Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Vorstellung.«
»Und es kommt noch schlimmer. Kellens Umtriebe haben das Gleichgewicht zwischen den Welten gestört, der Grund, warum die Grenzen immer durchlässiger werden.«
»Ich habe geglaubt, es liege allein daran, dass ich mich auf den Feenthron gesetzt habe«, sagte Avi.
»Das ist eine weitere Ursache«, stellte Roosevelt leise fest.
Avi studierte wieder die Karte. »Ich verstehe immer noch nicht ganz. Wenn sich die Brücke im Feenreich auf Falcon Island befindet, wohin führt sie dann in dieser Welt? Battersea ist dicht besiedelt. Es wäre doch sicher schon jemandem aufgefallen.« Noch beim Sprechen bemerkte er, dass auf dem Stadtplan eine große, freie Fläche verzeichnet war. »Das Elektrizitätswerk! Das ist die Lösung, oder? Die Brücke endet im Elektrizitätswerk in Battersea!«
Durin klopfte Roosevelt auf den bandagierten Fuß, so dass er einen Schmerzensschrei ausstieß. »Und du hast befürchtet, der Junge könnte hier verdummen«, meinte sie .
»Wie kommst du denn darauf?«, erkundigte sich Avi.
»Meine Begleiterin hat die Bemerkung aus dem Zusammenhang gerissen«, entgegnete Roosevelt. Er wühlte in seiner Tasche, zog eine Hühnerkeule heraus und begann, sie zu verspeisen.
»Achte nicht auf ihn«, meinte Durin. »Avi, du hast recht. Kellens Brücke ist tatsächlich in dem verfallenen Elektrizitätswerk untergebracht. Da es nicht mehr genutzt wird und aus einem von vier hohen Mauern umgebenen leeren Raum ohne Decke besteht, eignet es sich wunderbar als Versteck.«
Avi schloss die Augen und erinnerte sich an die Burgküche, aus der er und Hannah Brucie befreit hatten. Dutzende von flügellosen und verängstigten Elfen waren dort gefangen gewesen. Offenbar hatte Kellen mittlerweile Tausende in seiner Gewalt.
Das also hatte Brucie ihm mitteilen wollen, bevor die Ankunft von Hannahs Mutter sie verscheucht hatte.
»Dem werde ich einen Strich durch die Rechnung machen«, sagte er.
»Wem?«, wollte Roosevelt wissen, ohne von seiner Hühnerkeule aufzuschauen.
»Kellen natürlich. Wir müssen ihm das Handwerk legen und die Elfen befreien.«
»Das Orakel möchte, dass wir nur beobachten.«
»Es ist mir völlig egal, was das Orakel möchte!«, entgegnete Avi und erhob sich von der Bank. »Hier geht es darum, was Kellen im Schilde führt. Für seine Machenschaften gibt es nur einen einzigen Grund. Er baut die Brücke, um mich zurückzuholen und mich zu zwingen, mich noch einmal auf den Thron zu setzen. Aber diesmal wird er zu verhindern wissen, dass ich wieder aufstehe.«
Durin streckte die Hand nach ihm aus. »Avi, ich glaube nicht …«
Avi wich einen Schritt zurück. An seiner Entscheidung war nicht mehr zu rütteln.
»Ich muss ins Feenreich. Nur so kann ich der Sache ein Ende bereiten. Ich werde nicht herumsitzen und warten, bis Kellen mich holen kommt, sondern ihn zum Kampf herausfordern! Es war nur Augenwischerei, mir vorzumachen, die Zustände im Feenreich gingen mich nichts mehr an. Das ist unmöglich, denn Kellen wird nicht lockerlassen, bis er sein Ziel erreicht hat.«
»Kennen wir dieses Ziel wirklich?«, fragte Roosevelt bedrückt.
»Er hat es auf mich abgesehen«, beharrte Avi. »Oder auf Hannah, um auf diese Weise an mich heranzukommen. Deshalb müssen wir ihn stoppen. Falls ihr etwas zustößt …«
»Avi«, unterbrach Durin, »ich bitte dich, es dir noch einmal gründlich zu überlegen. Du hast im Feenreich viele Feinde. Wenn du zurückkehrst, können weder ich noch Roosevelt dich beschützen. In unserer petriviten Gestalt sind wir an die London Bridge gefesselt und haben nicht die Möglichkeit, dir beizustehen, wie wir es geschworen haben.«
»Ich bin lange genug ohne euren Schutz zurechtgekommen. Dann werde ich mich eben auch weiter allein durchschlagen.«
Avi bereute die Worte, sobald er sie ausgesprochen hatte. Durins Miene wurde noch ernster, während Roosevelt eingeschnappt wirkte und seine Hühnerkeule ins Gebüsch warf, als habe er den Appetit darauf verloren. Dennoch ging Avi davon aus, dass die beiden ihn unterstützen würden. Schließlich lag das Recht, die Bedingungen zu bestimmen, bei ihm, während die Wächter durch einen Eid verpflichtet waren, ihm zu helfen, ganz gleich ob sie mit seinem Handeln einverstanden waren oder nicht.
Was ihn viel mehr beschäftigte, war die Frage, wie er es Hannah beibringen sollte.
Kapitel 7
A m nächsten Morgen verkündete Hannah, sie werde den Vormittag an einer Seminararbeit weiterschreiben.
»Wir lesen gerade Die
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