Brüchige Siege
schwindelt«, sagte Phoebe. »Macht
riesig viel Sinn.«
Ich hätte Mister JayMac nur zu gerne weisgemacht, daß ich
sprachlos war, seit ich Miss LaRaine splitternackt gesehen
hatte, aber das eine hatte zu wenig mit dem anderen zu tun.
Aber alle starrten mich an, als würde ich jeden Moment reden;
und hätte ich gekonnt, ich hätte ihnen aus purer Gefälligkeit
die Rede von Gettysburg* gehalten. Und ich probierte es
tatsächlich, und was dabei herauskam war ein Gurgeln, ein
Würgen und ein trockener Husten.
Was Phoebe widerlich fand. »Pfui«, sagte sie.
In der Innentasche meiner Jacke trug ich das kleine
Notizbuch, das Jumbo mir geschenkt hatte. Ich zückte es.
Mister JayMac bemerkte, wie ich meine Taschen abklopfte
und reichte mir seinen Füller. (Mit dem er die Einberufung von Donnie Crawford unterschrieben hatte?)
Ich schlug das Notizbuch auf und überlegte. Was konnte ich
diesen Leuten erzählen? Ich konnte ihnen nicht von Sergeant
Pumphrey erzählen. Zum Teufel damit, daran konnte ich nicht
mal denken. Hab ich wahrscheinlich auch nicht. Ich konnte mir Pumphrey nicht vorstellen – seit Highbridge war er wie
ausgelöscht.
Also druckte ich: Im Zug nach Highbridge hatte ich einen
schlechten Traum. Mein Daddy flog mit einem Flugzeug auf
mich zu. Eine lange Rollbahn aus Blech schwappte auf mich zu und schlug mich nieder. Als ich aufwachte, konnte ich nicht mehr sprechen. Ich riß das Blatt heraus und schob es über den Tisch zu Mister JayMac.
»Ein Traum«, sagte er.
»Lies vor«, sagte Miss LaRaina, und er las vor.
»Gib mal«, sagte Phoebe. Mister JayMac gab ihr die
herausgerissene Seite, und sie las – laut, versteht sich, und so, daß es wie eine schlechte Filmkomödie klang. »Dann isses ja
gar nicht körperlich«, sagte sie. »Es ist im Kopf. Wenn du ganz ganz fest willst, kannst du reden.«
Ich nahm ihr die Seite fort und druckte auf die Rückseite:
Früher war das nicht im Kopf. Als ich 12 war, hat Daddy mich geschlagen und mich am Hals getroffen. Hat 2 Jahre gedauert, bis ich wieder sprechen konnte.
Ich reichte das Blatt Mister JayMac, der wieder vorlas. Und
so hab ich mich dann unterhalten, indem ich das Meine
aufschrieb und Mister JayMac gab, damit er es Phoebe und
Miss LaRaina vorlas.
»Dein Daddy muß ja ein Prinz gewesen sein«, sagte Miss
LaRaina.
Ich hab ihn gern gehabt. Er hat mir beigebracht, wie man
Baseball spielt.
»Ein Mann, der seinem Jungen Baseball beibringt, kann doch
kein kompletter Esel sein«, sagte Phoebe. »Was meinst du,
Onkel Jay?«
»Kindchen, ich weiß, was du von Baseballspielern hältst«,
sagte Mister JayMac. »Wie soll ich deine Frage denn
verstehen?«
»War nicht bissig gemeint«, sagte Phoebe. »Überhaupt
nicht.«
»Es gibt sicher Wörter, die weniger verletzend sind als Esel«, sagte Miss LaRaina tadelnd.
»Wie Prinz«, sagte Phoebe. »Ich weiß.«
Miss LaRaina bedachte Phoebe mit einem
rasiermesserscharfen Blick, dann wandte sie sich wieder an
mich. »Lebt dein Daddy noch? Und wenn ja, wo ist er?«
Er lebt. Ein Kerl im Zug (wer, wollte ich nicht wissen) hat gesagt, Daddy würde in Alaska an Flugzeugen arbeiten.
»Soll er daran arbeiten oder fliegt er sie?« sagte Miss
LaRaina. »In deinem Traum hat er doch eins geflogen.«
Aber es stand ja schwarz auf weiß da, was ich meinte. Ich
nickte Mister JayMac zu, und er las noch einmal vor.
Schwamm drüber, daß Dick Boles in meinem Traum eine P-40
Warhawk geflogen hatte. Ich schrieb:
Ich hob vom Baseball auf einer Blechrollbahn geträumt – auf den Alljuten. Ich gegen eine Bodencrew der Air Force.
Baseball im Schnee.
»Davon haste die Laryngitis«, sagte Phoebe.*
»Unser junger Freund lebt, atmet und träumt Baseball«, klärte Mister JayMac die Frauen auf.
Miss LaRaina lehnte sich über das Spitzentischtuch: »Ich
habe gehört, du wohnst in einem Zimmer mit Jumbo Hank
Clerval. Wie gefällt dir das? Was ist er für ein Mann?«
Ein großer Mann. Es gefällt mir da.
Phoebe und Mister JayMac lachten. Aber Miss LaRaina sah
mich weiter prüfend an, als wüßte ich mehr, als ich
aufgeschrieben hatte.
»Mama, Mr. Clerval ist ein großer, gescheiter Mann«, sagte
Phoebe. »Er liest Bücher und schmettert lange Home Runs.
Was willst du sonst noch wissen? Und warum bloß?«
»Mr. Clerval regt die Neugierde an«, sagte Miss LaRaina zu
mir. »Er hat etwas Geheimnisvolles. Und er sieht – na ja –
schrecklich aus, könnte man sagen.«
»Ein Mann kann schrecklich
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