Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Zuklappen des Schnabels erzeugte. Dabei wedelte es mit dem Fischschwanz wie ein begeisterter Welpe.
Hannah umarmte das Wesen und lächelte Avi an.
»Wie wollen wir sie nennen?«, fragte sie.
Kapitel 10
A vi setzte sich neben Hannah auf die Fensterbank und streichelte das Pennapor. Sein Fell fühlte sich mit dem Strich weich und gegen den Strich rauh an, nur dass sich die Strichrichtung ständig zu ändern schien. Es war wirklich ein außergewöhnliches Geschöpf. »Ich habe einmal eines auf der London Bridge beobachtet«, sagte Avi. »Auf der anderen London Bridge.«
»Deine Welt ist voller merkwürdiger Dinge«, stellte Hannah fest.
»Das gilt wahrscheinlich für alle Welten.«
»Was war das eigentlich gerade für ein Auftritt?«, wollte sie wissen. »Als du vorhin ins Zimmer gestürmt bist, dachte ich, du wärst … keine Ahnung. Du hast richtig wütend gewirkt.«
»Ich glaube, das war ich auch.« Sein Zorn war inzwischen vollständig verraucht. Rückblickend betrachtet erschien es ihm albern, dass er Hals über Kopf von Battersea hierher gehetzt war. Und wie hatte er nur annehmen können, dass Hannah sich hinter seinem Rücken mit einem anderen traf? »Hannah, ich finde, wir müssen miteinander reden.«
»Weißt du was? Das finde ich auch.«
Also berichtete ihr Avi alles, was geschehen war, seit sie sich am Vortag am Zoo voneinander verabschiedet hatten. Er begann mit der Begegnung mit Durin und Roosevelt. Hannahs Miene blieb ernst, selbst als er erwähnte, wie komisch es gewesen war, Roosevelt im Teich oder Durin in Frauenkleidern zu sehen.
»Es war von Anfang an klar, dass es uns wieder einholen würde, richtig?«, merkte sie schließlich an, nahm das Pennapor von ihrem Schoß und setzte es sanft auf den Boden.
»Por-da-da-pop«, krächzte das Pennapor und fing an, unter dem Bett herumzuschnüffeln.
»Vermutlich hast du recht«, entgegnete Avi. »Aber ich bin noch nicht fertig.«
Offenbar blickte er ziemlich bedrückt drein, denn seine Niedergeschlagenheit spiegelte sich in Hannahs Zügen wider. Selbst das Pennapor schaute ihn erwartungsvoll an.
»Ich habe Kellen wiedergesehen.«
Hannah erbleichte und schlug die Hand vor den Mund. »Wo?«
»In Battersea. Nachdem Durin mir den Stadtplan gezeigt hatte, musste ich mich einfach selbst vergewissern.«
Hannah schüttelte den Kopf, und ihre Augen wurden feucht. »Das hättest du nicht tun sollen, Avi. Was, wenn …« Sie berührte seine Wange. »O Gott, ich wage gar nicht daran zu denken.«
Er hielt ihre Hand und schilderte ihr, was er im Elektrizitätswerk beobachtet hatte. Beim Zuhören stand Hannah das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Er senkte zögernd den Kopf und fragte sich, wie er es ihr nur beibringen sollte, aber sie kam ihm zuvor.
»Und wann gehst du zurück?«, erkundigte sie sich leise.
»Woher wusstest du das?«
»Ach, Avi, es ist doch offensichtlich. Mir war schon immer klar, dass du es früher oder später tun würdest. Als du beteuert hast, du wolltest deine Mutter nicht wiedersehen, habe ich dir geglaubt. Aber die Sache mit Kellen ist etwas anderes, richtig?«
»Man muss ihm das Handwerk legen.«
»Da bin ich ganz deiner Ansicht. Was er Brucie und den anderen Elfen angetan hat, war bereits unverzeihlich. Die Brücke, die er jetzt baut, wird zu einer Katastrophe führen.«
»Und das alles veranstaltet er nur meinetwegen«, fügte Avi hinzu und spürte, wie wieder Wut in ihm aufstieg.
»Was soll das heißen?«
»Er ist immer noch hinter mir her, um mich auf diesen verdammten Thron zu setzen. Die Brücke ist nur ein weiterer Schritt, um die beiden Welten zu vereinen, und zwar unter seiner Herrschaft. Wenn er das erreichen will, ist und bleibt er auf mich angewiesen. Da kann er so viele Grenzen niederreißen und Gänge zwischen den beiden Welten graben, wie er will. So lange ich nicht auf dem Feenthron sitze und die Prophezeiung erfülle, nützt ihm alles nichts.«
»Damit sich Feenreich und Welt der Sterblichen vereinen, muss der Königin Erstgeborener den Thron besteigen«, deklamierte Hannah.
»Por-bone-pop!«, machte das Pennapor unter dem Bett.
»Und das bedeutet, dass er nicht aufhören wird, mich zu jagen«, stellte Avi fest.
»Es würde mich nicht wundern, wenn er mir auch an den Kragen will«, sagte Hannah. »Und zwar, um auf diese Weise Druck auf dich auszuüben.«
Wenn sie nur geahnt hätte, wie wahr das war.
Offenbar hatte sie seine Gedanken gelesen, denn ihre Augen weiteten sich. »Was verschweigst du
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