterten zu mir auf, als wär ich der Henker.
»Da geht’s rauf«, sagte Jumbo. Er duckte sich ins Foyer und
polterte zur Treppe. Ich folgte ihm so begeistert, wie man sich rheumatisches Fieber wünscht.
Einer der drei erhob sich von dem Pokertisch, an dem sie
hockten, und versperrte mir den Weg: Roper, ein schlacksiger
Bursche mit Augen wie zehnpencegroße Nagelköpfe und
einem Atem, der entsetzlich nach Zigaretten stank. Nur daß ich zu dem Augenblick nicht wußte, wie er hieß. (In einer
Beziehung hatte ich es leichter als die anderen – ich konnte
Namen vergessen, ohne daß die Betreffenden es merkten.)
Roper ließ mir einen langen Arm über die Schulter fallen.
»Wenn du nur einen Funken Verstand hast, Boles«, tönte er
mir ins Ohr, »ich bin Ausschuß, verstehst du? Morgen ist
Nagelprobe, und heute hat Mister Jesus mich gefeuert. Ich
wohne bei Muscles, und schon bekommt dieser Ankerskniich
meine Bleibe. Ist das fair?«
Ich konnte nicht den Kopf schütteln. Ropers Hand hielt
meinen Nacken umklammert – sie fühlte sich an wie eine
Klaue.
»Wir sind Fußvolk, Saisonarbeiter, dritte Garnitur«, sagte er
und riß meinen Kopf herum, damit ich Pettus und Jorgensen
sah. »Kanonenfutter. Ihr habt noch die Eierschalen hinter den
Ohren und müßt für uns einspringen. Hoffentlich haltet ihr
länger durch als wir.« Endlich ließ er los.
Pettus und Jorgensen musterten mich vom Spieltisch aus.
Kaum aus dem Verein geflogen, flogen sie auch schon aus
ihren Zimmern.
Wo würden Pettus und Jorgensen schlafen? Auf den Sofas?
In den muffigen alten Sesseln? Sie taten mir leid. Sie sahen
niedergeschmettert aus, wie Jungkühe, die jeden Moment
todmüde umfielen. Roper tat mir nicht so leid. Ich sollte für
den ganzen Zimmer- und Mannschaftsschlamassel herhalten.
Was konnte ich dafür? Ich hatte ja auch nicht Pearl Harbour
bombardiert.
Schuld war allein der Krieg. 1943 mußten die CVL-Teams
mit Zwanzig-Mann-Listen auskommen; der einundzwanzigste
mußte über die Klinge springen. In den meisten CVL-Städten
erlaubte die Zwanzig-Mann-Liste dem Management einen
finanziellen Spielraum, mit dem sich die Durststrecke
zwischen den Saisons überbrücken ließ. Zwanzig-Mann-Listen
kamen auch dem Bedürfnis der Wehrerfassungsämter
entgegen, und sie förderten den Nachwuchs.
»So wahr ich Dick Roper heiße«,
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