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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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JayMac sagte: »Bitte, Freunde, sagt mir eure Namen.«
    »Crawford«, sagte der Mann. »Ira und Sue Beth, kleine
    Leute, gemeines Volk. Dreck an den Schuhen!« Crawford brauchte nicht zu brüllen, seine Stimme war eine Kesselpauke.
    Ein paar Unentwegte schlenderten auf uns zu.
    »Donnie hätte nicht gehen müssen!« schrie Sue Beth
    Crawford. »Und Sie gottverdammter Mensch haben das
    gewußt!«
    »Mrs. Crawford, Gott segne Ihren gefallenen Sohn«, sagte
    Mister JayMac. »Leider muß jeder amerikanische Junge, der
    stirbt, dieses Opfer bringen.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Ira Crawford. »Aber die Kommission
    mußte ihre Quote erfüllen, deshalb haben Sie unseren unschuldigen Jungen da rausgeschickt.«
    »Jeder Junge, der eingezogen wird, ist auf die eine oder
    andere Weise unschuldig. Gott sei Dank haben wir noch keine
    Armee aus Kriminellen und Zynikern.«
    »Ihre kostbaren Baseballspieler dürfen aber bleiben!« klagte
    Crawford an.

    »Nicht ein einziger Hellbender ist von hier«, sagte Mister
    JayMac. »Sie sind entweder zu jung oder zu alt, oder die
    örtliche Kommission hat sie freigestellt. Ich habe da meine
    Hände nicht im Spiel.«
    »Kann sein, kann nicht sein«, sagte Ira Crawford. »Aber das
    können Sie nicht für diesen schwarzen Nigger sagen. Wieso muß er seinen Kopf nicht hinhalten?«
    Darius hörte das – er muß es gehört haben. Er hatte eben den
    hinteren Wagenschlag geöffnet und half Phoebe und Miss
    LaRaina in den Caddy.
    »Mr. Crawford, laut Bundesgesetz dürfen wir nicht mehr
    Neger einziehen als es ihrem Verhältnis zur
    Gesamtbevölkerung entspricht. Hothlepoya County hat fast so
    viele Farbige wie Weiße, wir ziehen also mehr ein als die
    meisten, aber es gibt ein Limit.«
    »Dummes Zeug«, sagte Ira Crawford.
    »Sehen Sie, selbst wenn wir die Army mit Farbigen
    vollpumpen, würden sie nur wieder in Service-Einheiten
    landen – im Quartermaster Corps* und dergleichen. Kämpfen
    würden sie bestimmt nicht, und sterben würden sie wie
    Crawford und McKissic, und unsre Frauen wollen auch nicht
    auf sie verzichten.«
    Hätte in der Nähe des Caddys eine Grille gepupst, man hätte
    es hören müssen. Dann fing Sue Beth an zu heulen, Ira fluchte.
    Sie faßten sich bei der Hand und gingen zurück über den
    staubigen Platz zu ihrem zerbeulten Ford-Pick-up, der mit
    Futtersäcken überladen war.
    »Es tut mir leid, das mit Ihrem Sohn!« rief Mister Jay.
    »Und wie«, sagte jemand aus der Menge.
    Die Crawfords schlugen die Wagentüren zu und ratterten in
    ihrem lahmen Pick up von dannen.

    »Steigen Sie ein, Sir«, sagte Darius. »Ich bringe Sie zum
    Royal.« Das Restaurant dieses Hotels sollte besser sein als das des Oglethorpe.
    Wir fuhren los. Mister JayMac saß vorne neben Darius und
    brütete. Miss LaRaina plapperte unentwegt, sie war glücklich,
    daß die Hellbenders gesiegt hatten und in der Rangliste
    aufgestiegen waren.

    17

    IM
    CHAMBERLAIN-ZIMMER DES
    ROYAL
    speisten wir
    erstklassigen Rippenspeer – mit Ausnahme von Da-rius, der in
    der Küche Goulaschsuppe mit Pariserbrot aß. (Nach dem
    fruchtigen Geruch zu urteilen, den er später ausatmete, hatte er noch mit Hauswein nachgespült.) Mister JayMacs Stimmung
    besserte sich. Miss LaRaina war seine Tischpartnerin, während Phoebe nach Alter und Sitzordnung zu mir gehörte.
    Die Unterhaltung reichte von Baseball über eine mögliche
    Invasion von Sizilien bis zu Phoebes Plänen für die letzte
    Klasse an der Watson High-School*. Ich erfuhr, daß dieses
    letzte Schuljahr in Georgia nur der elften Klasse im
    öffentlichen Schulwesen entsprach. (Das zwölfte Schuljahr
    wurde in Georgia erst nach dem Krieg eingeführt.) Damit war
    ∗
    ich im Vergleich zu den drei Crackers – Ankers, Heggie und
    Dobbs – fast schon ein College-Student.
    »Mensch, kannste denn wirklich nicht reden?« meinte
    Phoebe schließlich. »Biste sicher, daß das nicht irgend sone
    blöde Mitleidstour ist?«
    »Sei nett zu ihm, Phoebe«, sagte Miss LaRaina. »Und achte
    du lieber auf deine Sprache. Dein kannste und biste ist auch nicht erhebend.«
    »Kannste nix, biste nix«, sagte Phoebe. »Ich bin so nett, wie
    Mr. Boles es verdient.«
    Mister JayMac wollte es auf den Punkt bringen. »In Tenkiller
    hast du doch noch geredet. Du hast gestottert, aber du hast
    geredet. Was ist passiert?«

    ∗ Cracker State = Spitzname von Georgia

    »Also wirklich, Onkel JayMac«, sagte Miss LaRaina. »Er soll
    dir also sagen, warum er jetzt stumm ist.«
    »Ist doch okay, wenn er

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