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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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schwindelt«, sagte Phoebe. »Macht
    riesig viel Sinn.«
    Ich hätte Mister JayMac nur zu gerne weisgemacht, daß ich
    sprachlos war, seit ich Miss LaRaine splitternackt gesehen
    hatte, aber das eine hatte zu wenig mit dem anderen zu tun.
    Aber alle starrten mich an, als würde ich jeden Moment reden;
    und hätte ich gekonnt, ich hätte ihnen aus purer Gefälligkeit
    die Rede von Gettysburg* gehalten. Und ich probierte es
    tatsächlich, und was dabei herauskam war ein Gurgeln, ein
    Würgen und ein trockener Husten.
    Was Phoebe widerlich fand. »Pfui«, sagte sie.
    In der Innentasche meiner Jacke trug ich das kleine
    Notizbuch, das Jumbo mir geschenkt hatte. Ich zückte es.
    Mister JayMac bemerkte, wie ich meine Taschen abklopfte
    und reichte mir seinen Füller. (Mit dem er die Einberufung von Donnie Crawford unterschrieben hatte?)
    Ich schlug das Notizbuch auf und überlegte. Was konnte ich
    diesen Leuten erzählen? Ich konnte ihnen nicht von Sergeant
    Pumphrey erzählen. Zum Teufel damit, daran konnte ich nicht
    mal denken. Hab ich wahrscheinlich auch nicht. Ich konnte mir Pumphrey nicht vorstellen – seit Highbridge war er wie
    ausgelöscht.
    Also druckte ich: Im Zug nach Highbridge hatte ich einen
    schlechten Traum. Mein Daddy flog mit einem Flugzeug auf
    mich zu. Eine lange Rollbahn aus Blech schwappte auf mich zu und schlug mich nieder. Als ich aufwachte, konnte ich nicht mehr sprechen. Ich riß das Blatt heraus und schob es über den Tisch zu Mister JayMac.
    »Ein Traum«, sagte er.
    »Lies vor«, sagte Miss LaRaina, und er las vor.

    »Gib mal«, sagte Phoebe. Mister JayMac gab ihr die
    herausgerissene Seite, und sie las – laut, versteht sich, und so, daß es wie eine schlechte Filmkomödie klang. »Dann isses ja
    gar nicht körperlich«, sagte sie. »Es ist im Kopf. Wenn du ganz ganz fest willst, kannst du reden.«
    Ich nahm ihr die Seite fort und druckte auf die Rückseite:
    Früher war das nicht im Kopf. Als ich 12 war, hat Daddy mich geschlagen und mich am Hals getroffen. Hat 2 Jahre gedauert, bis ich wieder sprechen konnte.
    Ich reichte das Blatt Mister JayMac, der wieder vorlas. Und
    so hab ich mich dann unterhalten, indem ich das Meine
    aufschrieb und Mister JayMac gab, damit er es Phoebe und
    Miss LaRaina vorlas.
    »Dein Daddy muß ja ein Prinz gewesen sein«, sagte Miss
    LaRaina.
    Ich hab ihn gern gehabt. Er hat mir beigebracht, wie man
    Baseball spielt.
    »Ein Mann, der seinem Jungen Baseball beibringt, kann doch
    kein kompletter Esel sein«, sagte Phoebe. »Was meinst du,
    Onkel Jay?«
    »Kindchen, ich weiß, was du von Baseballspielern hältst«,
    sagte Mister JayMac. »Wie soll ich deine Frage denn
    verstehen?«
    »War nicht bissig gemeint«, sagte Phoebe. »Überhaupt
    nicht.«
    »Es gibt sicher Wörter, die weniger verletzend sind als Esel«, sagte Miss LaRaina tadelnd.
    »Wie Prinz«, sagte Phoebe. »Ich weiß.«
    Miss LaRaina bedachte Phoebe mit einem
    rasiermesserscharfen Blick, dann wandte sie sich wieder an
    mich. »Lebt dein Daddy noch? Und wenn ja, wo ist er?«
    Er lebt. Ein Kerl im Zug (wer, wollte ich nicht wissen) hat gesagt, Daddy würde in Alaska an Flugzeugen arbeiten.

    »Soll er daran arbeiten oder fliegt er sie?« sagte Miss
    LaRaina. »In deinem Traum hat er doch eins geflogen.«
    Aber es stand ja schwarz auf weiß da, was ich meinte. Ich
    nickte Mister JayMac zu, und er las noch einmal vor.
    Schwamm drüber, daß Dick Boles in meinem Traum eine P-40
    Warhawk geflogen hatte. Ich schrieb:
    Ich hob vom Baseball auf einer Blechrollbahn geträumt – auf den Alljuten. Ich gegen eine Bodencrew der Air Force.
    Baseball im Schnee.
    »Davon haste die Laryngitis«, sagte Phoebe.*
    »Unser junger Freund lebt, atmet und träumt Baseball«, klärte Mister JayMac die Frauen auf.
    Miss LaRaina lehnte sich über das Spitzentischtuch: »Ich
    habe gehört, du wohnst in einem Zimmer mit Jumbo Hank
    Clerval. Wie gefällt dir das? Was ist er für ein Mann?«
    Ein großer Mann. Es gefällt mir da.
    Phoebe und Mister JayMac lachten. Aber Miss LaRaina sah
    mich weiter prüfend an, als wüßte ich mehr, als ich
    aufgeschrieben hatte.
    »Mama, Mr. Clerval ist ein großer, gescheiter Mann«, sagte
    Phoebe. »Er liest Bücher und schmettert lange Home Runs.
    Was willst du sonst noch wissen? Und warum bloß?«
    »Mr. Clerval regt die Neugierde an«, sagte Miss LaRaina zu
    mir. »Er hat etwas Geheimnisvolles. Und er sieht – na ja –
    schrecklich aus, könnte man sagen.«
    »Ein Mann kann schrecklich

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