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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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stand der Mond hoch am Nachthimmel und tauchte das gesamte London des Feenreichs in seinen Schein. Die Silhouette der Stadt setzte sich aus Fachwerkhäusern und Torbögen zusammen, die zeremoniellen Zwecken dienten. Viele Gebäude waren von wildem Wein oder Efeu überwuchert. In manchen wuchsen sogar Bäume, deren Äste aus den scheibenlosen kleinen Fenstern oder durch das strohgedeckte Dach ragten. Hier und da flackerte die Flamme einer Kerze, doch der Großteil der Stadt war dunkel. Die nächtliche Brise trug die Rufe von Tieren, zum Beispiel das Heulen eines Wolfes oder das Kläffen eines Fuchses, heran.
    »Nur eine einzige Brücke«, stellte Hannah fest und sah sich um. Die London Bridge war nur noch als schmale Linie aus brennenden Fackeln auszumachen und wurde beinahe von der Dunkelheit verschluckt. »Es ist mir bis jetzt noch nie so richtig aufgefallen. Das unterscheidet dein London so sehr von meinem.«
    Dein London, dachte Avi. Nun war Hannah die Außenseiterin.
    Inzwischen galt ihre Aufmerksamkeit den neuen Löchern in den Knien ihrer Jeans, an denen sie geistesabwesend herumzupfte.
    »Sie waren bereits zerrissen«, versuchte Avi zu trösten.
    »Ja, aber so, wie ich es wollte«, erwiderte sie.
    Sie kamen gut voran und begegneten unterwegs keinen anderen Booten – insbesondere nicht den Barken mit den roten Segeln, die mit Kellens Grimalkin-Matrosen bemannt waren.
    »Offenbar hat er seine Truppen an Land zusammengezogen«, sagte Avi.
    »Oder er hat eine andere Drecksarbeit für die Grimalkins gefunden«, antwortete Hannah.
    »Leg hier an«, sagte Brucie und wies auf eine kleine Bucht am überwucherten Ufer. »Wir sind da.«
    Sie versteckten das Boot im Schilf, schulterten ihre Rucksäcke und kletterten das steile Ufer zu einem Pfad hinauf, der sich zwischen Trauerweiden hindurchschlängelte. Er mündete in einer mit weißen Steinen gepflasterten Straße, an deren Ende sich ein gewaltiges Wachhaus erhob. Seine Mauern hatten ein rotweißes Schachbrettmuster.
    »Ich glaube, das ist das alte Holbein-Tor«, merkte Hannah an. »In meiner Welt existiert es nicht mehr. Ich kenne es nur aus Büchern.«
    Jenseits des Tors waren die Häuser größer und die Straßen breiter. Obwohl das Whitehall des Feenreichs genauso verfallen und zugewachsen war wie der Rest der Stadt, befürchtete Avi, dass sich Kellens Helfershelfer in den Gebäuden verstecken könnten. Deshalb schlichen sie, angeführt von Brucie, im Schutz der Dunkelheit weiter, ohne ein Geräusch zu machen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.
    »Das Banqueting House«, verkündete Brucie und zeigte auf ein viereckiges Gebäude mit reich verzierter Fassade, das wie seine Nachbarn von Efeu strotzte. Ein Baum war in ein zerbrochenes Fenster hineingewachsen, so dass seine Wurzeln an einer Ecke das Mauerwerk nach oben drückten. Während sie näher kamen, brach ein Schwarm Fledermäuse aus einem der Fenster und flatterte kreischend in Richtung Holbein-Tor.
    Avi nahm Hannahs Hand und begann, die Stufen hinaufzusteigen. Auf halbem Wege bemerkte er, dass Brucie unten zurückgeblieben war.
    »Kommst du nicht mit?«, fragte er.
    »Ich muss ein Versprechen einlösen«, antwortete sie. »An eine Königin.«
    »Meine Mutter?«
    Brucie nickte. »Ich habe es einfach nicht über mich gebracht, ihr mitzuteilen, dass du nicht zurückkehren wolltest. Deshalb habe ich … es vor mir hergeschoben. Inzwischen habe ich zu lange gewartet. Wenn ich jetzt nicht zu ihr fliege, könnte es sein … tja, ich muss eben los.«
    Noch mehr Geheimnisse, dachte Avi, der sofort den Verdacht hatte, dass Brucie ihm etwas verschwieg.
    »Du bist eine Wahrheitselfe, Brucie«, meinte er deshalb. »Gibt es da etwas, das du mir sagen willst?«
    Sichtlich aufgeregt flatterte Brucie hin und her. »Ich habe dich nicht belogen, Avi.«
    »Aber auch nicht alles verraten.«
    »Es gibt Dinge, die du selbst herausfinden musst.« Inzwischen machte sie ein sehr ernstes Gesicht. »Avi, ich bitte dich noch ein letztes Mal. Versöhne dich mit deiner Mutter. Du bist jetzt hier, ganz in ihrer Nähe. Das Schwierigste hast du hinter dir. Verlass das Feenreich nicht, ohne sie wenigstens einmal gesehen zu haben.«
    Avi schloss die Augen. Beim Aufbruch ins Feenreich hatte er ein einziges klares Ziel gehabt: Kellen das Handwerk zu legen. Mittlerweile hatte er die Lage durch seinen Entschluss, seinen Vater aus dem Déopnes zu befreien, bereits verkompliziert. Und nun verlangte Brucie auch noch, dass er Arethusa aufsuchte.
    Doch

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