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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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Gemälde«, sagte Durin. »Er zeigt nämlich einen völlig anderen Raum als den, in dem Hudson sich aufhält. Es ist ein Zimmer im Feenreich.«
    »Ich blicke da nicht ganz durch«, ließ sich Avi vernehmen. »Aus welchem Grund glaubst du, dass wir dieses Bild benutzen können, während alle anderen gefährlich sind?«
    Durin lächelte, was bei ihm selten vorkam. »Wie ich bereits erwähnte, lag Hudsons Porträt über vierhundert Jahre lang in einem Kellergewölbe. In all dieser Zeit hat niemand es zu Gesicht bekommen. Kein Mensch hat es betrachtet . Also ist es noch so unverbraucht wie an dem Tag, als Rubens es gemalt hat. Und das gilt auch für seine Macht.«

Kapitel 12
    A ls sie mit dem Taxi am Trafalgar Square ankamen, wurde die National Gallery gerade geschlossen, denn es hatte eine Weile gedauert, Roosevelt präsentabel herzurichten und ihn ins Erdgeschoss des Savoy zu schaffen. Die Sonne stand tief am Himmel, so dass die gewaltige Arkade vor dem Kunstmuseum lange Schatten warf. Während Avi, Hannah und Durin den Rollstuhl mit vereinten Kräften die Stufen hinaufschleppten, strömte gerade eine Schulklasse aus dem Gebäude. Die Kinder rannten, gefolgt von einer erhitzten Lehrerin, zum wartenden Reisebus.
    Oben an der Treppe versuchte ein Wachmann, sie aufzuhalten, aber Roosevelt schwenkte ein leeres Blatt Papier und vermittelte dem Mann unter Einsatz der ihm eigenen Überredungskunst, dass es sich hierbei um eine offizielle Genehmigung der Museumsbehörde handelte. Überzeugt, wenn auch ein wenig verdattert ließ der Wachmann sie passieren.
    Avi und Hannah blieben zurück, während Durin – inzwischen bekleidet mit einem langen Mantel, der ebenso formlos war wie sein Morgenrock – den Rollstuhl zum Empfang schob. Roosevelt förderte ein weiteres Blatt Papier aus der Tasche seiner voluminösen Samtjacke zutage und hielt es zwischen den Handflächen. In dem darauf folgenden Gespräch wurde die Frau hinter der Theke immer ungehaltener und deutete wiederholt auf die Uhr an der Wand.
    Als Avi schon befürchtete, Roosevelts legendärer Charme könne seine Wirkungskraft verloren haben, breitete der dicke Wächter weit die Arme aus. Zwischen seinen Fingern baumelte eine lange Kette aus Papierpuppen, die an Händen und Füßen miteinander verbunden waren. Die ärgerliche Miene der Empfangsdame wich einem breiten Grinsen. Sie nahm die Papierpuppen entgegen und betrachtete sie gebannt.
    In diesem Moment streckte Pennie den Kopf aus Hannahs Rucksack.
    »Por-dakadaka-pop«, krächzte sie. Sie entfaltete die Flügel, die schwarz wie Tinte wurden und kleine weiße Punkte bekamen. Dann reckte sie den Hals und hielt ihr Gesicht dicht an das von Avi. Ihre schimmernden Augen starrten ihn an.
    Avi lief ein Schauder über den Rücken.
    »Sie hat recht«, meinte Hannah. »Deine Augen treiben wieder Spielchen, Avi. Sie sind voller Sterne.«
    »Sterne, die auf eine andere Welt hinunterblicken«, sagte Durin und kam auf sie zu. »Bald bist du zu Hause, Avi, und dein Körper weiß es.«
    Sie beobachteten, wie Roosevelt weiter die Empfangsdame becircte.
    »Ich muss mich immer wieder darüber wundern, wie leicht sich Sterbliche von seinen billigen Zaubertricks einlullen lassen«, spöttelte Durin.
    »Äh, vor dir steht eine Sterbliche, falls du das vergessen haben solltest«, entgegnete Hannah.
    »Anwesende natürlich ausgenommen.« Durin verbeugte sich höflich. »Nachdem wir den Empfang hinter uns haben, sollten wir nun auf das Sicherheitspersonal achten.«
    »Das dürfte zu machen sein«, erwiderte Avi.
    »Was ist mit den Überwachungskameras?«, fragte Hannah.
    Durins Miene verdüsterte sich. »Ich muss zugeben, dass ich daran nicht gedacht habe.«
    Sie blickten einander bedrückt an. Avi sah zu, wie sich die Kamera über dem Empfang langsam hin und her drehte. Über der Linse blinkte ein rotes Licht.
    »Kabel«, stieß er hervor.
    »Was?«, fragte Hannah.
    »Erinnerst du dich an den Film, den wir uns angeschaut haben? Der Held hat die Kabel durchgeschnitten.«
    Roosevelt rollte zu ihnen hinüber. »Kabel durchzuschneiden, ist ein Kinderspiel«, stimmte er zu. »Aber vielleicht habe ich eine bessere Idee. Da drüben ist eine ruhige Ecke. Wir wollen die Lage sondieren!«
    Avi schob den Rollstuhl um die Kurve, so dass sie vom Empfang aus nicht gesehen werden konnten. Nun befanden sie sich in einem kleinen Vestibül, in dem sich Kartons mit Broschüren stapelten. An einer Wand verlief ein dicker Kabelkanal, der vom Boden bis zur Decke

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